Ernst Frey, der Dritte

  08.05.2019 Kaiseraugst

Ausser für das Bauen hat er eine Passion für den FCB und für Alaska

Der Name Ernst Frey steht in grossen Lettern auf den grünen Lastwagen, die uns im Fricktal fast täglich begegnen. Es ist das Firmenlogo des Kaiseraugster Bauunternehmens. Es ist aber auch der Name einer Unternehmer-Dynastie: Ernst Freys Grossvater war der Gründer des Unternehmens, sein Nachfolger hiess ebenfalls Ernst Frey und auch der Mann, der heute als Verwaltungsratspräsident an der Spitze des Unternehmens steht, trägt diesen Namen.

Edi Strub

«Wir sind stolz auf diese Tradition und sie ist uns eine Verpflichtung», bekennt Verwaltungsratspräsident Ernst Frey beim Gespräch am Firmensitz. Die Ernst Frey AG ist eine mittelgrosse Firma mit, im Sommer, fast vierhundertfünfzig Leuten im Einsatz. Viele von ihnen arbeiten seit zwanzig, dreissig oder gar vierzig Jahren bei der Ernst Frey AG. «Wir pflegen das», sagt Ernst Frey. «Jedes Jahr geht der ganze Verwaltungsrat auf jede Baustelle und spricht mit den Polieren, Bauführern und Arbeitern. Wir wollen wissen, was gut funktioniert und wo allenfalls der Schuh drückt.» Das gehöre zum Stil der freyschen Unternehmensführung.

«Überraschend» gewählt worden
Ernst Frey, der Dritte, wie man ihn nennen könnte, hat an der ETH in Zürich Bauingenieur studiert und später dann auch die operative Leitung des Unternehmens übernommen. Nun aber sei die CEO-Funktion anderen Personen anvertraut. Es sei gut, wenn die tägliche Leitung und die strategische Führung in verschiedenen Händen lägen, sagt Ernst Frey.

Ernst Frey und sein Cousin Simon Schmid bilden in dritter Generation seit vielen Jahren den Verwaltungsrat der Firma. Nun klopft bereits die vierte Generation an die Tür. Im Verwaltungsrat vertreten sind seit einiger Zeit auch die Tochter von Ernst Frey – Franziska Frey – sowie ihre Coucousine Pascale Jaccard-Schmid. «Ich habe nie Druck auf Franziska ausgeübt, damit sie in unser Geschäft einsteigt. Sie ging zuerst in eine andere Richtung und hat Germanistik und Anglistik studiert», sagt Ernst Frey. Sie sei sehr sprachbegabt und hätte auch anderes machen können, am Ende aber habe sie sich doch fürs Geschäft der Familie entschieden.

Ernst Frey war lange Zeit auch aktiver Politiker. 1981 wurde er für die SVP in den Aargauer Grossen Rat gewählt – zu seiner eigenen Überraschung, wie er lachend feststellt. 1995/96 war Ernst Frey dann sogar Grossrats-Präsident und als solcher natürlich sehr gefordert. Er habe nicht nur die Ratssitzungen geleitet, sondern auch an Hunderten von Veranstaltungen teilgenommen. Es gebe in der Schweiz eine unglaubliche Anzahl von Leuten, die sich für irgendetwas engagierten – als Samariter, als Schützen, als Turner, Fischer oder Altenpfleger. Das habe ihm sehr gefallen und er habe an ihren Anlässen Dutzende von Ansprachen gehalten.

Mühe mit eigener Partei
In letzter Zeit hat Ernst Frey allerdings etwas Mühe mit seiner Partei. «Sie ist thematisch zu einseitig aufgestellt», bemängelt er. Als Unternehmer könne er zum Beispiel nicht verstehen, wie man gegen die bilateralen Verträge sein könne.

Schon als junger Bursche war Ernst Frey ein leidenschaftlicher Anhänger des FC Basel. «Ich erinnere mich noch genau, wie ich als junger Bursche mit dem Ohr dicht am Radioempfänger den Cup-Final Basel gegen GC (1963) verfolgte. Basel siegte 2:0 und damit war es um mich geschehen. Ich ging in der Folge an jedes Heimspiel des FCB und später auch an die Auswärtsspiele im Cornaredo in Lugano, im Hardturm in Zürich und so fort.» Ernst Frey ist mit der FCB-Legende Karli Odermatt befreundet. Mit ihm tauscht er gerne Erinnerungen aus über besonders dramatische Spielszenen – Ernst Frey aus Zuschauersicht, Karli Odermatt als ehemaliger Spieler auf dem Rasen.

Passionierter Fischer
Die grösste Passion Ernst Freys ist aber seit einiger Zeit die Fischerei. Angefangen hat auch das in seiner frühen Jugendzeit am Violenbach in Kaiseraugst. Da gab es Forellen, die der junge Frey mit etwas Glück aus dem Wasser zog. Heute fischt Ernst Frey vor allem in der Wildnis im fernen Alaska. Jedes Jahr fliegt er für ein paar Wochen dorthin, um abzuschalten. «Wenn ich in Alaska ankomme, bin ich wie in einer anderen Welt. Es gibt keine Telefonverbindung mehr, ich weiss nicht, was auf der Welt und im Geschäft in Kaiseraugst passiert.» Früher habe er in den Ferien jeden Tag angerufen, um sich nach dem Gang der Dinge zu erkundigen. Heute mache er das nicht mehr. Er sei für Wochen einfach weg. Er vertraue den Verantwortlichen in Kaiseraugst zu hundert Prozent. Er liege dann in einem Zelt oder einer Blockhütte weit weg von jeder Strasse und Telefonverbindung und fische. Oft mit zahlreichen Bären in der Umgebung. Er empfinde keine Angst vor diesen mächtigen Tieren, aber Respekt. Man dürfe nichts tun, was sie anlocken könnte. Lebensmittel dürfen nicht am selben Ort verwahrt sein, wo man schlafe.

In dieser Wildnis ein paar Wochen zu leben, im Gummiboot rumzupaddeln und zu fischen, sei einfach grossartig. «Ich betrachte es als ein grosses Privileg, dass ich das jedes Jahr machen kann.»


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