Im Einsatz für die Hummeln

  29.07.2018 Frick, Natur

Alfred Krähenbühl aus Frick baut Nistkästen für die kleinen Brummer

Sein grosses Hobby sind die Hummeln. Alfred Krähenbühl baut nicht nur Nistkästen für die flauschigen Insekten, sondern sorgt auch dafür, dass sie in seinem Garten genügend Nahrung finden.

Janine Tschopp

«Ich habe kein Interesse, in die Ferien zu reisen», erklärt Alfred Krähenbühl. Der 86-Jährige hätte auch gar keine Zeit dafür, denn zu Hause wird er gebraucht. Mehrmals täglich kontrolliert er, wie es seinen geliebten Brummern geht. «Hummeln haben mich schon als Bub interessiert», berichtet der grosse Insektenfreund. Aufgewachsen in Heiligenschwendi am Thunersee, zog er mit seiner Familie, damals war er 16 Jahre alt, ins Fricktal. Zuerst nach Oeschgen. Später lebte er mit seiner Frau und den vier Kindern in Frick. Heute lebt Alfred Krähenbühl alleine. Ganz alleine ist er natürlich nicht, denn mit ihm wohnen seine 14-jährige Katze sowie seine fliegenden Haustiere, die Hummeln.

«Es ist nicht so einfach mit den Hummeli», erklärt Krähenbühl in einem schönen Thunerdialekt, den er auch nach 70 Jahren im Fricktal nicht verloren hat. So wie er das sagt, wird ganz deutlich, dass die kleinen Brummer seine grosse Leidenschaft sind. Und dass er, trotz seines grossen Einsatzes für die Tiere, nicht alles beeinflussen hat. «Das ist die Natur», sagt er, nachdem er in den Nistkasten hineingeblasen hat, und sich nur ein einziges Hummeli zeigte. Wie der Hummelfreund erklärt, hatte er in den letzten beiden Jahren nicht viel Glück, und nur wenige Hummeln nisteten sich in den liebevoll gebauten Brutkästen ein.

Nistkastenbau: eine Wissenschaft
Schon vor 30 Jahren machte er die ersten Versuche, Brutkästen für die Hummeln zu konstruieren. «Am Anfang habe ich vieles falsch gemacht», erklärt er. Denn Nistkästen für die Hummeln zu bauen sei eine komplexe Wissenschaft. «Mit dem Artikel von Eberhard von Hagen in der ‹Tierwelt› hat alles angefangen», erinnert sich Alfred Krähenbühl.

Eberhard von Hagen ist ein begeisterter Naturbeobachter, Fotograf und Hummelexperte, der über das Bestimmen, Ansiedeln, Vermehren und Schützen der Hummeln ein Buch veröffentlichte. Alfred Krähenbühl wusste von diesem Buch und klapperte zahlreiche Buchhandlungen ab, bis er fündig wurde. «Das ist meine Bibel», erklärt er stolz. Immer, wenn er nicht mehr weiterkommt, konsultiert er das Fachbuch. Krähenbühl lernte auch, wie wichtig es ist, die Nistkästen so zu bauen, dass Feinde der Hummeln, wie zum Beispiel der Wachsmottenfalter, nicht eindringen können.

So hat er, der früher als Schmid arbeitete, in den letzten Jahren zirka zehn Nistkästen gebaut. Immer wieder hat er Neues ausprobiert, und die Kästen sind von Mal zu Mal ausgeklügelter geworden. «Das ist nun der letzte, den ich gebaut habe», erklärt der Rentner.

Ein Nest für die Königin
«Irgendwann zwischen Ende Februar und Mitte März kommt die Königin», erklärt der Hummelfreund. Für die Hummeln pflegt er in seinem Garten unter anderem extra Taubnesseln. «Das ist der erste Nektar, den die Hummelkönigin im Frühling aufnehmen kann.» Dann schildert er, dass die Hummelkönigin beim Wechsel vom Hochdruck auf den Tiefdruck besonders aktiv ist. Es geht darum, die Königin einzufangen und sie in den Nistkasten zu befördern. «Die Idee ist, dass die Hummel danach immer wieder selbstständig in den Brutkasten fliegt und dort Zucht betreibt», erklärt Krähenbühl.

Er erzählt von erfolgreichen Jahren, in welchen die Hummelkönigin im Brutkasten Eier abgelegt hat und daraus 18 bis 20 Tage später Arbeiterinnen geschlüpft sind. «Die Königin ist fürs Eier legen und Waben bauen zuständig. Die Arbeiterinnen holen Nektar und bauen ebenfalls Waben», so Krähenbühl. Der Hummelspezialist erklärt weiter, dass von 100 Königinnen nur 20 überleben, obschon Hummeln sehr robust seien. «Sie fliegen noch bei minus 2 Grad und im Winterschlaf ertragen sie Temperaturen von bis zu minus 15 Grad.»

Ein Volk von 100 Hummeln war das grösste, das bisher in einem von Krähenbühls Nistkästen gelebt hat. Auch wenn die Kästen dieses Jahr durch nicht so viele Insekten bewohnt sind, ändert sich für Alfred Krähenbühl nichts. Von März bis Ende August, «solange etwas fliegt», macht er mehrmals täglich Kontrollgänge um nachzusehen, ob bei seinen «Hummeli» alles in Ordnung ist.

Die kleinen Brummer liegen ihm richtig am Herzen. Mit seinem wilden Pflanzengarten, den er hegt und pflegt, damit sie schon früh im Jahr Nektar finden, und den liebevoll gebauten Brutkästen will er ihnen ein schönes Zuhause geben. Alfred Krähenbühl setzt sich mit Leib und Seele für den Fortbestand einer wichtigen Insektenart ein.


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