Mit Ochsen auf Wanderschaft

  14.06.2019 Fricktal

Eva Scheinost erlebte auf dem Kornberg bange Momente

Die 37-jährige Eva Scheinost aus Passau pendelt zwischen einem Leben aus Struktur und einem Leben auf Ochsentour. Die NFZ fand sie auf dem Kornberg, wo Milan notfallmässig einen Arzt brauchte.

Simone Rufli

Eva Scheinost ist erschöpft. Noch nie habe sie erlebt, dass sich ein Rind übergibt. Milan hat es getan. Jetzt geht es ihm besser. Erleichtert streichelt sie dem Ochsen übers Fell. Eben erst hat sie alle Kraft aufgewendet, Milans Hörner festzuhalten, damit ihm der Tierarzt aus Frick eine Spritze setzen konnte. Milans Bauch war voller Gas, derart aufgebläht, dass die junge Frau mit dem schlimmsten gerechnet hatte, als sie am Mittwochmorgen auf dem Kornberg auf dem Zassehaldehof von Looslis um Hilfe bat.

Nach zwei Jahren Pause ist die junge Frau wieder unterwegs – mit den dreijährigen ungarischen Steppenrindern Max und Milan, Hündin Piz und deren Sohn Pepe, dazu ein kleiner Wagen mit dem Nötigsten. Mit Wandern hat die Städterin aus Passau im Frühling 2013 in Ungarn begonnen. Damals mit Ochse Lothar und Hündin Piz. Nachdem Lothar gestorben ist, musste sie pausieren, bis Max und Milan in diesem Frühling ins reisetaugliche Alter kamen. Allzu lange zuwarten durfte sie nicht, immerhin muss sie zwei stattliche Ochsen im Griff haben. Ihren Charakter zu formen, sei einfacher auf Reisen, «wenn sie hineinwachsen in ihre Aufgaben und gleichzeitig jeden Tag pubertäre Energien in Laufen umwandeln und nicht in Blödsinn.» Weil sie auch als Reisende von etwas leben muss, ist die gelernte Steinbildhauerin jeweils fünf Monate im Jahr sesshaft. «Mein Geld verdiene ich immer in der Landwirtschaft.»

Ist es die Lust am Abenteuer, die sie zu diesem Leben geführt hat? «Nein!», sagt Scheinost. «Ich freue mich auf die Zeit, in der das Unterwegssein für Max und Milan zur Gewohnheit wird.» Wandern tue sie, um sich selber, andere Menschen, Berufe, Ansichten und Lebensweisen kennenzulernen. Weil tiefe Freundschaften entstehen und die Welt um sie herum langsamer werde. Obwohl sie die Öffentlichkeit nicht sucht, schreibt sie einen Blog. «Das mache ich, weil die Leute, mit denen ich in Kontakt komme, an meinem Weg interessiert sind.» Wohin sie jetzt geht – sie zuckt mit den Achseln und lächelt.

http://oxnfrau.blogspot.com


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