Hauswirtschaftslehrer mit einer Leidenschaft für das Grillieren
17.06.2019 RheinfeldenRegelmässiger Teilnehmer an Grill-Schweizermeisterschaft
Kuchen oder Muffins auf dem Grill backen – für Robert Russheim aus Rheinfelden ist das kein Problem. Der gelernte Koch arbeitet heute als Hauswirtschaftslehrer und will seinen Schülern die Freude an gutem Essen vermitteln.
Valentin Zumsteg
«Ich habe gedacht, wir könnten zum Gespräch was Kleines essen. So kann ich die Vielfältigkeit des Grillierens zeigen», sagt Robert Russheim. Wenige Minuten später duften die Flamm-Lachs-Baguettes bereits herrlich. Der 55-Jährige ist ein Zauberer am Grill. Im Handumdrehen hat er etwas gebrutzelt. Dabei setzt er mitnichten nur auf Fleisch: Bei ihm kommen Früchte, Spargeln, Muscheln, Pilze und fast jegliches Gemüse auf den Grill. «Sehr fein sind grillierte Bananen mit Honig, vielleicht noch verfeinert mit Ingwer oder Kardamom-Gewürz. Oder eine grillierte Ananas mit rosa Pfeffer – einfach ein Traum», schwärmt Russheim. Es gibt fast nichts, was er nicht auf dem Grill zubereiten kann. «Ich habe so auch schon Kuchen und Muffins gemacht», erzählt er mit einem Lachen.
In den vergangenen vier Jahren hat er sich mit seinen Kreationen immer einen Platz im Final der Schweizer Grillmeisterschaft gesichert. Seine Spitzenplätze waren dort ein vierter und ein siebter Rang. «Es macht Spass, sich mit anderen zu messen und die Jury zu überraschen.»
Zwischen Speisewagen und Grand Hotel
Robert Russheim, der in Unterkulm aufgewachsen ist und heute mit seiner Partnerin in Rheinfelden lebt, hat das Handwerk des Kochens von der Pike auf gelernt. Seine Eltern führten eine Bäckerei. «Schon früh durfte ich Zuhause in der Küche mithelfen. So war für mich schnell klar, dass ich Koch werden will.» Die Lehre absolvierte er in einem Altersheim. Später führte ihn sein Beruf an viele verschiedene Orte. Als Angestellter der Schweizerischen Speisewagen-Gesellschaft kochte er in Zügen der SBB und der Rhätischen Bahn. Auch im Glacier-Express schwang er den Kochlöffel. Sein Weg führte ihn aber auch in zahlreiche Spitzenhäuser der Schweizer Hotellerie, so zum Beispiel das Kulm in St. Moritz oder das Palace in Gstaad. «Ich bin unheimlich neugierig und will immer wieder Neues ausprobieren.»
Eine besondere Erfahrung war seine Anstellung als Koch bei einem reichen Ehepaar im Raum Basel. Zusammen mit einer Haushälterin war er dort für die Küche und den Haushalt zuständig. «Wir hatten jeden Tag Menuplan-Besprechung mit der Hausherrin. Wenn es Gesellschaften gab, dann kam noch ein Butler dazu.» Nach zehn Monaten gab er die Stelle auf. «Ich habe dort viel gelernt. Unter anderem, dass man auf Reiche nicht neidisch sein muss», meint er vielsagend.
Seine nächste Station führte ihn in die Lebensmittel-Industrie. Für Hero arbeitete er in der Entwicklung und Qualitätssicherung. «Wir entwickelten neue Frischgerichte», so Russheim. Danach schlug er einen völlig anderen Weg ein. «Eine Kollegin brachte mich auf die Idee, als Hauswirtschaftslehrer zu arbeiten. Ich habe es versucht und es hat mir gefallen.» Von 2004 bis 2007 absolvierte er berufsbegleitend das entsprechende Studium an der Fachhochschule. Elf Jahre lang arbeitete er in Laufenburg als Hauswirtschaftslehrer, heute ist er in Veltheim tätig. «Wissensvermittlung sowohl an Jugendliche als auch an Erwachsene ist etwas, das mir sehr gefällt.» Das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Kochen und Haushalten erlebt er sehr unterschiedlich: «Es gibt Kinder, die vorher noch nie etwas selber gekocht haben. Andere bringen bereits Vorwissen mit und wollen gefördert werden. Das macht natürlich besonders Spass. Ich will aber allen ein Bewusstsein für gesunde Lebensmittel vermitteln.»
Alles ausser Fenchelsalat
Er selber isst eigentlich alles gerne – ausser Fenchelsalat. «Gutes Essen ist mir wichtig, das muss auch nicht teuer sein.» Filet oder Entrecôte landen bei ihm selten auf dem Grill. Lieber macht er einen Braten oder bereitet weniger edle Stücke zu. Auf seinem Balkon steht auch kein sündhaft teurer Grill, sondern ein einfaches Gerät, das er selber für seine Bedürfnisse angepasst hat. Überhaupt stellt er seine Grills am liebsten selber zusammen. So hat er einen faltbaren Holzkohle-Grill entwickelt, den er je nach Bedarf vergrössern kann. Er ist ideal zum Mitnehmen.
Am liebsten grilliert Russheim mit Holzkohle. Doch wenn die Zeit knapp ist, dann nutzt er einen Gasgrill. Diesen ergänzt er aber mit einer Rauchbox aus Metall, in der ein Stück würziges Holz seinen Duft abgibt und so für den gewünschten Rauchgeschmack sorgt. Neben der Arbeit als Lehrer will er das Grillieren zu seinem zweiten Standbein aufbauen. Er hat schon an zahlreichen Anlässen wie zum Beispiel der Chilbi in Kaiseraugst seine Grillspezialitäten zubereitet und verkauft. «Eine sehr gute Qualität innerhalb kurzer Zeit und zu einem vernünftigen Preis bieten zu können, das ist mein Ziel», sagt Russheim. So kann er noch mehr Zeit dort verbringen, wo es ihm besonders wohl ist: hinter dem Grill.
Tipps von Grillchef Russheim
• Fleisch vor dem Grillieren nur salzen. Die anderen Gewürze erst im letzten Moment auf dem Grill beigeben. Die Gewürze sollen nicht verbrennen.
• Spargeln im Wasser kurz kochen, damit sie knackig bleiben. Dann leicht einölen und auf den Grill legen. Sie sollen Grillspuren bekommen.
• Cervelats nicht einschneiden. So bleiben sie saftig.
• Balsamico eignet sich bestens für einen Überraschungseffekt: sowohl an grilliertem Fleisch als auch an einigen grillierten Gemüsen.

