Letzte Hoffnung für Albbrucks Wahrzeichen

  11.08.2018 Fricktal

Eine Petition gegen den Abriss der Eisenbahnbrücke könnte Erfolg haben. Die historische Eisenbahnbrücke in Albbruck kennt man vielfach auch in der benachbarten Schweiz. Die Albbrucker wehren sich seit vergangenem Jahr gegen den Abriss ihrer Eisenbahnbrücke über die Alb.

Boris Burkhardt

Die Petition normaler Bürger an den Bundestag ist in Deutschland so etwas wie ein Funke direkter Demokratie, um sich gegen Behördenentscheide zu wehren. Allerdings hat der Petitionsausschuss des Bundestags keinerlei juristische Konsequenz; er hört sich die Sorgen der Bürger aus ganz Deutschland an und überreicht der Bundesregierung eine Handlungsempfehlung, die diese übernehmen kann oder auch nicht. 11 500 solcher Bürgeranträge behandelt der Petitionsausschuss jährlich; vier- bis fünfmal im Jahr vereinbart er dazu Ortstermine. Dass einer von diesen wenigen kürzlich an der 162 Jahre alten Eisenbahnbrücke über die Alb in Albbruck stattfand, rechnete Bürgermeister Stefan Kaiser der vierköpfigen Abgeordnetendelegation aus ganz Deutschland hoch an: Die Albbrucker wollen den Abriss ihres historischen Wahrzeichens verhindern.

Tatsächlich liessen sich die vier Parlamentarier vom Anliegen der Albbrucker Petitionären überzeugen und werden der Bundesregierung nun eben empfehlen, die historische Eisenbahnbrücke mit Natursteingewölbe nicht abzureissen und durch eine neue Stahlbetonbrücke zu ersetzen. Stattdessen sollte sie, wie von der Deutschen Bahn ursprünglich ins Gespräch gebracht, äusserlich erhalten bleiben und mit einem neuen Trog versehen werden. Allerdings wird lediglich ein Drittel der Empfehlungen des Ausschusses von der Bundesregierung auch tatsächlich umgesetzt.

Arbeiten bereits im Gange
Auch wie die Empfehlung überhaupt noch rechtzeitig eine Wirkung auf den rechtsgültigen Abriss der Brücke haben könnte, kann Bürgermeister Kaiser der NFZ nicht wirklich erklären. Denn derzeit führt die Bahn bereits Arbeiten an der Brücke durch; die Hochrheinstrecke ist deshalb noch planmässig bis zum 8. August zwischen Murg und Albbruck gesperrt. Zwar versichert die Bahn, diese Arbeiten hätten noch keine Auswirkung auf die Entscheidung über Neubau oder Sanierung. Fest steht aber auch, dass die Bundesregierung die Deutsche Bahn nur noch «bitten» kann: Juristisch ist diese auf der sicheren Seite. Wollte sie sich dennoch für die Sanierung entscheiden, müssten laut den Ausschussmitgliedern für ein neues Baugesuch bis zum rechtsgültigen Bauentscheid drei bis vier Jahre kalkuliert werden.

Für die Bahn ist aber auch klar, dass die Sanierung teurer werden würde als der Neubau und der Steuerzahler diese Mehrkosten übernehmen müsste. Der Konzern rechnet offiziell mit neun Millionen Euro für einen Neubau und elf Millionen Euro für die Sanierung. Dem widerspricht die Bürgerinitiative «Brücke», welche die Petition einreichte, allerdings: Sie errechnete zusammen mit einem Bad Zurzacher Ingenieurbüro für eine Sanierung Kosten von lediglich 3,5 Millionen Euro. Verärgert sind die Albbrucker auch über das badenwürttembergische Landesdenkmalamt, das erklärt hatte, die Sanierung würde den Charakter der Brücke so verändern, dass sie auch gleich abgerissen werden könne.

Angst um das Wappen der Gemeinde, das eine Steinbrücke mit einem Fluss und zwei Tannen zeigt, hat Kaiser allerdings auch bei einem Abriss nicht: Laut Nachforschungen der Gemeinde handle es sich dabei nicht um die Eisenbahnbrücke, sondern um die viel ältere Brücke wenige Meter flussabwärts über die Alb neben der ehemaligen Papierfabrik, über die einst die Hochrheinstrasse geführt habe. Der Bahnhof Albbruck wird laut Einschätzung Kaisers wenig von Schweizer Fahrgästen genutzt, die eher in Laufenburg oder Waldshut einstiegen. Neubau oder Sanierung der Brücke wären allerdings ein wichtiger Schritt zur Elektrifizierung der deutschen Hochrheinstrecke Basel – Schaffhausen.


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