Immer mehr Asiaten entdecken den «Chriesiwäg»

  12.04.2019 Gipf-Oberfrick

Nicht alle halten sich ans Tretverbot

Sie kommen in Scharen nach Gipf-Oberfrick und feiern die Zeit der Kirschblüte. Japaner machen neuerdings einen Grossteil der Besucher aus. Nicht alle aber wissen, dass man Wiesen von April bis Ende Oktober nicht betreten sollte.

Simone Rufli

«Solche Bilder möchten wir gerade nicht», sagt Gemeindeammann Regine Leutwyler. Mit «solche Bilder» meint sie Fotos von Asiaten – vielfach Japanern – die mitten in der Wiese unter Kirschbäumen picknicken. «Seit letztem Jahr hat es enorm zugenommen mit Besuchern asiatischen Ursprungs.»

Das Kirschblütenfest ist einer der Höhepunkte im japanischen Kalender. Die Kirschblüte steht als Symbol für vollkommene Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Seit mehr als tausend Jahren Tradition in Japan, gefeiert auch in China, Thailand oder Korea, schwappt das Ritual immer mehr nach Europa über. Die Blütezeit dauert rund zwei Wochen, die Erntezeit dann nochmals zwei bis drei Wochen. Danach kehrt auf dem «Chriesiwäg» wieder Ruhe ein. Wanderer hat es das ganze Jahr über. Sanfter Tourismus, von dem die Region profitiert.

Im Moment ist es nicht ganz so sanft. Seit ein Artikel über den «Chriesiwäg» nun auch noch im Reisemagazin «Via» erschienen ist, stellt auch Verena Buol an der Saft-Bar von Arbovitis einen noch grösseren Ansturm fest. Als «Schweiz Tourismus» den Weg im letzten Jahr bewarb, habe man das auch gespürt, «aber noch nicht in dem Ausmass». Leutwyler betont: «Wir weisen die Bevölkerung jedes Jahr darauf hin, dass man ab dem 1. April bis zum 31. Oktober nicht über Wiesen und Äcker laufen soll.» Weil das auswärtige Besucher nicht erreicht, wurden erste Massnahmen getroffen: Auf dem Gemeindeplatz und bei Familie Hinden wurden grosse Tafeln aufgestellt und bei Posten auf dem Weg selber wurden Flyer in deutscher und englischer Sprache angebracht mit Verhaltensregeln.

Am letzten Samstag hat der Naturund Vogelschutzverein am «Chriesiwäg» zwei Hochstammbäume gepflanzt. Dabei seien japanische Staatsangehörige darauf angesprochen worden, wieso sie durch die Wiesen laufen. «Es war ihnen überhaupt nicht bewusst und sie haben sich zehnmal entschuldigt», erzählt Leutwyler. Die letzten beiden Wochenenden war sie – zusammen mit Mitarbeitern vom Jurapark – als Ranger und Landschaftsführerin unterwegs. «Am letzten Sonntag sind allein zwischen 11 und 14 Uhr 250 Besucher gezählt worden. Auf den Tag verteilt werden es gegen 500 gewesen sein.» Die Bauern zeigten viel Verständnis. «Am meisten stört sie der Abfall in den Feldern. Das Gras ist noch nicht so hoch und wird sich erholen.»

«Ohne Hilfe vom Bauamt wäre es undenkbar», sagt Leutwyler. «Die Mitarbeiter entsorgen den Abfall und pflegen den Weg. Sozialhilfeempfänger lesen den Unrat auf. Für die Feuerstelle wird Holz bereit gestellt, das WC wird gereinigt.» Die vielen Besucher und positiven Feedbacks seien der Lohn für diesen Einsatz.


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