Herz und Füsse tanzen im Takt

  13.04.2019 Persönlich

Tradition mit Freude bewahren, pflegen und lebendig halten

Erika Frey leitete seit 1993 die Volkstanzgruppe Mettauertal. In diesen 25 Jahren übte sie unzählige schöne und urchige Schweizer Volkstänze mit den Mitgliedern ein.

Charlotte Fröse

LEIBSTADT. Die Röcke der Fricktaler Festtags-, Sonntags- oder Werktagstrachten sind präzise gefaltet, die Mieder und die Korsagen sitzen und wenn die Trachten fertig angezogen sind, geht es auf den Tanzplatz und die Mitglieder der Volkstanzgruppe Mettauertal schwingen mit viel Freude und zu lüpfigen Rhythmen das Tanzbein. Das machen die heute 14 Frauen und zwei Männer fröhlich und mit Spass schon seit nahezu 35 Jahren. Die heute 75-jährige Erika Frey ist seit der Gründung der Volkstanzgruppe Mettauertal im Jahr 1984 unter den Tänzern. Zunächst trafen sich einige Volkstanzbegeisterte zu einem Schnupperkurs in Wil und kurz darauf gründeten sie den Verein und ab da war Erika Frey mit dabei. In der Gruppe getanzt hat Erika Frey aber schon mit viel Freude und zusammen mit gleichaltrigen, in ihrer Jugend. 1967 heiratete sie und zog zu ihrem Mann Werner nach Leibstadt. Als sie Jahre später davon erfuhr, dass in der Region eine Tanzgruppe gegründet werden sollte, war sie sehr froh, denn sie hatte das Tanzen nach ihrer Heirat in der neuen Heimat schon lange vermisst, wie sie betont. Obwohl es neben der Arbeit auf dem Hof nicht einfach für sie gewesen sei, Zeit für das Tanzen aufzubringen, blieb sie vom Anfang bis heute der Gruppe treu. Leider sei es ihr aber nicht gelungen, weder ihren Mann oder ihre vier Buben für das Tanzen zu begeistern.

Nachdem die ursprüngliche Leiterin vor nunmehr gut 25 Jahren ihre Tätigkeit aufgab, trat der Vorstand an Erika Frey mit der Bitte heran, die Leitung der Tanzgruppe zu übernehmen. Davor hatte die begeisterte Tänzerin schon öfters beim Erlernen der Tanzschritte geholfen und so sagte sie zu. Seit 1994 leitet sie nunmehr die Gruppe.

Kopf und Füsse bei der Sache haben
Ein Volkstanz ist gar nicht so einfach, denn jeder Tanz hat seine eigenen Schritte. Die Tänze seien sehr anspruchsvoll und man müsse «den Kopf bei der Sache haben», betont Erika Frey. Volkstänze bestehen aus verschiedenen Tanzfiguren, Schritten und Tanzfolgen. Zusammen mit der Volksmusik bilden sie eine untrennbare Einheit. Die Mitglieder tanzen nach teils überlieferten Choreografien, die darüber hinaus jedoch heutzutage mehr Variationen und Figuren enthalten als noch zu ihren Entstehungszeiten. Eine weitere Herausforderung ist dass man während eines Tanzes mit immer wechselnden Partnern tanzen muss.

Ihr grosses Wissen rund um den Volkstanz und die Fülle von Choreografien hat sich Erika Frey selbst erarbeitet oder in Kursen bei der kantonalen Trachtenvereinigung in Brunegg neu erlernt. In den Übungsstunden daheim im Mettauertal hat sie stets versucht, Abwechslung in die Proben zu bringen und bereits Erlerntes wie Neues miteinander kombiniert.

Über die gesamten 25 Jahre ihrer Tätigkeit als Leiterin hat Erika Frey Buch geführt. Darüber was in den Übungsstunden erarbeitet wurde und auch die Auftritte und die dabei gezeigten Tänze sind fein säuberlich in den Büchern aufgeführt. In munterer Folge reihen sich Polkas wie die «Torte Polka», oder der Tanz «Wy vum Steinersteg», der in der Taktart Schottisch angegeben ist, sowie Märsche wie der «Alewander» munter hintereinander. Sehr beliebt bei den Tänzern aus dem Mettauertal sind zudem Tänze mit den Titeln «I de Mühli», «Der Nagelschmied» oder «Heuerball». Allesamt schöne Schweizer Volkstänze, die von der Trachtengruppe schon oft öffentlich aufgeführt wurden und immer wieder in den Übungsstunden aufgefrischt werden. Beim Tanzen in den Trachten wird es schnell ziemlich warm, deshalb wird immer in normalen Kleidern und zu CD-Aufnahmen geübt. «Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn ein Tanz nach vielem Üben ganz plötzlich klappt», freut sich Erika Frey.

Immer wieder besonders schöne Erlebnisse
Der erste öffentliche Auftritt der Volkstanzgruppe Mettauertal unter der Leitung von Erika Frey war 1995, bei einem Fest in der Wiler Trotte, erinnert sie sich. Viele weitere Auftritte folgten, beispielsweise an Heimatabenden oder Dorffesten in der Region. Aber nicht nur in der näheren Umgebung schwangen die Tänzer aus dem Mettauertal das Tanzbein, wie Erika Frey berichtet. Ganz besondere Tanzerlebnisse bot für die Tanzgruppe bereits schon zweimal das rund alle zwölf Jahre stattfindende grosse Unspunnenfest in Interlaken, das Schweizerische Trachten- und Alphirtenfest schlechthin. Beim heute wohl grössten Treffen der Traditionen in der Schweiz werden neben anderen Darbietungen, zusammen mit vielen Tanzbegeisterten auch bekannte Tänze gemeinsam aufgeführt. «Das war jedes Mal ein ganz besonders schönes Erlebnis», schwärmt Erika Frey. Auch über die Grenze ins Deutsche, nach Waldshut, reisten die Mitglieder schon, um Feste wie der Waldshuter Chilbi mit ihren Tänzen zu bereichern. Viele schöne Erinnerungen verbindet Erika Frey auch mit dem 25-Jahre-Jubiläum der Tanzgruppe mit damals 18 Frauen und zwei Männern, das im April 2010 mit Tanz, Musik, Gesang, Jodel und Gebet in der Kirche von Gansingen gefeiert wurde.

Erika Frey, bedauert, dass sie seit einiger Zeit aus gesundheitlichen Gründen etwas langsamer treten muss. Aber aufgeben will sie den Volkstanz dennoch nicht, betont sie. Erika Frey hofft, dass sich bald eine neue Leiterin oder ein Leiter für die Gruppe finden wird. Auch wäre es schön, wenn sich weitere und auch noch einige jüngere Mitglieder finden liessen, die die Liebe zum Volkstanz verbindet. Jeden Donnerstagabend um 20.15 Uhr findet jeweils im Untergeschoss der Turnhalle Mettau die Tanzprobe statt. Mittänzer sind herzlich Willkommen.


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