Mal heiter, mal ernst – Heinz Picards «Gehhilfen»

  06.10.2018 Frick

Nach der Dingsda-Reihe mit diversen Formen von Hilflosigkeit und Situationskomik wollte Heinz Picard ein Büchlein mit mehr Humor machen. Inspiriert durch Wilhelm Busch und seine Enkel ist der Band «Gehhilfen» entstanden. Am 21. Oktober ist Vernissage im Kornhauskeller.

Simone Rufli

Erst im Dezember 2016 hat Heinz Picard im Kornhauskeller «Von Paukersdorf nach Dingsda» präsentiert. Darin bietet er einen einmaligen Überblick über sein literarisches Schaffen. Nun liegt bereits der nächste Band vor. Viel schneller als erwartet und doch so ganz anderes als geplant. «Eigentlich», beginnt Picard, «wollte ich weg von diesen kleinen Sachen.» Er habe sich etwas vorgestellt in Richtung Roman, mit dem Elsass als Ort des Geschehens. «Vater war Elsässer», erklärt er. «Doch dann stellte ich fest, dass ich das Elsass gar nicht kenne.» Picard zieht ein Blatt aus seinen Unterlagen, reicht es über den Tisch, schmunzelt. In wenigen Zeilen ist sein erstes und bisher einziges Elsass-Erlebnis nachzulesen. Es stammt aus der Kindheit und das Fazit aus jener Geschichte ist schnell erzählt: Seiner Mutter gefiel es gar nicht im Elsass. Zu wenig ordentlich, zu wenig aufgeräumt. «Weil sie im Auto ständig reklamierte, machte mein Vater nach wenigen Kilometern jenseits der Grenze kehrt und fuhr schweigend mit uns nach Hause.» Das Elsass war erledigt. Picard legt das Blatt zurück ins Mäppli und schliesst das Kapitel mit trockenem Humor: «Keine idealen Voraussetzungen für einen Roman im Elsass.»

Humorvolle Gedichte
Mittlerweile ist der Bub von damals 81 und Grossvater. Die Heiterkeit im Umgang mit den Enkeln, die Unbeschwertheit, die sich aus der Rückkehr auf die kindliche Ebene ergibt, liessen ihn im ersten Teil des neuen Buches wunderbar humorvolle Gedichte schreiben. Die einen in Mundart, die anderen in Schriftsprache. Und auch wenn er im Elsass nicht zu Hause ist, so kennt er sich umso besser aus mit Wilhelm Busch. «Schon als kleiner Bub, noch bevor ich lesen konnte, habe ich zu Hause das gesammelte Werk von Wilhelm Busch immer mit mir herumgetragen und die Bilder angeschaut», erinnert sich Picard. Als Kind habe ihn der Umstand beruhigt, dass im Wartezimmer des Zahnarztes Teile der Buschgeschichte gerahmt an der Wand hingen.

«Unglaublich, was Friedrich Kracke durchmachte, bis er endlich vom Zahnarzt von seinen Schmerzen befreit wurde.» Mit der Aussicht auf einen auch für ihn erlösenden Ausgang habe er dann jeweils entschlossen das Behandlungszimmer betreten. «Als Lehrer interessierten mich später berufsbedingt Busch’s Lehrerfiguren und deren seltsame Erziehungsmethoden.»

Stilmittel ist kein Zufall
Ein Buch von Wilhelm Busch liegt auch jetzt auf Picards Tisch. Er nimmt es zur Hand, blättert darin. «Ich kann nicht zeichnen», sagt er und legt es wieder hin. «Darum muss ich den Humor im Text unterbringen.» Humor und Ironie, Picard überlässt es nie dem Zufall, wann er welches Stilmittel anwendet. «Ich bin gerne ironisch, gehe aber immer nur soweit, dass ich niemanden verletze.» Achtsamkeit und Respekt bilden den Rahmen für all seine Geschichten. «Zudem will ich es dem Leser überlassen, was er aus einer Geschichte mitnehmen will.» Picard macht ein ernstes Gesicht, hebt den Finger: «Belehren will der Lehrer im Ruhestand nicht!» Angesprochen auf den Wahrheitsgehalt der Prosatexte im zweiten Teil des Buches, meint er verschmitzt: «War es so, oder nicht? Ich weiss, für Viele ist diese Frage essentiell. Ich dagegen möchte einfach eine gute Geschichte schreiben.» Oft seien es Jugenderinnerungen, «nicht so sehr als biographische Wahrheit. Die Erinnerung liefert den Kern, aus dem heraus sich Texte entwickeln», so der Autor.

Mit seinen Geschichten will Picard unterhalten, dem Leser aber auch Raum lassen, selber nachzudenken. «Wenn der eine oder andere aus dem Buch auch noch etwas mitnehmen kann fürs Leben, ist das auch gut.» So viel sei verraten: Die Geschichte, die dem Buch den Namen gab, ist wahr.

Buch-Vernissage «Gehhilfen», Sonntag, 21. Oktober, 11 bis 12 Uhr, Kornhauskeller Frick. Es lesen Heinz Picard und René Picard. Musikalische Umrahmung durch Stefan Picard (Gitarre). – Das Buch ist erhältlich an der Vernissage, beim Autor und in der Buchhandlung Letra.


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