Fussball in der Küche und neben dem Rosenbeet

  12.03.2019 Frick

Hans Reimann will vieles – aber nicht verwalten

Beruflich und aus Freude am Reisen ist Hans Reimann in der Welt weit herumgekommen. Die Bindung an Dorfvereine hat der Wölflinswiler trotzdem nie verloren. Im Januar wurde er zum zweiten Mal zum Präsidenten des FC Frick gewählt.

Simone Rufli

Hans Reimann sitzt am richtigen Ort. Die Sonne im Rücken, rechter Hand das in die Jahre gekommene Clubhaus des FC Frick, vor sich der Kunstrasenplatz. Keine einfache Sache sei das gewesen mit all den farbigen Linien. «Die sind eingelegt, nicht aufgemalt», erklärt er. Es war anno 2012 als der ehemalige Sandplatz in einen Kunstrasenplatz umgebaut wurde. Reimann war damals – in Zusammenarbeit mit der Gemeinde – verantwortlich für den Kunstrasen und die Sanierung des Hauptplatzes. Jetzt kämpft er wieder. Diesmal um das nötige Geld, damit schon bald ein neues Clubhaus gebaut werden kann. «Beim FC kann ich etwas Konkretes machen. Es macht mich zufrieden, wenn ich ein Ergebnis sehe. Nur verwalten will ich nicht.» Ein Ergebnis der Arbeit sehen und gebraucht werden, zwei Dinge, die für den 63-Jährigen zentral sind im Leben. «Während meinem Berufsleben habe ich gelernt, dass es für Betroffene kein gutes Gefühl ist, wenn man nicht gebraucht wird, selbst wenn die finanzielle Seite stimmt.»

Ein Reimann aus Wölflinswil
Hans Reimann ist in Wölflinswil aufgewachsen, zusammen mit zwei älteren Brüdern. Im Dorf hat er die Primarschule besucht, er war im Turnverein, hat Handball gespielt, Blockflöte und später Trompete. Nach der Bezirksschule in Frick machte er eine Lehre als Maschinenschlosser bei der BBC in Baden mit anschliessender Weiterbildung am Technikum. Bald leitete er Montagen und Inbetriebnahmen von Kraftwerken in der Schweiz, in Holland, Schweden, Dänemark, Saudi-Arabien, Südafrika und Nigeria. Bis 1989 blieb er der ABB – wie die BBC mittlerweile hiess – treu, leitete Projekte im Bereich Fabrik- und Lagerplanung sowie in der Computerintegration. Vor 30 Jahren folgte der Wechsel zu Roche. Führung von Produktionsbereichen, Technik und weitere Projekte folgten u.a. der Neubau des Lager- und Verpackungsbetriebs, SAP Software, Kühllager oder auch Kostenvergleiche zwischen Roche-Produktionsbereichen im Inund Ausland.

Bergwanderer und Tramper
Reimann hat nicht nur beruflich viel erlebt, er ist auch privat viel gereist. Zweimal hat er den Kilimandscharo, das mit 5895 Metern höchste Bergmassiv Afrikas, bestiegen. «Das zweite Mal war ich zusammen mit meiner Tochter oben, als sie 18 Jahre alt wurde. Das war für beide ein ganz spezielles Erlebnis.» In jungen Jahren war er zudem lang als Tramper in Asien unterwegs. Turnen, Skifahren, Biken und Langlauf sind weitere Leidenschaften des heute 63-Jährigen. Und natürlich der Fussball. Als aktiver Fussballer trug der junge Reimann das Trikot des FC Turgi. «Das mit Turgi ergab sich durch die Mitschüler in der Berufsschule.» Turgi spielte damals in der 1. Liga. Hans noch bei den Junioren. «Nachdem ich in einem Spiel gegen Zurzach 10 von 14 Toren erzielt hatte, wurde ich ungeachtet meines Alters direkt in die 1. Mannschaft aufgenommen.» Nach vier Jahren folgte der Abstieg in die 2. Liga. «Dort traf ich auf den FC Frick und blieb von 1976 an bei den Frickern hängen.» Eben erst ist Ehrenpräsident Reimann zum zweiten Mal zum Präsidenten des FC Frick gewählt worden – nach zwölf Jahren Unterbruch. «Es ist schön, dass ich mithelfen kann, den FC Frick zu unterstützen.» Was liegt da näher, als ein Foto im Fussballdress zu machen? Reimann schmunzelt und zieht statt des erwarteten FCF- ein Brasilien-Leibchen aus dem Rucksack. «Ich bin Brasilien-Fan.» Sagt’s, zieht sich um und stellt sich jonglierend auf dem Kunstrasen in den Mittelkreis. Blickt er auf seine Fussball-Karriere zurück, erinnert er sich besonders gerne an etwas: «Mein Vater hat jeden Match von mir mitverfolgt. Schön war, dass er nach dem Spiel keinen Kommentar abgegeben hat und einfach nur Freude hatte.»

Mit 16 ging Reimann zum ersten Mal als Leiter mit ins Skilager der Gipf-Oberfricker. «Einer meiner Brüder war Lehrer in Oberfrick.» Als in Frick die Lehrpersonen die Lagerleitung abgaben und Leiter gesucht wurden, musste er nicht lange überlegen. Celerina, Samedan, Savognin, Adelboden – Reimann war überall mit dabei. Dem TSV Schneesport gehört er heute noch an.

Bald im lebhaften Ruhestand
In wenigen Wochen wird er bei der Roche in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Reimann blinzelt in die Sonne, schmunzelt. Sein Ruhestand wird lebhaft werden. Er wird nun all die Projekte, die er bisher in der Freizeit an die Hand genommen hat, ins Zentrum rücken. «Ich mache gerne etwas für die Allgemeinheit. Ich war in der Finanzkommission, bin in der Baukommission Mehrzweckhalle Frick... Vielleicht hat mir mein Vater diesbezüglich etwas mitgegeben.» Reimann lacht, dann zählt er auf: «Vater war Förster, Gemeinderat, in der Schulpflege, im Vorstand des Forstvereins, Gründungsmitglied des TV Wölflinswil, Sektionschef, Oberturner, Feuerwehrkommandant und Jäger.»

Das Foto im Brasilien-Leibchen ist gemacht, Reimann schliesst das Tor zu «seinem» Kunstrasen hinter sich. Manchmal findet auch einer wie er Zeit zurückzublicken. «Es hat sich viel verändert. Der administrative Aufwand bei der Arbeit hat sehr stark zugenommen. Früher konnte man etwas noch pragmatisch und unkompliziert erledigen. Umgekehrt war es bei einer Schliessung eines Lagerstandortes in der Nähe von Basel für einige Leute sehr schwer, eine neue Stelle in 30 Kilometer Entfernung anzunehmen. Heute gehört das zum Alltag.» Und wie war das nochmal, wo wurde früher Fussball gespielt? Reimann lacht: «Meine Brüder und ich spielten entweder mit einem kleinen Ball rund um den Küchentisch oder dann draussen unmittelbar neben dem Rosenbeet unserer Mutter oder auf der Strasse. – Ich erinnere mich nicht, dass sie deswegen geschimpft hätte.» Er sei dankbar für die vielen schönen Erlebnisse und freue sich auf mehr Zeit für Tätigkeiten im Privaten oder in Vereinen sagt Reimann und verabschiedet sich.


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