Die Menschen müssen im Zentrum stehen

  20.03.2019 Wegenstetten

Urs Zimmermann ist seit 1. Oktober 2018 Leitender Priester im Pastoralraum Möhlinbach. Schon früher traf man ihn in verschiedenen Funktionen als Priester im Unteren Fricktal an. Predigten müssen bodenständig sein und der Öffentlichkeitsarbeit gehört die ihr zustehende Bedeutung.

Hans Zemp

Der 1964 geborene Zurzibieter Urs Zimmermann lernte, der Schule entlassen, Drogist. Er betätigte sich in seiner Jugendzeit aber immer auch mit der Jugendarbeit. So traf man ihn als Miterzieher im Bremgarter St. Josefsheim, am Katechetischen Institut Luzern und als Katechet und Jugendarbeiter im Pfarreiverband Zurzach-Studenland. In den Jahren 1991 bis 1993 bildete er sich am Theologischen Seminar zum Priester aus. 1995 wurde er zum Priester geweiht. Seither traf man ihn an verschiedenen Orten im Kanton als Pfarrer oder in Aushilfsfunktionen an, unter anderem auch im Fricktal. In den Jahren 1997 bis 2003 war er zum Beispiel Pfarrer der Pfarrei Rheinfelden-Magden-Olsberg.

Das Schreiben liegt dem Zurzibieter Priester aber auch im Blut. Als er sich aus dem kirchlichen Dienst etwas zurückzog, publizierte er in der Zurzibieter Regionalzeitung «Die Botschaft». Er ist dort noch immer freier Mitarbeiter. Und Schreiben macht ihm noch heute Freude und bringt Abwechslung in die Tätigkeiten als Priester.

Seit 1. dem Oktober 2018 trifft man Urs Zimmermann als leitenden Priester im Pastoralraum Möhlinbach mit einem Pensum von 70 Stellenprozenten an. Während seiner Zeit bei «Die Botschaft» lernte er Daniel Reidy in Möhlin kennen und merkte, dass er mit diesem gut zusammenarbeiten kann.

Warum sind Sie gerne Pfarrer?
«Ich wollte immer ‹nur Dorfpfarrer› sein», sagt Zimmermann, weil man als Dorfpfarrer einer konkreten Gemeinde im vollen Leben steht. Dazu zählt der Priester die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit Berufsleuten und Senioren, mit Gesunden, Kranken und Sterbenden. Also mit dem ganzen Spektrum des Lebens. Bei vielen wichtigen Ereignissen ist man als Pfarrer dabei. Urs Zimmermann denkt da etwa an Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen und Beerdigungen. Es ist für ihn eine Herausforderung, jeweils das passende Wort zu finden.

Als Grundlage für die Wahl, Priester zu werden, hat er kein Bekehrungserlebnis. Auch stammt er nicht aus einer sehr frommen Familie. Viel mehr erlebte er in Döttingen einen guten Dorfpfarrer, und er fand Freude an der Jugendarbeit. Dies führte zu seiner Berufswahl.

Mühe hat Urs Zimmermann dann, wenn er Enge wahrnimmt, wenn Menschen nicht mehr im Zentrum stehen. Viele Gedanken macht er sich auch zur Stellung der Frau in der Kirche, zum Festhalten am Zölibat und zum vorhandenen Reformstau in der Kirche. Er sieht in diesen Punkten auch einen Grund für den Priestermangel. Der Priestermangel führt zur Errichtung von Pastoralräumen und dazu, dass man eben immer weniger Dorfpfarrer sein kann, sondern grössere Räume betreuen muss. Das Dorfpfarrer sein fehlt Zimmermann zunehmend.

Wir können uns Spaltung nicht mehr leisten
Die Ökumene ist ihm wichtig. «Wir können uns Spaltung nicht mehr leisten», ist Urs Zimmermann überzeugt. Darum macht man im Tal all das zusammen, was man zusammen machen kann. Die christlichen Konfessionen hätten vieles gemeinsam und diese Basis sollte man nutzen. Im Sinne von Gemeinsamkeiten. So wie Papst Johannes XXIII einmal betonte: «Im Wesentlichen Einheit, im Zweifel Freiheit, über allem die Liebe.»

Auf seine Ziele angesprochen meint Zimmermann: «Persönliche Kontakte, bedürfnisgerechte Feiern, bodenständige Predigten und eine attraktive Öffentlichkeitsarbeit.» Ob es ihm die Struktur Pastoralraum allerdings erlaube, diese Ziele zu erreichen, sei für ihn noch eine offene Frage.

Die Leute sind sehr herzlich
Urs Zimmermann wurde im Tal sehr herzlich aufgenommen. «Ich kann gar nichts anderes sagen», meint er und dass die Leute keine Berührungsängste hätten. «Ich fühle mich akzeptiert.»

Für den Priester sind sehr viele Leute in bestimmten Lebenssituationen religiös ansprechbar. Viele hätten noch ein waches Gespür, dass hinter dem Leben noch ein Geheimnis ist. Dieses Geheimnis müsse man Geheimnis sein lassen. Diesbezügliche Belehrungen oder Direktiven der Kirche würden auf wenig Akzeptanz stossen.

In seiner Freizeit schätzt Pfarrer Urs Zimmermann das Fotografieren und die Regionalgeschichte. «Es ist schon erstaunlich, was in nächster Nähe an Geschichten und Biographien zu entdecken ist.» Gerne ist er auch mit dem Velo beidseits des Rheins unterwegs. Zusammen mit Familie und Freunden ist seine Zeit ganz gehörig ausgefüllt.


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