«Ein kulturhistorisches Gedächtnis»

  19.03.2019 Wölflinswil

Wölflinswil und Oberhof feiern 50 Jahre «Rückblende»

Als erste Landgemeinde veröffentlichte Wölflinswil anno 1969 eine Dorfchronik. Bereits ein paar Jahre zuvor hatte Peter Bircher begonnen, Ereignisse aus dem zu Ende gehenden Jahr mit seiner Schreibmaschine festzuhalten.

Simone Rufli

Eine Dorfchronik wendet den Blick immer zurück. Für gewöhnlich aber lässt sie die Ereignisse eines Jahres Revue passieren. Nicht so die «Rückblende» Wölflinswil/Oberhof, Ausgabe 2018. Sie blickt weit zurück, 50 Jahre bis ins Jahr 1969, als die erste Ausgabe der Dorfchronik in den Haushalten von Wölflinswil verkauft wurde. Gemeinderätin Gabi Reimann durfte am Samstagmorgen im Gemeindehaus von Wölflinswil zahlreiche ehemalige Autoren, Redaktoren, Kommissions- und Behördenmitglieder zur Vernissage der Jubiläumsschrift begrüssen. Darunter auch den Ueker Historiker Linus Hüsser. Als Gastautor beleuchtet er in seinem Beitrag die fünf Jahrzehnte Entwicklung der «Rückblende» von den zaghaften Anfängen Mitte der 1960er Jahre, über den eigentlichen Start anno 1969 bis zum Relaunch von 2017. Hüsser nennt die Chronik ein «kulturhistorisches Gedächtnis», das neben Fakten, Dokumenten und wissenschaftlichen Beiträgen auch immer wieder zum Schmunzeln Anlass gebe. Veränderungen in der Kleidermode, der Wandel bei den Frisuren, der technische Fortschritt, der Wandel in der Landwirtschaft – Erinnerungen, die nur dank einer Chronik an die nächsten Generationen weitergegeben werden können. «Die Rückblende ist eine Geschichtsquelle, deren Wert mit zunehmendem Alter steigt», so Hüsser.

Eine Quelle für anregende Unterhaltung noch dazu. So geschehen am Samstag während des feinen Z’Morge. Da wurde so manche Anekdote aus längst vergangenen Tagen zum Besten gegeben. Die älteren Semester erinnerten sich an die unzähligen Stunden, die sie mit dem Kleben der Fotos zugebracht hatten – und waren sich dann doch nicht mehr ganz einig, welchen Wein sie dazu getrunken hatten. Über so manches Foto wurden Erinnerungen wach an längst verstorbene Dorfbewohner und ihre Geschichten. Von Anfang an wurde grosses Gewicht gelegt auf eine reichliche Illustration. Weil Farbbilder lange Zeit sehr teuer waren, erschien die «Rückblende» bis 1972 ausschliesslich in schwarz-weiss. Ab 1980 erschienen in der Heftmitte jeweils zwei Farbseiten und seit dem Relaunch 2017 erscheint das Heft nun ganz in Farbe und mit einem modernen Layout.

Erste Landgemeinde mit Chronik
War es ganz am Anfang die Initiative von Peter Bircher, die den Stein ins Rollen brachte und zuerst die Gemeinde Wölflinswil vom grossen Nutzen einer Chronik überzeugte, so treten Wölflinswil und Oberhof seit 1975 gemeinsam als Herausgeberinnen auf. Während es heute in vielen Landgemeinden Chroniken gibt, war es vor 50 Jahren vor allem in den Städten Brauch, die Geschehnisse in so genannten Neujahrsblättern festzuhalten. Der mutige Schritt der kleinen Gemeinde Wölflinswil sorgte damals für entsprechend grosses Aufsehen.

Verantwortlich für das Erscheinen der «Rückblende» ist die Kulturkommission Wölflinswil-Oberhof. Seit fünf Jahren besteht die Kommission ausschliesslich aus Frauen. Neben Gabi Reimann gehören ihr Jasmin Koch, Andrea Münger, Sarah Buchmann und Oberhofs Gemeindeschreiberin Martina Schütz an. Sarah Buchmann verlässt die Kommission nun nach zehn Jahren. Ihre Nachfolgerin ist Seraja Seibt.

Die «Rückblende» kann ab sofort auf der Gemeindekanzlei und im Volg erworben werden.


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