Auf Station mit Woody und Lucky

  20.04.2019 Laufenburg

Seit Februar leben Woody und Lucky im Pflegeheim des Gesundheitszentrums Fricktal (GZF) in Laufenburg. Die beiden Katzendamen haben längst die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner, des Pflegepersonals sowie der Besucher erobert.

Susanne Hörth

Oft sind es die kleinen Dinge, die im Alltag Schönes bewirken. Im Falle des Pflegeheimes des Gesundheitszentrums Fricktal in Laufenburg kommt dieses Schöne gleich im Doppelpack und auf samtenen Pfoten daher. Seit Februar leben die beiden Katzendamen «Woody» und «Lucky» im zweiten Stock der Pflegeabteilung. «Die hatten sie schon», lacht Natascha Heid, Fachfrau Gesundheit, auf die männlichen Namen der beiden Büsis angesprochen. Sie hat Lucky auf dem Arm und bückt sich, damit eine ältere Dame im Rollstuhl das Tier mit dem lustigen schwarzen Fleck auf der Nase streicheln kann. «Ich hatte früher auch immer Katzen. Ich mag sie sehr.» Und ja, sie findet es sehr schön, dass es nun im Pflegeheim ebenfalls welche hat. «Sie haben auch überhaupt keine Angst vor dem Rollstuhl. In meinem Zimmer legen sie sich sogar regelmässig bei mir aufs Bett.» Das störe sie überhaupt nicht. Im Gegenteil. Es freut sie.

Wer das nicht schätzt, dessen Zimmertüren werden geschlossen, betont Abteilungsleiterin Cornelia Seeg. Sie schmunzelt, denn es sind nur ganz wenige Türen, welche den Büsis nicht offen stehen. Im Gemeinschaftsraum bedauert eine Frau, dass sie früher in ihrem Daheim keine Katzen haben konnten. «Wir wohnten zu nahe an der Strasse.» Umso mehr freut sie sich über Woody und Lucky. Eine andere Dame am Tisch erinnert sich traurig an jenen Moment, als sie vor vielen Jahren ihre geliebte Katze habe einschläfern lassen müssen. «Sie war sehr krank.» Mit zittriger Hand fährt sie Woody über das weiche Fell. Fast scheint, die Katze spüre die Unsicherheit ihres Gegenübers. Sie schmiegt sich ohne Druck und sehr behutsam in die vom Leben gezeichneten Hände der Seniorin. «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Da hatte es natürlich immer sehr viele Büsis. Die gehörten einfach dazu», schwelgt eine weitere Frau im Raum in ihren Erinnerungen. Einfach dazu gehören, das tun längst auch die beiden Katzendamen im Laufenburger Pflegeheim. Sie haben die Herzen der Frauen und Männer auf der Station im Nu erobert. Geschätzt werden die Büsis auch vom Pflegepersonal. Dazu Abteilungsleiterin Cornelia Seeg «Man kann noch so sehr im Stress sein, viel zu tun haben. Woody und Lucky holen einem stets etwas herunter. Sich ihnen einen Moment lang zu widmen, ist fast wie ein Kurzurlaub.»

Das Katzenprojekt
Dem Einzug der beiden Stubentiger im Pflegeheim ging ein umfassender Projektprozess voraus. «Wir wollen es bei uns so attraktiv wie möglich für die Bewohner gestalten», erklärt Alisa Laub-Lucassen, Gesamtleiterin der Pflegeheime. Im Wissen um die positive Wirkung von Tieren auf die Psyche, begann eine intensive Abklärung. Die extra dafür gebildete Projektgruppe setzte sich unter anderem mit Fragen auseinander wie etwa: Wollen die Bewohner überhaupt Tiere bei sich auf der Station, wie steht das Pflegepersonal dazu oder ist letzteres auch bereit, sich um die Pflege der Katzen zu kümmern. Sicher gestellt werden musste aber auch, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden können. «Wir haben auch von Anfang an mit Tierschutzorganisationen zusammengearbeitet», führt Alisa Laub weiter aus. Es sei klar gewesen, einem Tierheim-Büsi im Pflegeheim des Spitals Laufenburg ein schönes, neues Zuhause zu ermöglichen. Warum es dann trotz der anfänglichen Idee für nur ein Tier, dann doch zwei geworden sind, erzählt eine lachende Natascha Heid. Im Muttenzer Katzenhaus habe man geeignete, reine Hauskatzen (keine Freigänger) gefunden. «Die gab es aber nur im Doppelpack.» Schon bei der ersten Begegnung hätten Lucky und Woody spontan sehr viel Vertrauen gezeigt. Sie haben quasi ihre neuen Besitzer gleich selbst ausgesucht. Im Februar fand dann auch der gut vorbereitete Umzug nach Laufenburg in den zweiten Stock des Spital-Pflegeheimes statt. Nach einer ersten Unsicherheit erkundeten die Büsis schon bald einmal ihr neues Daheim. Dabei bescherten sie den Pflegenden so manche Überraschungen. Nämlich immer dann, wenn sie urplötzlich aus einem Regal- oder Schrankversteck hervorsprangen. Mittlerweile haben sich alle aneinander gewöhnt. Die Samtpfoten geniessen in vollen Zügen die Streicheleinheiten, welche sie täglich von Bewohnerinnen und Bewohnern, vom Pflegepersonal, aber auch von den Besuchern erhalten. «Wir möchten dieses schöne Projekt ausweiten», erklärt Alisa Laub. Noch mehr Katzen? Sie lacht. «Vielleicht. Möglich wäre aber auch beispielsweise ein Aquarium.»

Die Stationstüre fällt ins Schloss. «Vorsicht, freilaufende Katze» steht da von aussen auf einem Schild. Von der anderen Seite näherte sich Woody in typisch träger Katzeneleganz der Glastüre. Vom geschäftigen Stationsgeschehen lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen und rollt sich mitten auf dem Gang zusammen, gähnt ausgiebig und gönnt sich ein Nickerchen. Die nächste Streicheleinheit folgt ganz bestimmt schon bald.


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