«Ich weiss nie, was mich erwartet»
02.06.2019 RheinfeldenPolizeiwachtmeister Laurent Engler liebt seinen Beruf. Er ist der Ansprechpartner der Gemeinden im unteren Fricktal bei Grossveranstaltungen. Als Ausgleich zum Beruf arbeitet er auf einem Bauernhof mit.
Valentin Zumsteg
Seine linke Hand schmerzt noch etwas. Bei einem Einsatz im Februar ist Laurent Engler verletzt worden. Ein junger Mann, der unter Drogeneinfluss stand und seine Mutter auf dem Balkon ausgesperrt hatte, wehrte sich gegen einen fürsorgerischen Freiheitsentzug, den die Regionalpolizei durchsetzen musste. Engler erlitt einen Sehnen- und einen Kapselabriss an der Hand. «Das kann passieren», erklärt der Polizist. Die Zahl der Einsätze im Zusammenhang mit psychischen Problemen nehme zu. «Der Druck in der Gesellschaft ist grösser als früher», findet der 38-jährige Polizeiwachtmeister.
«Eine Bereicherung»
Seit 2016 gehört er der Regionalpolizei unteres Fricktal an. Zuvor war er als Kantonspolizist in Basel-Stadt tätig. «Das ist kein Rückschritt, sondern eine Bereicherung. In einem kleinen Korps kommt es auf jeden an. Das gefällt mir. Zudem kenne ich die Leute hier. Die Regionalpolizei ist sehr bürgernah», erklärt Engler, der in Maisprach aufgewachsen ist und heute dort mit seiner Partnerin wohnt. Das untere Fricktal ist ihm also bestens vertraut.
Bei der Regionalpolizei ist er unter anderem Ansprechperson der angeschlossenen Gemeinden bei Grossveranstaltungen. So war er bei der regionalen Gewerbeschau Expo19, die kürzlich in Rheinfelden durchgeführt wurde, zuständig für die Sicherheit. Dazu gehörte er dem Organisationskomitee an. In seiner Funktion hat er ein umfassendes Sicherheitskonzept für den Anlass, der rund 30 000 Besucherinnen und Besucher anlockte, verfasst und umgesetzt. Das Dispositiv umfasste neben der Regionalpolizei auch die Bahnpolizei der SBB, das Grenzwachkorps sowie einen privaten Sicherheitsdienst. Abgesehen von kleineren Vorfällen ist die Expo19 problemlos über die Bühne gegangen. «Das war eine wertvolle Erfahrung für mich. Die Zusammenarbeit von Gewerbe, Polizei- und Sicherheitsorganisationen und der Gemeinde hat einwandfrei funktioniert», so Engler.
«Eine gewisse Risikobereitschaft»
Solche Aufgaben gefallen ihm. Überhaupt stellt er sich gerne neuen Herausforderungen. Engler hat ursprünglich Anlagen- und Apparatebauer gelernt. «Das Bodenständige und Handwerkliche entspricht mir.» Nach der Lehre arbeitete er zuerst bei der ABB und später bei Sulzer Burckhardt als Werkstattchef Turbinenbau und Lehrlingsausbildner. Als Nebenjob war er bei einer Sicherheitsfirma tätig. «Der Umgang mit Menschen hat mir immer gefallen. Zudem verfüge ich über eine gewisse Risikobereitschaft», schildert Engler. Neben dem Ordnungsdienst war er auch im Personenschutz im Einsatz, zum Beispiel bei grossen Anlässen des Weltfussballverbandes Fifa in Zürich. «Dort hatte ich immer auch Kontakt mit der Polizei.» Mit 29 Jahren entschied er sich dann, selber Polizist zu werden. Er absolvierte die Polizeischule in Hitzkirch und begann als Kantonspolizist in Basel.
«Ich habe den Entscheid, Polizist zu werden, nie bereut. Das ist ein Traumberuf für mich. Ich weiss am Morgen nie, was mich erwartet. Es bleibt spannend.» Er hat sich laufend weitergebildet, unter anderem ein Nachdiplomstudium in Konfliktmanagement absolviert. Heute gehört er mit einem Pensum von 20 Prozent selber zu den Ausbildnern an der interkantonalen Polizeischule. Er unterrichtet polizeiliche Handlungsgrundsätze und Einsatztaktik. «Es ist schön, wenn man zur fachlichen Entwicklung der jungen Polizisten beitragen kann», so Engler. Ganz auf die Karte Instruktor möchte er aber nicht setzen. «Wenn man nicht mehr auf der Strasse im Einsatz ist, dann verliert man den Bezug zur Praxis relativ schnell.»
«Misten und Holzen als Psychohygiene»
Der Beruf des Polizisten ist in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden. «Die Leute sind heute nicht per se gewaltbereiter, aber der Ungehorsam gegenüber Anordnungen hat deutlich zugenommen. Die Zeiten, als ein Polizist als Respektsperson wahrgenommen wurde, sind vorbei.» Kommt hinzu, dass Drogen und Alkohol überall leicht zugänglich sind. «Crystal Meth und andere Drogen findet man heute auch in kleinen Dörfern.»
Als Ausgleich zu seinem Beruf treibt Laurent Engler viel Sport. Er macht Krafttraining und joggt. «Ich bin sehr naturverbunden und kenne viele Bäume, Pilze und Pflanzen.» Gerne und regelmässig packt er auf dem Bauernhof eines befreundeten Paares in Magden mit an. «Ich mache alles, was anfällt. Das Misten im Stall oder das Holzen im Wald sind für mich die beste Psychohygiene nach einem anstrengenden Berufsalltag.»