«Das Tanzen schenkt Körper- und Selbstbewusstsein»

  08.01.2019 Magden

Die Magdenerin Ylenia Marra unterrichtet im «Tanz-Atelier Claudine» in Rheinfelden und macht demnächst die eidgenössische gymnasiale Matura. Drei Monate lang durfte die ausgebildete Bewegungspädagogin am «Broadway Dance Center» in New York bei bekannten Choreographen und Tänzern zur Schule gehen.

Clara Rohr-Willers

Im Jahr 2002 in aller Ohren, erinnert der «Las Ketchup Song» Ylenia Marra an ihren ersten Tanzauftritt. «Als kleines Mädchen begleitete ich meine grosse Schwester ins ‹Tanz-Atelier Claudine› nach Rheinfelden, wo mich das Tanzfieber ebenfalls packte. Mit sechs Jahren durfte ich dort zum ersten Mal auftreten. Ich erinnere mich noch genau an mein schönes glitzerndes Kleid und das gute Gefühl, auf der Bühne zu stehen.» Heute unterrichtet die 23-jährige Magdenerin selber an der Rheinfelder Tanzschule, die Claudine Schröder vor bald 20 Jahren gegründet hat. «Tanzen ist meine Leidenschaft», schildert die ausgebildete Bewegungspädagogin, die sich gerade auf die eidgenössische gymnasiale Matura im Mai 2019 vorbereitet. «Dank der Unterstützung meiner Eltern, die selber musikalisch sind, durften meine beiden Geschwister und ich als Kind ein Instrument lernen und Hobbys nachgehen, die uns begeistern.»

«New York ist die Stadt des Hip Hops»
«Es ist eine Freude, sie auf der Bühne zu sehen», sagt mir Vroni Lützelschwab, Ylenias Grossmutter, begeistert. Am 14. Dezember 2018 trat Ylenia mit ihrem Tanzpartner Davide Pillera und vielen anderen vor über 200 Zuschauerinnen und Zuschauern in der evangelisch-reformierten Kirche Pratteln auf. Das «Duo in New York», welches sie zum Besten gaben, gründet auf Ylenias dreimonatige Tanzausbildung am Broadway. «New York ist die Stadt des Hip Hops, ein Tanzstil, der mich seit meinem elften Lebensjahr fasziniert», erklärt sie. «Wegen der vielen Möglichkeiten war der Broadway immer ein Traumziel. Das Niveau ist hoch und man trainiert bei Lehrerinnen und Lehrern, die schon mit internationalen Stars zusammengearbeitet haben.» Die Erfüllung ihres Traums hat sich die junge Fricktalerin mit italienischen Wurzeln selber erarbeitet. Seit fünf Jahren ist sie Lehrerin für «Prés Ballett» und Hip Hop im «Tanz-Atelier Claudine». Neben ihrer dreijährigen Ausbildung zur Bewegungspädagogin arbeitete sie zudem in einem Fastfood-Restaurant am Basler Barfüsserplatz und unterrichtete Zumba. Beim Blauen Kreuz in Pratteln lehrte sie schliesslich Jugendliche das Tanzen und betreute sie auch in sozialer Hinsicht.

«Am Hip Hop gefällt mir vor allem die Leidenschaft», erklärt Ylenia Marra. «Ich mag die Energie der Musik und die lockeren Bewegungen wie die Bouncer, wie man die Rumpfbewegungen nennt.» Für Rap und Hip Hop, die sich noch heute als «Street Culture», als Kultur der Strasse, verstehen, begeistern sich viele Deutschschweizer Jugendliche seit den 1990er Jahren. Die überlieferte Kultur des Hip Hop ist durch Verarmung und Ghettoisierung der Immigranten und Afroamerikaner im New Yorker Stadtteil Bronx in den 1970er Jahren entstanden. Dort feierten zumeist afroamerikanische Jugendliche so genannte Blockpartys. In Parks und Hinterhöfen mischten Diskjockeys Musik von zwei Plattenspielern. Daraus entstand der Breakbeat, ein neuer Musikstil, dessen dazugehöriger Tanzstil noch heute Breakdance und dessen Tänzerinnen und Tänzer Breaker oder B-Boys und B-Girls genannt werden.

Eine Schule für’s Leben
Das hohe Niveau Ylenias resultiert aus jahrelangem Training. Ende Primarschule besuchte sie pro Woche zwei Jazztanz- und eine Hip Hop-Stunde. Ab dem 14. Lebensjahr erweiterte sich die Anzahl Jazztanz- und Hip Hop-Stunden und sie belegte zudem Ballettlektionen. Ihre musikalischen Fähigkeiten vertiefte sie mit dem Besuch von Gesangsstunden bei der Sopransängerin Karen Haverbeck. «Als es mit dem Tanz ernster wurde, interessierte ich mich für eine Ausbildung an der Musical Factory in Luzern. Dazu musste ich Ballett nachholen, dessen Kenntnisse ein Must für jede Tänzerin und jeden Tänzer sind. Mit intensiver Trainingsarbeit konnte ich es aufholen», erinnert sich Ylenia an diese anspruchsvolle Zeit.

Nach dem Besuch der Sekundarschule Magden und dem zehnten Schuljahr im Engerfeld zog die erst 16-Jährige an den Vierwaldstättersee und wurde ein Jahr lang in Tanz, Gesang und Schauspiel unterrichtet. «Im Fach Tanz lernten wir unter anderem das Steppen und viele verschiedene Tanzstile. Sehr motiviert hat mich Curtis Burger, einer der Choreographen an der Musical Factory, der von meinem Talent überzeugt war.» Curtis Burger, der schon neben Michael Jackson getanzt hat und heute als Tänzer, Choreograph und Produzent die Shows von namhaften Künstlern prägt, ermöglichte Ylenia, 2013 bei der Fernsehgala der SwissAwards-Verleihung als Backgroundtänzerin mit DJ Bobo aufzutreten.

Ihre Erfahrungen in den Ausbildungen zur Tänzerin und Bewegungspädagogin sieht Ylenia Marra als Bausteine zu ihrem heutigen Ich. «Das Tanzen ist eine Schule für’s Leben», findet die Fricktalerin, die sich selber als zurückhaltenden, aber hartnäckigen Menschen beschreibt. «Es gibt mir die Sicherheit, vor Leuten zu stehen und mich auf mich selber sowie den Dialog zwischen mir und dem Publikum zu konzentrieren. Das Tanzen schenkt ein Körper- und Selbstbewusstsein. Es ist schön, bei den Menschen mit dem Tanzen Emotionen auszulösen. Der Applaus ist für mich der Lohn für meine Arbeit.»


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