Nicht alles Gold, was glänzt

  18.04.2019 Möhlin

Es glänzt im kleinen Auffangbecken unter der Oberfläche. Es sind Goldfische, die an diesen Ort gar nicht hingehören.

Ronny Wittenwiler

«Schon wieder», schreibt ein Leser der NFZ. «Schon wieder hat dort jemand Goldfische ausgesetzt.» Ein Augenschein vor Ort bestätigt: Im Auffangbecken, direkt neben der Industrieumfahrung auf unmittelbarer Höhe der Bahnunterführung, tummelt sich ein Schwarm kleiner Goldfische. Das Becken dient als Sammler für die Strassenentwässerung. Die Rede ist von einem sogenannten «Absetzbecken», der Untergrund ist aus Beton, weil das mit Schlamm und anderen Sedimenten versetzte Wasser dort nicht versickern darf.

«Später waren es über hundert Exemplare»
Das Becken, also weder Teich noch Weiher im eigentlichen Sinne, dient trotzdem als Auffangstation für nicht mehr erwünschte Zierfische. Ob die sich nun tummelnden Goldfische tatsächlich frisch eingesetzt worden sind, ist allerdings fraglich. Immer wieder wurden hier Goldfische beobachtet. Roland Jegge, der für diesen Rayon zuständige kantonale Strassenmeister, sagt: «Vor vier oder fünf Jahren schwammen in diesem Absetzbecken bereits Goldfische, die jemand ausgesetzt haben muss. Anfangs zählten wir rund dreissig oder vierzig Stück, später waren es über einhundert Exemplare in Grössen bis zu zehn Zentimetern.» Die nun knapp fingerlangen Goldfische könnten somit auch eigener Nachwuchs sein. «Soviel ich weiss, war nämlich selbst im vergangenen Hitzesommer das Wasser in diesem Becken nie ganz verdunstet.»

Goldfische werden getötet
Zwar dürften die Goldfische in diesem geschlossenen Becken keine Bedrohung für die Fauna darstellen, wie das in anderen natürlichen Weihern oder Teichen allerdings der Fall ist – weil das Becken ohnehin bloss einen technischen Zweck erfüllt. Fakt ist aber: Die Goldfische gehören nicht an einen solchen Ort. «Nicht einheimische Fische auszusetzen, ist verboten», sagt Samuel Gerhard, Fachspezialist Jagd und Fischerei beim Kanton. «Und selbst ein Besatz einheimischer Fischarten bedarf einer Bewilligung der Fachstelle.»

Dass mit dem Aussetzen der Goldfische an diesem Ort eine falsch verstandene Tierliebe betrieben wird, zeigt sich daran: In absehbarer Zeit wird das Becken im Rahmen einer periodischen Reinigung ohnehin wieder komplett entleert werden müssen. Möglich wäre es zwar, diese Fische in einem privaten, geschlossenen System zu halten. In einem klassischen Gartenteich zu Hause also. Oft sei es dann so, sagt Gerhard, dass aufgrund starker Vermehrung die Fische zu lästig werden und sie die Besitzer erneut heimlich aussetzen. «Das Goldfischproblem ist im Kanton allgegenwärtig», sagt Gerhard, in hunderten von öffentlichen Gewässern werden sie illegal ausgesetzt, weil man es vermeintlich gut meine mit den Fischen. Oft müssen diese Gewässer dann aber elektrisch abgefischt werden. Die Goldfische werden betäubt, dann getötet.


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