Der letzte Uhrmacher in Rheinfelden

  13.02.2019 Rheinfelden

Seit 24 Jahren führt Claude Rihs ein Uhren- und Schmuckgeschäft in Rheinfelden. Gross- und Wanduhren sind seine Leidenschaft. Die repariert er auch am Abend und an den Wochenenden.

Valentin Zumsteg

Die Zeiten ändern sich: «Ich kann mich noch gut erinnern, als es in Rheinfelden fünf Uhrmacher und drei Goldschmiede gab. Heute sind wir noch die einzigen», erklärt Claude Rihs. Zusammen mit seiner Frau Silvia führt er an der Marktgasse 24 den Uhren- und Schmuckladen «Rihs + Zander». Auch ihr Geschäft hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert. «Früher haben wir deutlich mehr Uhren verkauft. Heute mache ich mehr Reparaturen, auch für deutsche Kundschaft», erzählt Claude Rihs.

Fast wie eine Detektivarbeit
Rihs liebt es, sich mit der Mechanik der Uhren zu beschäftigen. Wenn ein Kunde eine defekte Uhr vorbeibringt, dann muss er dem Problem auf den Grund gehen. Das ist fast wie eine Detektivarbeit. «Habe ich das Problem gefunden und die Uhr repariert, dann freut sich der Kunde und ich freue mich auch.» Aufwändige Reparaturen erledigt er öfters in den ruhigen Abendstunden oder am Wochenende im Atelier bei sich zu Hause. Dort kann er sich ganz auf die Feinarbeit konzentrieren und wird nicht gestört. «Der Beruf ist mein Hobby. Ich liebe Gross- und Wanduhren. Sie sind meine Leidenschaft.»

Das Uhrenhandwerk liegt Claude Rihs, der in Magden aufgewachsen ist und heute in Rheinfelden lebt, im Blut. Seine Grossmutter arbeitete als Regleuse in einer Uhrenfabrik und war damit für die Feinregulierung der Zeitmesser zuständig. Sein leiblicher Vater war für die Uhrenmarke Longines tätig. Seine Mutter und sein Stiefvater führten in Rheinfelden das Uhrenund Schmuckgeschäft «Spinnler & Zander». «Ich habe als Kind meinen Eltern viel über die Schultern geschaut. Ich durfte mit meinem Stiefvater auch zu den Kunden und dort die Grossuhren abholen und später repariert zurückbringen. Das hat mich fasziniert.» So entschied er sich ebenfalls für eine Lehre als Uhrmacher (Rhabilleur), die er im Baselbiet absolvierte. Die Uhrmacher-Schule besuchte er in Solothurn. Nach der Lehre arbeitete er in verschiedenen Uhren- und Schmuckgeschäften in der Innerschweiz und im Raum Zürich. Später führte er ein Geschäft seiner Eltern in der Aeschenvorstadt in Basel. Als sein Stiefvater 1995 starb, übernahm er das Hauptgeschäft in Rheinfelden. Seither ist er dem Städtchen treu geblieben – auch wenn der Laden aus Platzgründen mehrfach umgezogen ist.

Uhren mit Zukunft
Nicht nur die Zeiten ändern sich, sondern ebenso der Uhrenmarkt. Er unterliegt einem stetigen Wandel. Konnte «Rihs + Zander» früher noch IWC oder Longines verkaufen, haben sich diese Marken im Laufe der Jahre immer stärker aus kleineren Geschäften und Orten zurückgezogen. Heute führen solche Weltmarken häufig eigene Läden und stellen an die übriggebliebenen grossen Händler hohe Anforderungen.

Schaut man Claude Rihs auf sein Handgelenk, sieht man dort eine Oris Kaliber 111 mit einem Manufaktur-Werk und Handaufzug. «Das ist meine Lieblingsmarke. Sie kommt aus Hölstein im Baselbiet, ist also aus der Region. Es handelt sich dabei um keinen Grosskonzern, die persönliche Verbundenheit ist da noch spürbar – auch zu uns Uhrenhändlern.»

Früher bekamen viele Jugendliche zur Konfirmation oder zur Erstkommunion eine Uhr geschenkt. «Das kommt kaum mehr vor.» Heute tragen viele junge Menschen überhaupt keine Uhr mehr – die Zeit kann man ja auch auf dem Mobiltelefon ablesen. Oder sie besitzen eine Smartwatch, die mit dem Handy verbunden ist und die viel mehr kann, als nur die Zeit anzugeben. Trotz dieser Entwicklung glaubt Claude Rihs an die Zukunft der mechanischen Uhr. «Es gibt immer wieder junge Leute, die Freude an einer schönen Uhr haben und die eine solche besitzen wollen.» Auch die Zahl der Uhrensammler scheint eher zuals abzunehmen.

Claude Rihs und seine Frau besuchen jedes Jahr die «Baselworld», die weltgrösste Uhren- und Schmuckmesse. «Sie ist für uns immer noch wichtig, auch wenn sie nicht mehr die gleiche Bedeutung hat wie früher. Dort können wir die Uhren- und Schmuckhersteller treffen und uns über die neuen Entwicklungen informieren.» Vom 21. bis 26. März findet sie dieses Jahr statt.

«Städtchen hat Potential»
Seit 1995 führt Claude Rihs sein Geschäft nun schon in Rheinfelden. «Es hat sich vieles verändert im Städtchen. Die Leute kommen immer noch gerne, doch es wird heute weniger eingekauft. Ich glaube aber an das Potential. Das Städtchen hat Charme. Es müssen aber alle am gleichen Strick ziehen, damit es eine positive Entwicklung gibt.»

In seiner Freizeit ist Claude Rihs gerne in der Natur, egal ob in den Bergen oder an einem See. Mit Freunden trifft er sich regelmässig zum Bierbrauen und zum geselligen Beisammensein. Dabei kann auch der Uhrmacher schon mal die Zeit vergessen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote