Die Laufenburger Fischer feiern

  20.05.2019 Laufenburg

Heute steht bei den Fischern nicht mehr der Fang im Vordergrund, sondern die Erholung in der Natur. Deshalb engagiert sich die Fischerzunft für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller wasserbezogenen Lebewesen.

Bernadette Zaniolo

Vom Balkon ein wunderbarer Blick auf den Rhein und den Garten. Das ist das Zuhause von Fredy Künzli. In der Altstadt von Laufenburg. Seit 25 Jahren engagiert er sich im Zunftrat der Fischerzunft der Stadt Laufenburg. Die letzten neun Jahre als Zunftmeister. Künzli hat seinerzeit das Präsidium von Ruedi Erne übernommen; davor standen Georg Leber und der Drogist Erich Scholl dem Verein vor. Die Zunft wurde am 1. Oktober 1919 in der «Probstei» gegründet. Es war jedoch die «Wiedergründung eines Vereins, des durch den Krieg aufgelösten Angelclubs», so der damalige Beschrieb des Traktandums. Nach «reger» Diskussion wurden auch die Statuten genehmigt.

Die Fischerzunft der Stadt Laufenburg wurde von zehn Zunftbrüdern (damals waren es noch ausschliesslich männliche Mitglieder) ins Leben gerufen. Doch die Zahl der Aktivmitglieder stieg an; in den besten Jahren waren es mehr als 300 Personen. «Früher ging man wegen einer Mahlzeit zum Fischen», weiss Künzli, der seit 45 Jahren in der Zunft ist. «Mein Vater konnte das Wasser lesen», erzählt der heute 70-jährige Künzli voller Freude. Man spürt es förmlich; die Erinnerungen an frühere Zeiten sind wieder präsent. Dort unter den Kastanienbäumen, erzählt Künzli, beim heutigen Pontonierdepot, wurde so mancher Hecht gefeumert. «Heute steht die Erholung im Fokus und nicht mehr der Fang», sagt der gelernte Bäcker-Konditor Künzli. Die Verbundenheit zu Laufenburg, dem Rhein, dem Fischen und der Zunft ist auch eine Familiengeschichte. So war das Geschlecht Künzli bereits im Gründungsjahr 1919 in der Zunft vertreten.

Der Fischerfrass
Beim Durchblättern des alten Protokollbuches fallen zwei Sachen auf; einmal die alte Schrift, die heute schwer zu lesen ist, aber auch in späteren Jahren die «Schönschrift» des Protokollführers Kurt, dem Bruder von Fredy Künzli. Auch so manch Humorvolles. Beispielsweise vom ersten «Fischerfrass», dem Jahresschlusshock. Zu diesem Mahl steuerten einige Zünftler verschiedene Fische bei. Die Mengen wurden protokolliert und auch wer der «Lieferant» war. Mit ihrer Unterschrift auf einer Serviette wollten sich die Teilnehmer in den Analen verewigen, bevor sie sich auf den Heimweg machten. «Punkt 2.30 Uhr war Aufbruch und mehr oder weniger senkrecht ging es nach Hause», heisst es da weiter im Protokollbuch. Dieses mit Handschrift geführte «Geschichtsbuch» hat der Historiker Linus Hüsser nun im Auftrag der Fischerzunft der Stadt Laufenburg digital erfasst. Die oben erwähnte Serviette ging gemäss Fredy Künzli verloren.

www.fischerzunft-laufenburg.ch


Fischessen und Jubiläumsveranstaltung

Das 100-jährige Bestehen der Fischerzunft der Stadt Laufenburg wird am Donnerstag, 6. Juni, im Alten Zeughaus, gefeiert. Wie Zunftmeister Fredy Künzli sagt, seien etwa 50 Gäste eingeladen worden. Darunter sind Vertreter befreundeter Fischervereine, vom Kanton, vom Natur- und Vogelschutzverein, von den beiden Kraftwerken in Schwaderloch/Leibstadt (Radag) und KW Laufenburg, ehemalige Zunftratsmitglieder sowie alle Ehrenmitglieder. Die Zunftmitglieder erhalten am Hauptbot ein Präsent. Die Besucher des 35. Fischessens, welches am Freitag, 7., Samstag, 8. und Sonntag, 9. Juni durchgeführt wird (im Alten Zeughaus), werden ebenfalls profitieren. Pro Portion Fisch gibt es einen Preisnachlass von zwei Franken. (bz)


Der erste Zunftrat

Im Gründungsjahr 1919 gehörten dem Zunftrat F. Kopp (Zunftmeister), Rudolf Egli (Vizezunftmeister), Hermann Rümmele (Säckelmeister/Kassier), Johann Marbot (Zunftschreiber) und Wilhelm Kössler (Byrat bzw. Beirat) an. (bz)


19 Kilometer Gewässer

Die Fischerzunft der Stadt Laufenburg besteht zur Zeit aus 127 Mitgliedern. In seiner «Blütezeit» hatte sie sogar mehr als 300 Aktivmitglieder. Die Zunft ist Pächterin der Aargauischen Fischereireviere Nr. 6 und 7 – vom Kraftwerk Laufenburg bis zur Einmündung der Aare in den Rhein (bei Koblenz); einer Strecke von zirka 19 Kilometern. «Neben der Sportfischerei liegt unser Augenmerk auf der Renaturierung und Verbesserung der Lebensbedingungen für alle wasserbezogenen Lebewesen», heisst es im Festführer, welcher in einer Auflage von 5500 Exemplaren gedruckt und in den nächsten Tagen verteilt wird. In diesem wird auch beschrieben, mit welchen Massnahmen und welche Lebewesen davon profitieren. (bz)


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