Kinder fragen, Experten antworten

  24.07.2018 Oeschgen

Oeschger Schüler waren als kleine Journalisten unterwegs

Das Schuljahr ist abgelaufen, die Sommerferien haben begonnen. Für die Oeschger Viertklässler (sie besuchen nach den Ferien bereits die fünfte Klasse) bieten die schulfreien Tage auch Gelegenheit, auf spannende Interviews und Begegnungen zurück zu blicken. Sie haben diese während des zweiten Semesters geführt. In zwei Ausgaben druckt die NFZ einen Teil der Fragen und Antworten ab (2. Teil).


Kann man Schneeeulen bei uns halten?

Interview: Sophie

Sophie hat sich für Schneeeulen entschieden. «Schneeeulen sind tolle Tiere und meine Lieblingstiere, darum habe ich dieses Thema genommen. Ich durfte ein Interview mit Doktor Robert Zingg vom Zoo in Zürich machen.»

Sind die Schneeeulen wegen dem Klimawandel vom Aussterben bedroht?
Robert Zingg:
Die Schneeeule hat das nördlichste Verbreitungsgebiet der Eulen. Sie kommt in der Arktis bis in die eisfreien Gebiete vor, vor allem in der Tundra im nördlichen Russland und Sibirien, in Küstenbereichen von Alaska und im arktischen Kanada. In diesem Verbreitungsgebiet brütet sie mal hier, mal dort, mal in grösserer, mal in kleinerer Zahl oder gar nicht. Das Brutvorkommen steht in engem Zusammenhang mit dem Nahrungsangebot. Ihre Hauptbeute sind Lemminge, und die haben grosse Schwankungen in ihrer Populationsgrösse. Sollte es wärmer werden, ist das alleine kein Problem für die Schneeeulen. Ein Problem könnte es geben, wenn durch die Erwärmung der gefrorene Boden in der Tundra auftaut und die Lemminge und andere Beutetiere hier nicht mehr leben könnten. Die Eulen würden dann wohl der Nahrung folgen und südwärts ausweichen. Hier kämen sie dann in Konflikt mit anderen grossen Eulen. So schnell aussterben werden sie wohl nicht. Grössere klimatische Veränderungen in der Tundra würden aber viele Tiere betreffen, die im Sommer hierher kommen, um ihre Jungen aufzuziehen.

Ist es keine Tierquälerei Schneeeulen bei uns zu halten?
Klimatisch haben bei uns Schneeeulen kein Problem. In der Tundra wird es im Sommer auch wärmer, es ist nicht immer alles schneebedeckt und frostig. Bei der Haltung bei uns schaut man, dass sie in ihrer Anlage einen Schattenplatz haben.

Wo nistet diese Art in der Natur?
Die Schneeeule ist ein Bodenbrüter. In einer Mulde, leicht erhöht, legt das Weibchen das Nest an. Sie brütet vom ersten Ei an und wird in dieser Zeit vom Männchen mit Futter versorgt. Zur besseren Tarnung ist das Weibchen auch nicht rein weiss, sondern schwarz gesprenkelt.

Kann man Schneeeulen als Haustiere halten?
Für ein Leben im Haus sind Schneeeulen und andere Eulen nicht geeignet. Sie sind nicht «stubenrein», man kann ihnen dort keinen natürlichen Lebensraum mit unterschiedlichem Bodengrund einrichten, und herumliegende Futterresten in Form von Mäusen sind auch nicht so toll. Schneeeulen sind gross, die würden beim Herumflattern da und dort mit etwas zusammenstossen. Sie sind lieber draussen, wo man ihnen eine Voliere gestalten kann mit allen von ihr benötigten Einrichtungsgegenständen.


Dem Eisbären macht der Klimawandel sehr zu schaffen

Interview: Yuna

«Ich heisse Yuna und habe das Thema Eisbär gewählt weil ich Eisbären sehr interessant finde. Ich durfte dazu einen Experten befragen.»

Gibt es tatsächlich ein Gefängnis für Eisbären?
Ja, gibt es. Und zwar in Churchill im Westen der Hudson Bay. Wenn die Eisbären im Herbst hungrig zur Meeresbucht ziehen, Mülltonnen plündern, in Gärten herumschnüffeln oder in Vorratskammern einbrechen. Die Churchillmenschen locken mit einer Falle. Eine Metallröhre, in der ein getränktes Stück Stoff liegt. Die Eisbären werden dann betäubt und in Netzen, die an einem Helikopter befestigt sind, ins Kittchen geflogen. Vier Wochen lang müssen dort die Tiere dort ausharren. Sobald die Bucht zugefroren ist, werden die Eisbären noch einmal betäubt und aufs Eis geflogen. Sie werden für die Robbenjagd gebraucht. Eisbären leben schon seit 600 000 Jahren – und damit rund fünfmal länger als bisher erwartet.

Überleben Eisbären den Klimawandel?
Sagen wir mal so: je eher es uns gelingt, den Klimawandel aufzuhalten, desto grösser die Überlebenschancen. Das Problem ist: Eisbären müssen heutzutage viel länger fasten als früher. Bei der Jagd auf ihre Lieblingsbeute – Robben – sind die Räuber nämlich auf Packeis unterwegs. Und das schmilzt aufgrund der Klimaerwärmung im Frühling immer früher und im Herbst immer später. Eisbären sind perfekt an das Leben in ihrer eisigen Heimat, der Arktis angepasst. Die Polarregion verändert sich jedoch dramatisch. Nirgendwo sonst ist der Klimawandel so spürbar wie hier. Die Fläche des Nordpols nimmt alle zehn Jahre etwa zwölf Prozent ab. Wenn es so weitergeht, ist die Arktis spätestens im Sommer 2050 eisfrei und der Eisbär ohne Heimat.


Wasserbüffel

Text: Samuel

Samuel hat für sein Thema Wasserbüffel gewählt, weil sie zu seinen Lieblingstieren gehören. «Wissen Sie überhaupt, dass Indien heute mit über 3000 Exemplaren die meisten wilden Wasserbüffel hat? Aber ihre Reinblütigkeit steht fast überall im Zweifel. Sie kommen nur noch in kleinen Gruppen in wenigen Reservaten vor. Die europäischen Wasserbüffel sind sehr ruhige, friedliche und neugierige Tiere. Das Besondere an einem Wasserbüffel ist zum Beispiel die dicke Haut, die wenige Schweissdrüsen aufweist. Die Tiere sind deshalb amphibisch. Das heisst sie brauchen ab 24 Grad Celsius Wasser zum Abkühlen. Die ersten Wasserbüffel wurden 1996 von Schangnauer Bauern in die Schweiz importiert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einer Krankheit konnte die Zucht nun stetig ausgebaut werden. Mittlerweilen gibt es Betriebe in Schangnau, im Neuenburger Jura und in der Ostschweiz. Insgesamt ist der Bestand auf ungefähr 400 Tiere angewachsen.

In Südostasien existieren darüber hinaus nur winzige, versprengte Restbestände. Die einzige Population wilder Wasserbüffel in Thailand lebt in Huoi-Kha-Kaeng-Reservat und besteht aus etwa 50 Tieren, die mit Hauswasserbüffeln vermischt sein könnten. Der Wasserbüffel ist in Asien und in vielen Ländern Europas vorzufinden. In der Schweiz, England, Deutschland, Ungarn, Italien und in typischen Büffelländern wie Rumänien und Bulgarien hat er seine Heimat gefunden.

Aber jetzt gehen wir auf ein ganz anderes Thema ein. Die Büffel besitzen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Rangordnung ist genau festgelegt und der Herdenverband, der sich auf riesigen Weideflächen frei bewegen kann, wird von einer ausgewachsenen Bullenkuh angeführt. Am wohlsten fühlt sich der Büffel wenn er ganzjährig die freie Natur geniessen kann. Denn der Lebensraum des Wasserbüffels bilden offene Feuchtgebiete, Sumpfwälder und dicht bewachsenen Flusstäler. Zum Schutz vor Insekten und zu Abkühlung hält er sich oft im Wasser oder im Schlamm auf. Anschliessend ist die Haut von einer dichten Schlammschicht bedeckt die kein blutsaugendes Insekt durchdringen kann. Die Bullen werden nach einer Übergangszeit in Gruppen zu Einzelgängern, schliessen sich aber alljährlich zur Paarungszeit einer Herde an. Zum Schluss noch etwas ganz Erstaunliches:. Ein Wasserbüffel bringt es auf eine Kopfrumpflänge von fast drei Metern, eine Schulterhöhe von 180 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als einer Tonne.»


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