Wie aus Sol und Olsberg das «Solsberg Festival» wurde

  22.03.2019 Rheinfelden

Gespräch mit der Cellistin Sol Gabetta

In der Welt der Musik hat die kleine Gemeinde Olsberg internationalen Klang. Das von der Cellistin Sol Gabetta gegründete «Solsberg Festival» ist für manche Liebhaber klassischer Musik das Highlight des Sommers. Als vor ein paar Wochen mitten in der Nacht der Vorverkauf für das diesjährige «Solsberg Festival» begann, brach der Server zeitweise zusammen.

Edi Strub

Als Sol Gabetta vor fünfzehn Jahren auf der Suche nach einem schönen Heim Richtung Olsberg fuhr, stimmte einfach alles. Kaum war sie von der Autobahn weg, fühlte sie sich in einer anderen Welt: «Alles war so idyllisch, das Haus wunderbar und gleich in der Nähe gab es eine Klosterkirche, die wie gemacht schien für das Musikfestival, von dem ich immer wieder mal geträumt hatte.» Schon drei Monate nach ihrem Umzug nach Olsberg wurde zum ersten Mal in dieser Kirche gespielt. «Es war verrückt, so etwas zu machen, in so kurzer Zeit. Die Musiker spielten für nichts, mangels Bühne auf dem Steinboden im Chor der Kirche.» Es sei eine bisschen «hallig» gewesen, aber das habe man in den folgenden Jahren korrigieren können.

Sol Gabetta war schon damals ein Star am Musikhimmel. Sie hatte als 23-Jährige an den Luzerner Musikfestwochen den «Credit Suisse Young Artist Award» gewonnen und hierauf ihr Debüt mit den Wiener Philharmonikern gegeben. Wenige Jahre später war sie zusammen mit Altmeister Pablo Casals auf dem Cover von Kompendiums «Grosse Cellisten» von Harald Eggebrecht.

Mit dem Cello um die Welt
Schon als Kind war Sol ein grosses Versprechen. Bei der Aufnahmeprüfung in den musikalischen Kindergarten am damaligen Wohnort in Argentinien sang sie zur Verblüffung der Jury nicht ein Kinderliedchen, sondern die Melodie eines Vivaldi-Violinkonzerts. Als man sie fragte, wo sie das gelernt habe, sagte sie, ihr Bruder (der heutige Geiger Andres Gabetta) spiele das jeweils. Alles, was mit Musik zu tun hat, ging ihr leicht von der Hand. Schon als Teenager studierte sie an der Musikakademie in Basel beim berühmten Cellisten Ivan Monighetti.

Auch später, als sie mit ihrem Cello um die Welt reiste, um mit den besten Orchestern und Dirigenten zu musizieren, blieb sie Basel, der Musikakademie und Olsberg treu. «Es kam für mich nie in Frage, an eine andere Hochschule zu gehen, weil ich Basel sehr schätze und mich in der Schweiz sehr wohl fühle.» Im vergangenen Jahr ist die Tochter französisch-russischer Eltern auch Schweizer Bürgerin geworden (die NFZ berichtete). An der Musikakademie unterrichtet sie Kammermusik und ist vom nächsten Jahr an Lehrerin für Postgraduate-Studierende.

Sol Gabetta ist inzwischen in der glücklichen Lage, unter den Angeboten für Konzertauftritte wählen zu können. «Für mich zählt nur Qualität. Ich wähle Musiker, mit denen ich gerne und gut zusammenarbeite.» Im kommenden Jahr ist sie zum Beispiel «Artist in Residence» in Dresden bei Christian Thielemann sowie in Bamberg. Sie freut sich schon jetzt darauf, die schönsten Dinge nach Olsberg zu bringen. Das «Solsberg Festival» bedeutet ihr sehr viel, weil sie es als künstlerische Leiterin mitgestalten kann.

«Ich kenne Musiker fast über die ganze Welt, es sind meine Freunde und ich freue mich, wenn ich sie am ‹Solsberg Festival› begrüssen darf.» Manche kommen ziemlich regelmässig, andere nur gelegentlich. Es sei immer ein kompliziertes Puzzle, die richtigen Leute in der richtigen Kombination nach Olsberg zu bringen. Einige seien ein bisschen schwierig und wenn man vier Schwierige zusammensetze, gebe es Krach. Da brauche es Feingefühl und Menschenkenntnis. Viele Musiker hätten ausserdem sehr volle Terminkalender.

Von den Musikern, die nach Olsberg kommen, möchten einige einfach die Freiheit haben, das zu spielen, was ihnen am besten liegt und am meisten Freude bereitet, andere möchten die Gelegenheit nutzen, ein Experiment zu wagen. Für beides gebe es im «Solsberg» Raum. Während ein paar Jahren hätten sie die Ambition gehabt, jedes Jahr auch eine Neukomposition zu präsentieren. Aber davon sei man abgekommen. Die Komponisten seien oft nicht so zuverlässig. Manchmal falle es ihnen schwer, rechtzeitig fertig zu werden. In einem Fall seien die Noten erst drei Stunden vor dem Konzert auf den Notenständer gekommen...

«Ein raffiniertes Ohr»
Das Publikum in Olsberg und Rheinfelden findet Sol Gabette vorzüglich. Es sei kulturell interessiert und habe «ein raffiniertes Ohr». Neu ist dieses Jahr ein Programm für Kinder. Die Entdeckungsreise «Eine Stunde mit Franz» bringt Musik von Franz Schubert, vorgetragen von der Geigerin Vilde Frang, mit Sol Gabetta am Cello und Betrand Chamayou am Flügel. Regie führt Fabian Gysling. Dazu kommt dieses Jahr als Novität ein Konzert des Lettischen Radiochors sowie ein Rezital der Pianistin Helene Grimaud, die viele als die beste ihres Fachs bezeichnen. Die Konzerte finden ausser in Olsberg in Rheinfelden sowie in zwei Fällen im nahen Deutschland statt.

Das «Solsberg Festival» findet vom 7. bis 30. Juni statt. Der Vorverkauf läuft seit Februar.

www.solsberg.ch


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