Fricktaler Mais unter Quarantäne

  07.09.2018 Fricktal

Bis Ende September darf kein unbearbeiteter Mais die vom Kanton verfügte Sperrzone verlassen. Grund dafür ist ein Käfer, der im Fricktal zum ersten Mal aufgetaucht ist.

Ronny Wittenwiler

Landwirte haben Mais mit einem Schädling. Um ihn auszurotten – noch bevor er hier richtig ankommen kann – hat der Pflanzenschutzdienst zu radikalen Massnahmen gegriffen und über weite Teile des westlichen Aargaus ein Ausfuhrverbot für unbehandelten Mais verfügt. Der Kanton deklariert dieses Sperrgebiet als sogenannte «Kernzone», mit Ausnahme der Gemeinden Zeihen, Effingen, Gansingen und Mettauertal ist das ganze Fricktal betroffen.

Wirtschaftlich gefährlich
Das Problem heisst Maiswurzelbohrer, ein Käfer, der anfangs Juli angeflogen kam und in Möhlin in die Falle ging. Hier entdeckte der Pflanzenschutzdienst Aargau die ersten drei Exemplare. Bald breitete sich der Schädling übers Fricktal und im Raum Rothrist aus. «Mehrere Dutzend Käfer wurden in den 15 aufgestellten Fallen gefangen», hielt der Kanton in einem Communiqué fest, ebenso, dass mit dem Tierchen nicht zu spassen ist: «Dieser wirtschaftlich gefährlichste Maisschädling kann Ertragsausfälle von fünfzig Prozent und mehr verursachen.» Betroffen sind auch die Kantone Basel-Stadt, Baselland und Solothurn.

Lieferung wird teurer
Das Fricktal unter einer Maisglocke: Dennoch, sagt der Möhliner Landwirt Ruedi Urich, würde die Verfügung noch vielmehr jene Landwirte treffen, welche sich ebengerade nicht innerhalb des Sperrgebiets befinden. Manche Bauern aus dem Mittelland und der Innerschweiz würden Fricktaler Futtermais für ihre Milchwirtschaftsbetriebe kaufen. Weil dieser die Kernzone nun aber nicht mehr lose, sondern in jedem Fall nur noch als Trockenprodukt oder zu Siloballen verarbeitet verlassen darf, macht sich das in den Produktionskosten bemerkbar. «Der Maistourismus verteuert sich somit für die Abnehmer ausserhalb der Kernzone», sagt Urich.

Für besagte Kernzone und damit praktisch für alle Fricktaler Bauern gilt ausserdem: Land- und Erntemaschinen, die auf den Maisfeldern im Einsatz stehen, sind mit Hochdruck zu reinigen, bevor sie die Kernzone verlassen; ausserdem darf 2019 kein Mais auf Parzellen angebaut werden, auf denen bereits heuer solcher angepflanzt wurde. So können sich die im Frühling geschlüpften Larven des Käfers am Wurzelwerk der neuen Maiskultur nicht gütlich tun. «Wenn sie nichts zu fressen haben, sterben sie», sagt Thomas Hufschmid vom Pflanzenschutzdienst Aargau.

Viele Wege führen aufs Feld
Das Ausfuhrverbot von Mais gilt noch bis 30. September. «Danach fliegen die Käfer nicht mehr», erklärt Hufschmid und zeichnet die abenteuerliche Reise des Schädlings nach. Die zuerst in Möhlin entdeckten Maiswurzelbohrer seien höchstwahrscheinlich von Deutschland her über den Rhein ins Fricktal einflogen. Die Ausbreitung in den Raum Rothrist hingegen dürfte auf unnatürliche Weise erfolgt sein, «über Transportwege weiter verschleppt.» Mit den eingeleiteten Gegenmassnahmen will man nun verhindern, dass das kleine Tierchen gar nicht erst richtig Mais veranstaltet.


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