tierisch mitgehört(h)

  22.01.2019 Kolumne

Taschentelefon

Susanne Hörth

«Es ist schon bedenklich», sagt der ältere Herr. Immer wieder Mal begegnen wir uns bei Spaziergängen mit den Hunden im Wald. «Die jungen Leute von heute können ohne ihre Smartphones gar nichts mehr. Es ist ihr ständiger Begleiter. Das Haus ohne dieses Ding zu verlassen, undenkbar!» Der Mann schüttelt den Kopf. «Stellen Sie sich das mal vor: da hat kürzlich mein 13-jähriger Enkel zu mir gesagt, er würde umdrehen, wenn er auf dem Weg zur Schule merkt, dass er das Handy daheim vergessen hat. Egal, ob er dann das Poschti verpassen würde.» Der Mann ereifert sich immer mehr. «Ein normales Gespräch ist kaum mehr möglich. Kommt eine Nachricht rein, muss die gleich gelesen und beantwortet werden.» Und ständig und überall werde telefoniert. Wie schön es doch sei, ein paar Stunden im Wald zu verbringen und das Handy daheim lassen zu können. «Nicht wahr? Wir müssen doch einfach mit gutem Beispiel vorangehen. Geniessen wir unseren Handy freien Spaziergang.» Sagt es und läuft davon. Endlich: in der Jackentasche umklammere ich mein Telefon. Das Ding, weshalb ich zuvor – ich hatte mit den Hunden schon das Haus verlassen – umgedreht bin. Hatte ich es doch vergessen. Während des Gesprächs hatte es mehrfach gesummt. Wer hat angerufen, wer möchte eine Antwort, was habe ich verpasst? Doch dann: es ist so tolles Wetter, eine so schöne klare, kalte Luft. Das will ich geniessen. Das Smartphone rutscht zurück in die Jackentasche. Und nächstes Mal … also ganz sicher übernächstes Mal, bleibt das Teil zuhause.


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