«Das Kuba-Virus hat mich bis heute nicht losgelassen»

  23.09.2018 Möhlin

Nächsten Sommer verlässt Markus Fischler die Schweiz

Aufgewachsen ist Markus Fischler in einer Möhliner Bäckersfamilie als fünftes von fünf Kindern. Schon als er ganz klein war, faszinierte ihn die Musik-Box im Café seiner Eltern. Musik und heisse Rhythmen begleiten ihn sein Leben lang.

Janine Tschopp

Die Musikbox im Café seiner Eltern spielte bis spätabends einen Hit nach dem anderen. «Diese Musikbox war toll. Sie hat mein Leben geprägt», ist Markus Fischler überzeugt. «Ich bin mit den Hits der 1960er-Jahren gross geworden. Mein Bett war genau oberhalb der Box, so bin ich jeden Abend mit Musik eingeschlafen», erzählt der 60-Jährige weiter.

Das Café mit der Musikbox gehörte zur Bäckerei, welche Markus Fischlers Eltern an der Riburgerstrasse in Möhlin führten. Später wurde die Bäckerei durch seinen Bruder Walter übernommen, der das Geschäft in dritter Generation bis 2003 führte. «Wir Kinder haben im Betrieb unserer Eltern viel mitgeholfen», erzählt Markus Fischler. Zuerst kam die Arbeit, dann das Vergnügen. Fischlers Eltern führten auch den Schwimmbadund Camping-Kiosk in Möhlin. So gab es daheim immer etwas zu tun. Markus Fischler hatte Gelegenheit, während seiner Lehre, die er als Siebdrucker absolvierte, bei seinem Vater zusätzliches Taschengeld zu verdienen.

Urvater der «Coconuts»
«Als Neunjähriger bin ich an der Fasnacht den Tambouren der Fasnachtzunft Ryburg nachgelaufen», erinnert sich Markus Fischler. Das Trommeln hat ihn schon als kleiner Bub fasziniert. Er nahm bei den Ryburgern Trommelunterricht und ein Jahr später durfte er erstmals an der Fasnacht mitlaufen. «Bis ich 22 Jahre alt war, trommelte ich bei der Fasnachtzunft Ryburg.»

Markus Fischler war daran interessiert, exotische Rhythmen zu lernen und nahm Unterricht in afrikanischem Trommeln. Dann erlebte er einen Schlüsselmoment: «Wir waren 1984 an der Basler Fasnacht und trafen beim Spalentor eine kleine Rhythmus-Gruppe, deren Musik uns faszinierte.» Markus Fischler kam die Idee, diese exotischen Rhythmen ins Fricktal zu bringen. In seinem Kollegenkreis stiess diese Idee auf offene Ohren, und so kam es im Herbst 1984 zur Gründungsversammlung der «Coconuts». «Das hat extrem eingeschlagen», berichtet Markus Fischler, der von seinen Kollegen auch gerne «Kussi» genannt wird. Eine Gruppe, die an der Fasnacht mit brasilianischen Rhythmusinstrumenten musizierte, war für Möhlin völlig neu. Entsprechend beschreibt «Kussi», der Urvater der «Coconuts», die ersten Jahre nach der Gründung als «euphorisch». Zusätzlich wurde die «Coconuts Connection» gegründet, die während des Jahres auch ausserhalb von Möhlin oftmals auftrat.

Markus Fischler genoss viele Fasnachten zusammen mit seinen «Coconuts». 2003 wechselte er zu «La Guggaratscha» und spielte dort zuerst Djembé und heute Schlagzeug. Dieses Jahr durfte «Kussi» seine 50. Fasnacht feiern. «Ich mache gerne Fasnacht. Es gefällt mir, Musik zu machen und die Leute zu unterhalten.»

«Kussi» als DJ Fishkiss
Deshalb hat «Kussi» auch grossen Spass daran, DJ zu sein. Schon als Jugendlicher legte er in der «Disco Arche» bei der katholischen Kirche in Möhlin auf. Während vieler Jahre war er unter anderem DJ in der Bar «Manhattan» und im «Drei Könige» in Rheinfelden und an unzähligen privaten Partys. Während der Fasnacht war er als «DJ Fishkiss» der Mann, welcher in der «Coconuts-Bar» bis in die frühen Morgenstunden für ausgelassene Stimmung sorgte. Seit ein paar Jahren legt er einmal pro Monat im Restaurant Gambrinus in Rheinfelden auf und lässt bei der «Tanzbar» alte Hits wieder aufleben.

1996: erste Reise nach Kuba
Markus Fischler hat sich mit vielen afrikanischen und südamerikanischen Rhythmen auseinandergesetzt. «Die kubanischen Rhythmen sind so kompliziert und faszinierend, dass mir klar wurde, dass ich dieses Land kennenlernen muss», beschreibt er seine Motivation, Kuba zu bereisen. Erstmals reiste er 1996 in den karibischen Inselstaat. Angekommen in Havanna, fuhr er vom Flughafen in die Stadt und spürte, dass ihn das Kuba-Virus gepackt hatte. «Das hat mich bis heute nicht losgelassen.» 2008 heiratete er auf Kuba seine Frau Yuris. Sie lebte mit ihrem Sohn während ein paar Jahren in Möhlin, reiste vor einem Monat aber wieder in ihre Heimat. Im Sommer 2019 wird Markus Fischler ihr und seinem Sohn folgen und in Möhlin die Zelte abbrechen. Auch die Wohnung an der Bahnhofstrasse, wo er während 40 Jahren hauste, wird er aufgeben.

Auf Kuba wird er zusammen mit seiner Familie ein «Bed and Breakfast» mit Cafeteria führen. «So kann ich meine Erfahrung als Bäckerssohn einfliessen lassen», erklärt er. «Sicher wird mir auf Kuba einiges fehlen, aber das merke ich erst, wenn ich dort bin», schmunzelt er. Klar ist für ihn, dass er noch geduldiger und noch bescheidener werden müsse, um auf Kuba glücklich zu sein. Er freut sich auf den neuen Lebensabschnitt und hofft, in seiner Unterkunft direkt am Meer auch viele Fricktaler Freunde empfangen zu dürfen. «Was gibt es schöneres, als auf dem Balkon bei herrlich warmen Temperaturen am Meer zu sitzen, Rum zu trinken, eine Zigarre zu rauchen und heisse kubanische Rhythmen zu geniessen?»


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