«Zu spät perfekt, ist echt blöd»
30.10.2018 RheinfeldenUnternehmenserfolg basiert auf Kommunikation und Begeisterung
Die Referentinnen und Referenten am 17. Rheinfelder Wirtschaftsforum «ErfolgsSignale» wiesen den zahlreichen Unternehmern im Theaterkeller des Seminarhotels Schützen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft – trotz, mit, oder gerade wegen der Digitalisierung.
Simone Rufli
Dass auch eine grosse Firma nicht per se träge ist, zeigte Matthias Baumann, CEO der Möbel Pfister AG. Er betonte den Wert der Mitarbeiterpflege und warb für Geschwindigkeit und Kundennutzen versus Perfektionismus. Oder mit den Worten des CEO: «Zu spät perfekt, ist echt blöd.» Langfristige Projekte seien out. «Wenn sie heute ein Produkt erst nach drei Jahren Entwicklung auf den Markt bringen, mag es ausgereift sein, aber sie laufen Gefahr, völlig am Kundenbedürfnis vorbeizuschiessen», warnte Baumann. Es gehe darum, das Produkt stufenweise an den Kunden zu bringen und dabei mit jedem neuen Schritt einen Mehrwert zu schaffen. «Die Gesellschaft hat sich schon weiter verändert, als wir glauben.» Bis 2013 hätten die traditionellen Kunden dominiert, 2013 bis 2019 sei die Zeit der Digital Converts «und ab 2020 werden die Digital Natives die Mehrheit haben», so Baumann. In Bezug auf den Einkauf von Möbeln gab der CEO aus Rheinfelden zu bedenken: «Wir wollen die Dinge noch anfassen können, mal sehen was unsere Kinder wollen.» Mit Assist-Terminals und Smart-Watches für die Mitarbeiter hat Möbel Pfister sich in den Läden bereits den veränderten Gewohnheiten der Kundschaft angepasst. Online verfolge die Firma das Ziel, dass der Kunde ein Sofa auf dem Tablet anklicken könne und es im Massstab passend in sein eigenes Wohnzimmer stellen könne, um zu sehen, wie es sich dort macht.
Der Laufenburger Unternehmer Alessandro Medici sagt von sich: «Vor zehn Jahren dachte ich, es sei an der Zeit, etwas Sinnvolles zu machen – nach 20 Jahren in der Informatik.» Im Bewusstsein um die Tatsache, dass weltweit 1,3 Milliarden Menschen ohne Zugang zu elektrischem Strom sind und «weil ein Leben ohne Strom extrem benachteiligend ist», begann er nach möglichst einfachen Wegen zu suchen, Strom zu den Menschen zu bringen. «Ingenieure wollen hochentwickelte Produkte hervorbringen. Leute in Entwicklungsländern brauchen aber ganz einfache Dinge.» Mit den «Power-Blox» – die gerade eben zum ersten Mal in der Katastrophenhilfe des Bundes in Indonesien zum Einsatz gekommen sind – gewann Medici Engineering 2014 den Axpo Energy Award. Medici gab interessante Einblicke in seine bisweilen äusserst schwierige Aufbauarbeit in Kenia und Pakistan.
Schwierig war auch der Weg der Fricktaler Skiakrobatin Evelyne Leu zu Olympia-Gold im Jahr 2006 in Turin. Auf Kreuzbandriss im Olympiajahr 2002 in Salt Lake City und Schulterverletzung folgten tiefgehende Zweifel. Mit Mentaltraining, enormer Disziplin, einem optimalen persönlichen Umfeld und dem Wissen, «dass ich es sportlich eigentlich kann», hat es Leu zurück an die Weltspitze geschafft. «Nach dem 5. Zwischenrang, damals in Turin, habe ich mir gesagt go big or go home. Es ist ein ganz spezielles Gefühl, wenn ein Traum sich erfüllt», meinte Leu, die aus dem Publikum viel Applaus für ihre Leistung entgegennehmen durfte.
Ein Unternehmen glaubwürdig, überzeugend und authentisch zu führen, setze hohe Anforderungen an die Kommunikation voraus, erklärte Rhetoriktrainer Marcus Knill. Den Tag über hatte er mit fünf Seminarteilnehmern zum Thema «Aussagen auf den Punkt bringen» gearbeitet. In seinem Referat bemängelte er die oft zu komplizierte Alltagskommunikation in Firmen. Wer etwas Wichtiges mitzuteilen habe, müsse mit einfachen Aussagen arbeiten, frei reden und vor allem selber von der Sache überzeugt sein und sich auf eine Kernbotschaft beschränken, um anzukommen. «Seien Sie Feuer und Flamme!»
Zuvor hatte bereits Unternehmensberaterin und Buchautorin Christel Maurer die Unternehmer dazu aufgerufen: «Brennen Sie für eine Idee! Beseelte Unternehmer schöpfen aus inneren Quellen und folgen ihrem Ruf», so Maurer. Man müsse mit sinnstiftenden Tätigkeiten gegen die kontinuierlich steigende Zahl von Burnouts vorgehen. Hellhörig machte ihre Aussage, wonach nur noch 13 Prozent der Arbeitnehmenden sich mit ihrer Arbeit identifizieren. 75 Prozent würden Dienst nach Vorschrift machen und 12 Prozent hätten innerlich bereits gekündigt.
Rheinfeldens Stadtammann Franco Mazzi überbrachte die Grüsse der Stadt Rheinfelden und des abwesenden Oberbürgermeisters von Deutsch-Rheinfelden, Klaus Eberhardt, und betonte die Bedeutung der steten Weiterbildung. Mazzi erinnerte an die bundesrätliche Aufforderung von Johann Schneider-Ammann: Immer bereit sein, sich höher zu qualifizieren und zugleich fähig sein zu Zusammenarbeit und Kommunikation.
Zehn Jahre lang führte Lisa Mathys eloquent durchs Programm. Am Donnerstagabend hatte sie ihren letzten Auftritt bei «ErfolgsSignale» und wurde von den Organisatoren Michèle Dürrenberger und Fabrice Müller mit grossem Dank und einem Geschenk verabschiedet.