Nano steckt überall drin

  16.11.2018 Kaiseraugst

In unserem Alltag steckt immer mehr Nano. Sonnencreme, Lidschatten, Nagellack, Sportgeräte, Turnsocken, Ketchup: die winzigen Nano-Partikel erlauben vielfältigste Eigenschaften. Die Natur ist dabei oft der Lehrmeister wie bei den Geckofüssen oder den Lotusblumenblättern.

Christian M. Müller

Am Nano-Tech-Apéro bei DSM in Kaiseraugst informierte das Swiss Nanoscience Institute (SNI) am Mittwoch über aktuelle Projekte aus dem Nano-Argovia-Programm. Aus dem Budget des SNI-Trägers, das sind die Universität Basel und der Kanton Aargau – fliessen jährlich 1.3 Millionen Franken in dieses Programm. Es verknüpft Grundlagenforschung und industrielle Anwendung.

Nano-Welt mit grossen Chancen
Wahrlich zwergenhaft (Nano= Zwerg im Altgriechisch) sind die Massstäbe in dieser Wissenschaft (1 Nanometer = 1 millionstel mm). Ein einziges Molekül ist im Verhältnis zu einem Apfel so klein, wie dieser im Verhältnis zur Erde! Nano Science untersucht und nutzt die Eigenschaften der Objekte im Nanobereich. Forscher aus Physik, Biologie, Chemie, Materialkunde, Medizin, Engineering und IT arbeiten hier zusammen. In die Nano-Welt blickt man mit Rastertunnel- und Rasterkraftmikroskopen: Sensoren tasten die Oberfläche ab und zeigen sie Millionenfach grösser, also wie der Schmetterling vom Mond oder die Kohlenstoffatome in der Bleistiftspitze. Und die Weiterentwicklung der Mikroskope erlaubt auch die Untersuchung von Krebsgewebe. Die neue Technologie birgt jedoch auch Risiken. Wie reagiert unser Körper und unsere Umwelt auf Nanopartikel? An der Klärung dieser Fragen arbeitet auch die Schweizer Materialprüfungsanstalt EMPA mit. Seit 2002 bietet die Universität Basel ein interdisziplinäres, praxisorientiertes Nano Science-Studium an.

10 Jahre Nano-Argovia Programm
In den letzten 5 Jahren wurden rund 15 Projekte im Jahr bewilligt. Diese erreichten eine hohe Erfolgsquote, erläuterte einleitend Christian Schönenberger, Leiter des SNI. Bei einem Projekt arbeiten mindestens zwei Institutionen aus dem Forschungsbereich und ein Unternehmen aus dem Medizin-, Elektronik-, Textiloder Pharmabereich der Nordwestschweiz zusammen. Seit 2007 haben 48 Firmen am Programm teilgenommen, 60 Prozent davon aus dem Aargau.

Grosser Nutzen
Sind auch die wissenschaftlichtechnischen Grundlagen der Projekte für den Laien schwer zu verstehen, so sind die praktischen Anwendungen und der wirtschaftliche Nutzen für die teilnehmenden Unternehmen gut nachvollziehbar und für die Zukunft der Region nicht hoch genug einzuschätzen. Praktische Beispiele daraus sind stabilere biokeramische Ersatzknochen, bessere Verschleisseigenschaften bei Kabeln, Herstellung von superdünnen optischen Beschichtungen, Entwicklung von Bio – Katalysatoren oder das berührungslose Polieren von 3D-Strukturen. Etwa 40 Nano-Experten nahmen am diesjährigen Informationsanlass teil, ausgerichtet am Schweizer Standort des holländischen DSM-Konzerns in Kaiseraugst. Vertreter der Institute stellten vier Projekte vor. Auf Schautafeln wurden weitere 9 Projekte umrissen. Besonders erwähnenswert dabei sind zum einen die besondere Strukturierung von Oberflächen zur Abtötung und Abwehr von Bakterien, ein Problem, das sich insbesondere für Spitäler stellt, und zum anderen die Verbesserung der Gleit- und Verschleisseigenschaften von Flachriemen zum Beispiel in Fahrstühlen durch eine schuppenartige Oberfläche, vergleichbar mit der bei Schlangen.

www.nanoscience.ch


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