«Die Geschichte seiner Frau hat mich berührt»

  10.01.2019 Frick, Ueken

Zwingli mit den Augen von Simone Schmid, Drehbuchautorin, Ueken

Am Sonntag feiert der Film «Zwingli» in Fricks Monti Vorpremiere. Ausgehend von den historischen Fakten, rückt die 39-jährige Fricktaler Drehbuchautorin den Reformator und seine Frau in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit und ihrem Leiden ins Zentrum.

Simone Rufli

«Es war Pinocchio», sagt Simone Schmid am anderen Ende der Leitung und meint damit den ersten Film, den sie als Kind im Kino sah, und das nicht in irgendeinem Kino sondern in Fricks Monti. Jetzt, rund 30 Jahre später, kehrt die 39-jährige ins Monti zurück – und zwar mit dem eigenen Film. «Zwingli».

Vielen ist Zwingli wohl schon begegnet – den meisten vermutlich in der Schule. Streng, unnahbar und kalt. Geboren anno 1484, stellte er als junger Priester ab 1519 die damals geltenden Werte der Stadt Zürich auf den Kopf. Er legte sich mit den Mächtigen seiner Zeit an, prangerte religiöse und gesellschaftliche Missstände an und legte den Grundstein für das heutige Sozialwesen.

Zutiefst widersprüchlich
Der Zürcher Reformator war aber viel mehr als das, sagt Simone Schmid. Während vier Jahren hat sich die Drehbuchautorin, die in Ueken aufgewachsen ist, mit dem Leben und Wirken des Reformators auseinandergesetzt und dabei einen neuen Zwingli kennengelernt. «Er war sehr vielschichtig und zutiefst widersprüchlich: er liebte zum Beispiel Musik, verbannte aber gleichzeitig das Orgelspiel aus dem Gottesdienst», sagt Schmid. Im Film wird Zwingli nahbar und obwohl ein Drama, ist es ein Film über Mut und Visionen.

Annas Weg zur starken Frau
«Mich hat von Anfang an auch die Geschichte seiner Frau sehr berührt», fährt Schmid fort. Und so ist es denn auch Zwinglis Beziehung zu Anna, die von Schmid ins Zentrum des Filmes gestellt wurde. Zu Beginn sehr stark dem katholischen Glauben verbunden und voller Furcht, macht Anna im Verlauf der Geschichte eine Wandlung durch. Sie entwickelt sich von einer passiven zu einer starken Frau, die mit Verstand ihr Leben selber bestimmt. «Anna Reinhart war eine einfache Wirthaustochter», erklärt Schmid. «Ihr erster Mann war der Sohn einer reichen Familie, der seiner Liebe zu Anna wegen von den Eltern enterbt wurde und fortan als Söldner den Lebensunterhalt für sich, Anna und die drei Kinder aufbringen musste.» Der Mann starb an seinen Verletzungen, die er sich in der Schlacht von Novarra zugezogen hatte. Anna blieb mit den drei Kindern zurück. Dann trat Zwingli in ihr Leben.

Zwinglis Tod auf dem Schlachtfeld
Der Film beginnt mit Zwinglis Antritt am Zürcher Grossmünster am 1. Januar 1519. «Das ist bewusst so gewählt, weil die Beziehung der beiden den Rahmen für den Film bildet», erklärt Schmid. Die beiden verlieben sich, Anna gebärt vier weitere Kinder. «Das Verrückte ist, dass Annas Leidensweg mit dem Erscheinen von Zwingli nicht zu Ende ist. Sie verliert 1531 auch ihn auf dem Schlachtfeld, dazu einen Sohn und einen Bruder.» Zwingli, der Kriegsgegner, gestorben im Zweiten Kappeler-Religionskrieg, den er selber forciert hat.

«Viel von dem, was Zwingli als Reformator vertrat, beruhte auf persönlichen Erfahrungen», weiss Schmid. So wird im Film auch sichtbar, wie der Humanist in dem Moment seinen Kampf gegen den Zölibat aufnimmt, in dem Anna bereits von ihm schwanger ist.

Gespannt auf die Reaktionen
Simone Schmid hat den fertigen Film Anfangs Dezember das erste Mal gesehen. «Es war sehr berührend für mich, nach dieser langen Zeit endlich das fertige Werk zu sehen.» Nach der Weltpremiere am 9. Januar in Zürich, wird sie den Film in Frick also zum dritten Mal sehen. «Ich freue mich sehr darauf, weil das Publikum sicherlich ein anderes sein wird als in Zürich.»

Vor allem sei sie gespannt auf die Reaktionen. Die dürften unmittelbar erfolgen. «Ja», lacht Schmid, «es werden mich sehr viele Menschen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis ins Monti begleiten.»

«Zwingli» 13. Januar, 11 Uhr, in Fricks Monti, Vorpremiere. – Drehbuch: Simone Schmid; Regie: Stefan Haupt; Produzentin: Anne Walser; Co-Produzent: Mario Krebs. In den Hauptrollen Max Simonischek und Sara Sophia Meyer. – ab 17. Januar in den Kinos der Deutschschweiz.


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