GZF SPITALRATGEBER

  11.12.2018 Fricktal

Was versteht man unter «Patient Blood Management»?

Dominic Räbsamen, Leitender Arzt Anästhesie und Intensivmedizin

Operationen sind heutzutage mehrheitlich sehr sicher. Dennoch bestehen stets Risiken, die vor einem Eingriff analysiert und minimiert werden müssen. Darauf zielt auch das sogenannte «Patient Blood Management» (PBM) ab. Das PBM ist ein mehrschichtiges Massnahmenpaket, das wesentlich zur Verbesserung der Behandlungserfolge für Patienten bei geplanten Operationen führt. Es setzt bei den folgenden Risikofaktoren an:

1. Blutarmut,
2. Blutverluste und
3. übermässiger Einsatz von Bluttransfusionen.

25 bis 45 Prozent der Patienten in der Schweiz leiden vor einer geplanten Gelenksersatzoperation (Hüft- bzw. Knieprothese) an einer Blutarmut. Diese Blutarmut ist nicht nur mit einem erhöhten Risiko für eine Fremdblut-Transfusion, sondern auch mit weiteren Komplikationsrisiken (bspw. Infektionen) verbunden. Aus diesem Grund sollte der Blutarmut vor Operationen mit einem Blutverlust von über 500 ml grosse Beachtung geschenkt und eine Abklärung routinemässig durchgeführt werden. Meistens ist die Blutarmut in solchen Fällen durch einen Eisenmangel bedingt. Dieser kann durch Eiseninfusionen, idealerweise vier bis sechs Wochen vor der Operation, optimiert werden.

Um Blutverluste bei Laborkontrollen des Patienten so stark wie möglich zu minimieren, sind die verschiedenen Arbeitsprozesse im Spital abgestimmt worden. Dank dem Einsatz neuster Labortechnologien können die benötigten Blutmengen für die Untersuchungen reduziert werden. Durch die Verwendung von minimalinvasiven Operations- und gezielten Blutstillungstechniken sorgt der Operateur zusätzlich für ein vermindertes Blutungsrisiko. Durch das korrekte Pausieren bestehender blutverdünnender Medikamente sowie dem Einsatz von blutungsmindernden Medikamenten während der Operation, kann der Blutverlust weiter gesenkt werden.

Sollte der Einsatz von Fremdblut dennoch einmal nötig werden, erfolgt diese Blutgabe nach strengen Indikationskriterien und erst nach Ausschöpfung aller individuellen physiologischen Reserven.

Die Kernmassnahmen des PBM zielen also auf die Behandlung einer Blutarmut vor der Operation, auf die Verminderung von Blutungen, sowie auf den gezielten Einsatz von Blutprodukten ab.

Der Autor ist Leitender Arzt für Anästhesie und Intensivmedizin am GZF.

Der «Spitalratgeber» ist ein Produkt der Zusammenarbeit mit dem GZF. Er erscheint regelmässig jeweils in einer Dienstag-Ausgabe Mitte Monat.


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