Von der «Spatziade» im Augarten zur Alters-WG Kloos
27.02.2019 RheinfeldenArnold Fischer hüpft von Projekt zu Projekt
«Ich habe so viele Interessen, das ist wohl meine Schwäche,» sagt Arnold Fischer, als ihn die NFZ in seiner Wohnung im Augarten in Rheinfelden besucht. Die meisten, die den unermüdlichen Aktivisten und Organisator kennen, sehen das aber als seine grosse Stärke. Immer hat Arnold Fischer Ideen, die er verwirklichen möchte, und nie gibt er auf. Angefangen hat das, als er 1972 mit seiner Frau in die neuerrichtete R1000-Siedlung im Augarten zog.
Edi Strub
Sein erstes Projekt im Augarten war die «Spatziade». «Ich organisierte ein Sportfest für jedermann. Jeder kann 50 Meter rennen, einen Weitsprung machen und einen Medizinball stossen», sagt Arnold Fischer. «Hundert Leute machten mit, vom Opa bis zum Kleinkind. Alle waren neu im Augarten und hatten das Bedürfnis, die Nachbarn kennen zu lernen.» In den darauffolgenden Jahren hätten bis 400 an diesen Wettkämpfen teilgenommen, erinnert sich Arnold Fischer. Es gab Musik, zu essen und zu trinken. Der erste Teil des Wortes «Spatziade» kommt vom «Spatz», der Quartierzeitung, an der Arnold Fischer natürlich auch beteiligt war. Der zweite Teil des Wortes von Olympiade, dem grossen Sportfest der Nationen.
Arnold Fischer organisierte jedoch nicht nur lokale Sportfeste, sondern auch internationale. Angefangen hat dies mit der Gründung eines Damenhandballklubs in Basel. Arnold Fischer spielte wie seine Frau Handball, Frauen aber hatten zu dieser Zeit nur sehr wenig Möglichkeiten zu spielen, und so organisierten er und seine Frau Handballturniere. Am Anfang in einem kleinen Rahmen, später in der St. Jakob Sporthalle mit internationaler Beteiligung. Arnold Fischer wurde Funktionär beim ATV Basel, betreute dort bei Europacup-Spielen die Schiedsrichter oder begleitete die Mannschaften als Delegationsleiter ins Ausland.
Nächste Projekte: Ausstellung und Alters-WG
Mit dem Älterwerden begann Arnold Fischer sich anderen Sportarten zuzuwenden. Zum Beispiel spielte er Volleyball, Speed-Badminton oder Disc-Golf. Aber Arnold Fischer machte nun auch anderes als Dinge, die mit Sport zu tun haben. Eben arbeitet er zusammen mit andern an einer Ausstellung mit Malereien und Fotografien. Seine Vision ist, dass kreative Leute aus dem Augarten ihre Werke im Quartier zeigen können. «Es hat viele, die malen, zeichnen, töpfern oder fotografieren.»
Und da ist natürlich noch das andere Projekt: In einem Leserbrief in der Neuen Fricktaler Zeitung hatte Arnold Fischer vorgeschlagen, dass man das leerstehende ehemalige Alters- und Pflegeheim Kloos in eine Alters-WG umwandelt. «Im Kloos gibt es Zimmer, Gemeinschaftsräume und eine Küche – alles, was eine Alters-WG braucht. In einer solchen WG haben die Leute Gesellschaft, können einander helfen und wären so vor Vereinsamung geschützt», wirbt Arnold Fischer. An einer Veranstaltung zum Alterskonzept von Rheinfelden hätten viele gesagt, dass es mehr erschwinglichen Wohnraum brauche für Ältere. Im Kloos wäre das zu realisieren, so Fischer, auch wenn natürlich erst gründlich renoviert und umgebaut werden müsste. Wenige Schritte vom Kloos entfernt habe es einen Supermarkt, eine Apotheke, zwei Bushaltestellen und mehrere Restaurants. Dazu Spazierwege dem Rhein entlang und Richtung Altstadt. Was könnte man sich mehr wünschen?
«Mit dem Leserbrief bin ich in diese Nummer reingerutscht. Nun kann ich mich nicht einfach wegducken», sagt Arnold Fischer. Bereits hat er begonnen auf seinem Computer eine «Rollende Planung» aufzubauen. 40 verschiedene Personen und Organisationen hat er angeschrieben. Im Sommer hofft er zusammen mit «Senioren für Senioren» die Projektidee der Öffentlichkeit vorstellen zu können.
Auch beruflich stand Arnold Fischer immer an der Spitze von neuen Ideen. Er hat eine KV-Lehre gemacht und war Buchhalter. Schon sehr früh begann er sich mit EDV (Elektronische Datenverarbeitung) zu beschäftigen, lernte zu programmieren und begann die Buchhaltung bei der «Elektrowatt» auf Magnetspeicher, später auf kleine Musikkassetten abzulegen. Arnold Fischer vermochte sich in beiden Welten zu bewegen: Er wusste, was Buchhaltung ist, hatte aber auch Ahnung von Computern. 13 Jahre lang arbeitete er sogar selbstständig auf diesem Gebiet. Doch mit 64 setzte er einen Schlusspunkt und ging in Pension. «Ich hatte es gesehen.»
Kochen macht Spass
Als Rentner pflegte er erst mehrere Jahre seine schwerkranke Frau. Als sie starb, ging er sozusagen in die Haushaltlehre: «Ich besuchte einen Kochkurs für Männer über 60 und lernte auch dieses Handwerk. Eigentlich ist das keine Hexerei. Das kann jeder. Wer lesen kann, der kann auch kochen. Dafür gibt es Rezepte.» Kochen mache auch Spass, sagt Arnold Fischer. Es sei eine kreative Arbeit wie das Fotografieren, das in den letzten Jahren zu einem seiner Hobbys geworden ist. «Ich wollte mehr als nur Knipsen wie früher und begann die Bilder zu bearbeiten und auf die Gestaltung zu achten. Das Schöne am Fotografieren ist, dass man Dinge sieht, an denen man sonst achtlos vorübergeht.»