Auf den Hund gekommen

  30.01.2019 Frick

Andrina Meyer (18) aus Frick betreibt leidenschaftlich Agility

Sie kann kaum stillsitzen. Kein Wunder, ist sie auch in ihrer Freizeit immer in Bewegung. Mit ihrer Hündin Céline, einem Shetland Sheepdog, betreibt Andrina Meyer Agility, eine Sportart, bei welcher der Halter seinen Hund durch einen Hindernis-Parkour leitet.

Annika Jane Kinghorn

Angefangen hat alles in der Welpenschule. Andrina Meyer fiel schnell auf, dass ihre Céline furchtlos war und gerne über Hindernisse sprang. Anfangs war Agility für Meyer und ihren Hund nur ein Zeitvertreib, der beiden grossen Spass machte. Doch spielte sie bald mit der Idee, dass sie es mal an einem Wettkampf probieren könnte. Ihre Trainerin riet ihr dazu.

«Harmonie zwischen Hund und Halter»
Seit 2012 trainiert Meyer mit Céline einmal wöchentlich im KV Chriesiland in Kaisten und einmal mit ihrer Trainerin, doch privat trainiert sie täglich an den Hindernissen. Das eingespielte Team geht auch zusammen joggen. «Ich liebe Agility, weil ich sehe wie viel Spass Céline hat.» Agility ist ein sehr schneller Sport, bei welchem man sich körperlich wie auch geistig so richtig austoben kann. «Es ist eine Harmonie zwischen Hund und Halter. Auch wenn ich mal einen schlechten Tag habe, ich bekomme gute Laune, wenn ich sehe, wie sie Vollgas mit einem Lächeln losrennt.» Céline bockt nie wirklich, sie hatte aber auch schon schlechte Tage. Dann trottet sie gemütlich durch den Parkour, anstatt mit Vollgas durchzurauschen – oder sie bleibt vielleicht mal auf einem Hindernis stehen, um sich umzusehen. Auch sonst sorgt Céline nicht selten für einen Lacher. Einmal habe sie aus Versehen einen Salto gemacht, da stand sie auf einem schmalen Hindernis, starrte den Richter an und fiel seitwärts mit einer Drehung runter.

«Als wären wir an einer Olympiade»
Der grösste Erfolg der beiden war im Sommer 2018, als sie sich für die European Open in Roosendaal (Niederlande) qualifiziert hatten. Das Team erreichte den 34. Platz. In ihrer Kategorie (Medium) gab es rund 100 Teilnehmer. Es war für die Zwei bereits ein sehr grosser Erfolg, sich qualifizieren zu können, denn nur die zwanzig besten Jugendlichen der Schweiz durften teilnehmen. «Als wären wir an einer Olympiade, wir marschierten mit dem ganzen Schweizer Team ein, es fühlte sich einfach so gut an: alle im Schweizer Dress, die Hymne und Céline voller Energie neben mir. Auch zu sehen, wie die anderen Länder mit Fahnen und begleitet von der Nationalhymne einmarschierten, war überwältigend»

Die Schattenseiten
Neben dem Hundesport geht Meyer auch regelmässig ins Geräteturnen. Zwei Mal in der Woche trainiert sie dafür im Verein, zuhause macht sie jeweils noch eine Stunde Krafttraining. Nicht selten muss sie am Morgen vor einer Prüfung im Zug noch lernen. Mit Kollegen etwas zu unternehmen, ist zum Teil schwer. Am Freitagabend feiern gehen, liegt nicht drin, wenn man am nächsten Morgen fit und ausgeruht an den nächsten Wettkampf muss. Wenn am Wochenende generell Wettkämpfe anstehen, heisst das für die junge Fricktalerin, um 6 Uhr aus dem Haus zu gehen und erst um 22 Uhr zurück zu kehren – dann noch kurz mit Céline spazieren und schon ist das Wochenende vorbei. «Mein Sozialleben leidet schon darunter, aber ich habe mich daran gewöhnt und ich versuche auch mal unter der Woche Zeit schaffen für meine Kollegen.»

Stress oder Spass für Vierbeiner?
Bei der Frage, ob es ihre Hündin niemals stresst, an Wettkämpfen teilzunehmen, schüttelt Meyer lachend den Kopf. «Der Sport passt natürlich nicht zu jedem Hund. Wenn man zum Beispiel einen Dackel über diese Hindernisse jagen würde, wäre dies purer Stress für das Tier und wegen der kurzen Gelenke auch mit Schmerzen verbunden. Céline aber ist vor den Wettkämpfen jeweils ganz aufgeregt und während sie den Parkour absolviert, bellt sie ausgelassen. Auch wenn sie mal einen Fehler macht, weiss sie, dass sie am Ende ihre Wurst trotzdem bekommt. Für sie ist es Spass, wie ein Kindergarten.» Und was, wenn Céline plötzlich keine Lust mehr hätte? Mit einem Blick auf die neben ihr liegende Hündin lächelt Meyer: «Wenn sie keine Freude hätte, dann würde es mir auch nicht mehr gefallen.» Mit einem neuen Hund, dem es gefällt, würde sie wieder anfangen, doch Céline weggeben, wäre für sie niemals eine Option. Noch eher würde sie einen Partner aufgeben, als ihren Hund. Céline ist für sie wie ein Kind, und Eltern würden schliesslich ihr Kind auch nicht einfach so weggeben, nur weil es sich mit dem neuen Partner nicht verträgt.

Teures Vergnügen
Mit Agility wird man nicht reich. Wer etwas verdienen wolle, müsse schon auf Weltmeisterschafts-Niveau sein und eine gewisse Bekanntheit erlangen, dann könne man selbst Trainings leiten und als Ausbildner arbeiten. Das Preisgeld welches man gewinnt geht in der Regel für die Ausbildung, den Hund, das Futter und die Fahrt zum Wettkampf drauf, und das reicht nicht mal aus. Im Monat gibt Meyer rund 1000 Franken fürs Agility aus. Neben Agility betreiben Andrina Meyer und Céline noch zwei andere Sportarten zusammen. Zum einen «Rule» und «Canicross». Rule besteht aus drei Kategorien: Unterordnung (Gehorsam), Junior Handling (Figurenlauf) und der dritte Teil ist Agility. Momentan sind die Beiden in der höchsten Stufe. Bei der Schweizer Meisterschaft kamen sie auf den 7. Platz unter den 20 Besten des Landes. Canicross ist ein Geländelauf, bei dem Hund und Halter mit einer Leine verbunden sind. Geeignete Strecken gibt es in Winterthur oder Frauenfeld. Wettkampfmässig ist sie zwar noch nie im Canicross gestartet, im Frühling soll es soweit sein. Meyer möchte noch einige Jahre im Hundesport aktiv bleiben. Wie stark das zusammen mit Céline noch möglich ist, bleibt noch unsicher, denn trotz ihrer Energie ist die Hundedame schon sieben Jahre alt. Übers Aufhören will Meyer sich jedoch noch keine Gedanken machen. Und solange Céline ihre Wurst bekommt, ist auch sie zufrieden.


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