Hohe Restwassermengen führen zu Produktionsverlusten
09.10.2018 FricktalEnergiestrategie 2050 zwischen Ökologie und Wirtschaftlichkeit
Die Umsetzung der Restwasserbestimmungen gemäss Gewässerschutzgesetz verursacht bei den Wasserkraftwerken jährliche Produktionsverluste von 2280 Gigawattstunden. Das zeigt eine Untersuchung des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes (SWV).
Ausreichendes Restwasser ist nötig, um die vielfältigen natürlichen Funktionen der Gewässer zu gewährleisten: Sei es als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Landschaftselement oder zur Speisung von Grundwasser und zum Abbau von Schadstoffen. Deshalb muss seit Inkrafttreten des Gewässerschutzgesetzes 1992 in Flüssen und Bächen unterhalb von Wasserentnahmen ausreichend Restwasser im Bett belassen werden. Zu hohe Restwassermengen schränken hingegen die Produktion der Wasserkraftwerke ein.
Der Verband ist daher der Meinung, um das mit der Energiestrategie 2050 angestrebte Produktionsziel Wasserkraft zu erreichen, dürfen die Mindestrestwassermengen nicht erhöht werden. Die ökologischen Anforderungen an die Wasserkraft sollen vernünftig ausgelegt werden. Der Schweizerische Wasserwirtschaftsverband hat in einer umfangreichen Untersuchung die gesamtschweizerisch zu erwartenden Produktionsverluste der Wasserkraftwerke bei Einhaltung der gesetzlichen Restwasserbestimmungen ermittelt. Ausgehend von einer soliden Datenbasis von rund 80 Prozent der betroffenen Wasserkraftwerke und Hochrechnung wurden die zu erwartenden Produktionsverluste bei den anstehenden Rekonzessionierungen ermittelt. Bereits beim Szenario «Anforderungen wie bisher» betragen die schweizweiten Produktionsverluste bis ins Jahr 2050 jährlich 2’280 Gigawattstunden (GWh). Das sind rund 6 Prozent der schweizerischen Wasserkraftproduktion. Mit der Energiestrategie 2050 soll die durchschnittliche Jahresproduktion aus Wasserkraftwerken bis ins Jahr 2050 um rund 2300 GWh auf 38 600 GWh gesteigert werden. Unter Berücksichtigung der Produktionsverluste von 2280 GWh müsste der Zubau bei der Wasserkraft also effektiv bei 4580 GWh liegen. Das sei angesichts der verbleibenden wirtschaftlichen Ausbaupotenziale der Wasserkraft und der schwierigen Rahmenbedingungen völlig unrealistisch. Mit einer strengen Auslegung der ökologischen Anforderungen an die Wasserkraft drohen die Produktionsverluste und damit der notwendige Produktionsausbau aus dem Ruder zu laufen. Der Präsident des SWV, Nationalrat Albert Rösti, will deshalb vom Bundesrat mit der Einreichung einer Interpellation wissen, inwieweit er bereit ist, die Produktionsverluste mit einer massvollen Umsetzung des Gewässerschutzgesetzes zu minimieren. (nfz)