Wie weiter mit dem Atommüll?

  25.04.2019 Nordwestschweiz

Mitgliederversammlung von Pro Bözberg

Die Versammlung in Oberbözberg befasste sich einmal mehr kritisch mit den Themen «Tiefenlagerstandort für radioaktive Abfälle» und «Waldbewirtschaftung».

Max Weyermann

OBERBÖZBERG. Wie Präsident Otto H. Suhner gleich zu Beginn der von rund hundert Personen besuchten Versammlung betonte, bleibt die schonende Waldbewirtschaftung weiterhin ein prioritäres Anliegen des Vereins. Dieser zählt aktuell 1716 Mitglieder aus nah und fern und setzt sich seit seiner Gründung vehement für die Erhaltung des zwischen den Zentren Zürich und Basel liegenden Erholungsraums ein. Suhner hielt unmissverständlich fest, dass die aktuelle Art einer falsch verstandenen «Bewirtschaftung» mit grossflächigen und radikalen Holzschlägen in einem eidgenössisch geschützten BLN-Gebiet sowie in Waldund Landwirtschaftsschutzgebieten von kantonaler Bedeutung unverantwortlich sei und so nicht hingenommen werden könne. Mitte 2018 hat Nathalie Detsch die Nachfolge von Martina Bräutigam als Geschäftsführerin übernommen. Nach ihrer Vorstellung und der Behandlung der finanziellen Traktanden stand das Wahlgeschäft auf dem Programm. Nach 17 Jahren Vorstandstätigkeit trat Werner Hunziker zurück und wurde mit dem besten Dank sowie mit Geschenken verabschiedet. Zudem musste die Versammlung in absentia von der Demission von Vorstandsmitglied Heiner Keller Kenntnis nehmen. Ihre Bestätigung für eine weitere Amtsperiode erhielten Präsident Otto H. Suhner, Vizepräsident Kurt Bräutigam, Aktuar Raphael Haltiner, Kassier Max Stähli und die Mitglieder René Müller, André Lambert und Theo Sonderegger. Für die Ergänzung des Vorstandes sind nun neue Kräfte gefragt. Unsicherheit in Endlager-Frage

Als diesjähriger Gastreferent ging Walter Wildi auf das Thema «Vom KKW zum Tiefenlager» ein. Der Geologe ist Professor an der Universität Genf. Zudem war ein in verschiedenen nuklearen und geologischen Fachgremien tätig. Wildi hielt unter anderem fest, dass man in der Schweiz bereits seit fünf Jahrzehnten mit grossem Aufwand nach einer Lösung für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen suche, bisher ohne konkretes Ergebnis. Im Fokus stehen nach wie vor die Standorte Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost (Weinland). Ob es angesichts der technischen Probleme dereinst einmal zu einer dauernden geologischen Endlagerung kommen werde, sei ungewiss. Weltweit werde in Tat und Wahrheit die zeitlich unbegrenzte Zwischenlagerung praktiziert. Gemäss Sachplanverfahren wäre jedoch die ursprünglich für die 1990-er-Jahre geplant gewesene Inbetriebnahmen der Lager ab 2050 (schwach- und mittelradioaktive Abfälle) und noch später (hochaktive Abfälle) vorgesehen. Wie der Verein Pro Bözberg hält auch Walter Wildi fest, dass sich ein Standort in der Schweiz allein an dessen Sicherheit orientieren müsse und nicht an der politischen Machbarkeit. Im Gebiet Bözberg (Jura Ost) wären nach seiner Meinung geologische Nutzungskonflikte und wohl ein Scheitern des Projektes vorprogrammiert. Ein weiteres Problem sind die stetig steigenden Kostenprognosen für die Stilllegung der Kernkraftwerke und der Entsorgung. Während der Aufwand 1983 noch auf 2 Milliarden Franken geschätzt worden war, liegt man heute schon bei mehr als 25 Milliarden. Der Referent wies auch darauf hin, dass auch eine Lösung im und mit dem Ausland Sinn machen könnte. «Unsere für den Abfall verantwortliche Generation sollte die Angelegenheit nicht auf unsere Nachkommen abschieben», so Wildi. Im Zusammenhang mit der ganzen Problematik wird der Vorstand von Pro Bözberg Ende Mai 2019 die beiden für die nukleare Entsorgung in Frankreich zentralen Anlagen Felslabor für hochradioaktive in Bure und Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Centre de l’Aube auf eigene Kosten besuchen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote