Das Wasser ist ihr Element

  09.11.2018 Hellikon, Persönlich

Ursula Mohler aus Hellikon fühlte sich schon immer sehr wohl im Wasser. Am liebsten teilt sie es mit Babys und Kindern und lernt ihnen, sich darin sicher zu bewegen.

Janine Tschopp

Die totale Vertrautheit mit dem Wasser bringt ihre zweieinhalbjährige Tochter dazu, ins Wasser zu springen. Ohne Flügeli. Ursula Mohler greift nicht sofort ein, sondern sie vertraut ihrem Kind. Tatsächlich schwimmt das Mädchen ohne fremde Hilfe an Land. Ein Jahr später springt es vom 1-Meter-Brett. «Es gibt so viele Kinder, die bereits im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren einige Züge alleine schwimmen können», strahlt Ursula Mohler.

Die Baby- und Kinderschwimmkurs-Leiterin weiss, wovon sie spricht. Einerseits hat sie vier Töchter, die heute zwischen 21 und 30 Jahre alt sind, sowie ein zweijähriges Enkelkind. Andererseits sind es pro Woche rund 200 Kinder, im Alter zwischen zehn Wochen und zehn Jahren, die bei Ursula Mohler in der Schwimmschule «Aqualino» den Schwimmunterricht besuchen. «Es gefällt mir, Kinder zu unterrichten und ihnen zu helfen das Element Wasser als Spielplatz kennenzulernen und zu bewältigen. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder Freude daran haben, sich über und unter Wasser zu bewegen und so lernen, alleine und ohne Hilfe zu schwimmen», erklärt sie.

Von Dietikon ins Fricktal
Ursula Mohler ist in Dietikon aufgewachsen und lernte Floristin in Zürich Altstetten. «Das ist ein schöner Beruf», sagt sie. Gewählt hat sie diesen vor allem auch darum, weil sie gerne kreativ sein wollte. In dem Unternehmen, wo sie tätig war, erhielt sie jedoch den Freiraum nicht, selber kreativ zu sein. Später besuchte sie berufsbegleitend die Handelsschule und arbeitete während der Ausbildung teils im Büro und teils in einem Blumengeschäft, wo sie freier arbeiten konnte. In der Handelsschule in Zürich lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, der in Augst aufgewachsen war. Zusammen mit ihm zog sie ins Fricktal. Zuerst nach Kaiseraugst und drei Jahre später, 1985, in ein kleines Dorf im Wegenstettertal, nach Hellikon.

Bevor sie ins Fricktal zog, war sie viel unterwegs, auch beim Wandern und Skifahren, und sah viele Teile der Schweiz. Nach der Schule hielt sie sich während zwei Jahren in einer ländlichen Gegend im Welschland auf. «Dort habe ich auf einem Bauernbetrieb gearbeitet und viel über die Landwirtschaft gelernt.» Das war für sie eine sehr schöne Zeit und hat in ihr die Freude am Leben in einer weniger urbanen Gegend geweckt. Die Nordwestschweiz war eine Ecke, mit der sie, bis sie ihren Mann kennenlernte, kaum in Kontakt gekommen war. Sie fand in Basel eine interessante Stelle bei der Coop Versicherung. «Ich habe Basel dann von einer wunderbaren Seite kennengelernt», erzählt sie und beschreibt es als eine offene und gemütliche Stadt. Auch die Basler Fasnacht hatte es ihr angetan. «Ich wollte Piccolo spielen. Ich kriege immer noch Hühnerhaut, wenn ich an die Fasnacht in Basel denke. Dass ich aktiv als Pfeiferin mitwirke, wäre für meine Familie aber nicht vorstellbar gewesen», schmunzelt sie. So ging sie später mit den eigenen Kindern regelmässig nach Basel an die Fasnacht und zelebrierte das Brauchtum auch in Hellikon.

In Hellikon eine Familie gegründet
1985 übernahmen ihr Mann und sie in Hellikon ein altes Bauernhaus und bauten es um. Ihr Mann machte sich im Bereich Brandschutz selbständig und führte das Geschäft in einem Teil des Wohnhauses. Das Paar gründete eine Familie und die vier Mädchen kamen innerhalb von zehn Jahren zur Welt. Für die Familienfrau war es immer selbstverständlich, im Geschäft ihres Mannes tatkräftig anzupacken. Sie engagierte sich auch im Dorf in der Kindergarten-Kommission und im Vorstand des Turnvereins sowie in der Kirchenpflege. Ganz einfach war es damals im kleinen Dorf als zugezogene und selbstbewusste Städterin nicht immer. Für sie war es immer das Wichtigste, sich selber zu bleiben.

So lange die Kinder zu Hause waren, unterstützte sie ihren Mann im Geschäft, insbesondere im Personalund Buchhaltungswesen. Regelmässig begleitete sie ihn auch auf Geschäftsreisen. Ihre Mutter, die auch einen Teil des Bauernhauses in Hellikon bewohnt, übernahm in dieser Zeit die Betreuung der Mädchen. Als die Kinder grösser wurden, realisierte Ursula Mohler, dass sie nicht mehr im Büro arbeiten wollte. Wie gerufen kam ein Inserat in der Zeitung, in welchem eine Ausbildung als Babyschwimmkurs-Leiterin in Bern angeboten wurde. Ursula Mohler, die das Leben lang schon gerne im Wasser war, in der Badi, an einem See oder im Winter im Hallenbad, reizte diese Ausbildung. «Das mache ich», sagte sie sich. Ihr wurde bewusst, dass bei dieser Tätigkeit auch der Umgang und die Kommunikation mit den Eltern von grosser Bedeutung waren. So entschloss sie sich, zusätzlich die Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin mit eidgenössischem Fachausweis zu absolvieren. Im selben Jahr kam es zur Trennung von ihrem Mann.

Gründung der eigenen Schwimmschule
2008 entschloss sie sich, eine eigene Schwimmschule «Aqualino, Baby- und Kinderschwimmen» zu gründen und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Bald schon fand sie mit dem Hallenbad der ESB in Liestal einen ersten Kursort. In den Anfangszeiten unterrichtete sie acht Kinder. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurden es immer mehr. In Sissach kam ein weiterer Kursort dazu. Seit einigen Jahren unterrichtet sie im Wintersemester auch Baby- und Kleinkinderschwimmen im Vitamare in Frick, und während einigen Jahren war sie Schwimmlehrerin an den Schulen in Hellikon, Wegenstetten und Zuzgen. «Kindern schwimmen zu lernen ist meine Berufung», sagt die 60-Jährige voller Überzeugung. In der gleichen Überzeugung wie Ursula Mohler all ihre Entscheidungen trifft im Leben, um dann hundertprozentig dahinter zu stehen.

www.aqualino.ch


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