Der Rothirsch soll nicht gejagt werden

  21.09.2018 Aargau

Rückkehr des Hirsches in den Aargau

Die Naturschützer, aber auch die Jäger wollen dem König der Wälder ausreichend Gelegenheit bieten, im neuen Lebensraum heimisch zu werden.

«Die Rückkehr des Königs der Wälder in den Aargau ist ein spektakulärer Erfolg der Zusammenarbeit von Jagd Aargau und Pro Natura», stellt Pro-Natura-Aargau-Geschäftsführer Johannes Jenni fest. «Wir wollen das Rotwild im Aargau. Lange hatte die Meinung vorgeherrscht, dass sich Laub- und Mischwald und der Hirsch nicht vertragen würden. Es hätte auch niemand zu sagen gewagt, dass der Hirsch im Mittelland ein Auskommen finden wird. Jetzt ist er da.» Vom scheuen Bewohner der Alpentäler sei der Hirsch zum störungstoleranten Tier geworden, stellt Johannes Jenni fest. Er räumt aber auch ein, dass ein Tier, das täglich zwischen 10 und 20 Kilo pflanzliche Nahrung benötigt, Einfluss auf seinen Lebensraum hat. «Tiere, die ihren Lebensraum mitgestalten, sind gewöhnungsbedürftig», so Johannes Jenni. «Der Hirsch ist flexibel. Er kann sich anpassen. Die Frage ist jetzt, ob wir im Aargau uns auch dem Hirsch anpassen können. Das erfordert die Rücksicht der Autofahrer, der Förster, aber auch der Landwirte. Es wird dazu kommen, dass landwirtschaftliche Kulturen geschützt werden müssen. Allerdings sind die Schäden, die für das Auftauchen des Hirsches prognostiziert worden sind, nicht eingetreten.» Wie Johannes Jenni sagt, hat der Vorstand von Pro-Natura Aargau beschlossen, Jagd Aargau zu bitten, von Hirsch-Abschüssen abzusehen.

«Der König soll leben»
Bei Jagd Aargau sind die Naturschützer auf offene Ohren gestossen. «Wir haben Freude an dieser Stossrichtung», erklärt Jagd-Aargau-Präsident Rainer Klöti. «Wir stehen uneingeschränkt dahinter. Grundsätzlich soll der Rothirsch im Aargau nicht bejagt werden, trotz der Möglichkeit, welche der Kantonale Massnahmenplan vorsieht. Wir wollen den König der Wälder leben lassen.» Nach Ansicht von Jagd Aargau ist der kantonale Massnahmenplan Rothirsch im Grundsatz zwar geeignet, die Ausbreitung des Rotwildes nicht zu behindern. Jagd Aargau fordert aber, dass bis zur vollständigen Wiederbesiedelung der Lebensräume jagdliche Reduktionsmassnahmen beim Rotwild zurückhaltend angeordnet oder bewilligt werden. Bei Jagd Aargau stützt man sich dabei auch auf eine Umfrage, die 2009 unter rund 130 Jagdgesellschaften durchgeführt worden war. Dabei hatten sich rund 90 Prozent der Jagdgesellschaften für einen zeitlich begrenzten Jagdverzicht beim Rotwild ausgesprochen. Rainer Klöti verhehlt aber nicht, dass die Jägerinnen und Jäger durch ihren gesetzlichen Auftrag ein Stück weit in ein Dilemma geraten könnten, indem sie doch Abschüsse vornehmen müssten.

«Wir sprechen uns dezidiert für die Wiedereinwanderung des Rotwildes aus», betont auch Thomas Laube, der Präsident der Stiftung Wildtiere Aargau. «Der Hirsch soll nicht schon bejagt werden, wenn sich erst kleine Rudel gebildet haben. Er soll seinen Lebensraum finden können.» Thomas Laube weist auf die Erfahrungen hin, die im Aargau mit dem Gamswild gemacht worden sind. Er warnt aber auch vor einer Panikmache über Schäden durch das Einwandern des Rotwildes. Thomas Laube: «Lasst den Hirsch kommen. Er ist im Aargau verwurzelt.» (nfz)


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