Vom Grenzgänger zum Weltreisenden

  03.06.2018 Frick

Franz Ruder reist für Underberg um die Welt und engagiert sich im Fricktal

Er ist Bayer und Fricker, Katholik und Naturwissenschaftler, Geschäftsmann und Ehemann, Familienvater, Sportler und Fotograf. Die NFZ traf Franz Ruder zum Gespräch.

Simone Rufli

Neben dem Sport ist das Fotografieren ein grosses Hobby von Franz Ruder. «Damit habe ich im Alter von 14, 15 Jahren angefangen», erzählt der 59-Jährige. Viele Fotos macht er auf seinen Reisen durch die Welt des Underberg-Imperiums. Andere entstehen vor der Haustüre. Die 300-Jahr-Feier der Katholischen Kirche Frick beispielsweise wurde von Franz Ruder fotografisch begleitet. Er hat alle Anlässe im Rahmen der zweijährigen Feierlichkeiten im Bild festgehalten.

Franz Ruder ist in Bayern aufgewachsen. «Der katholische Glaube, die christlichen Werte gehören für mich ganz natürlich und selbstverständlich zu meinem Leben dazu und natürlich haben meine Frau und ich uns auch bemüht, diese Werte an unsere vier Kinder weiterzugeben.»

Nach 15 Monaten in der Bundeswehr führte Ruders Weg an eine amerikanische Uni und an die Universität von Tübingen, wo er Biochemie studierte und auch promovierte. Als Hilfswissenschaftler lernte er in Tübingen seine am Niederrhein aufgewachsene Frau, Hubertine Underberg, kennen. «Ich gab damals in Tübingen einen Genetik-Kurs und sie studierte Mikrobiologie.» Wissen und Glauben. «Darin liegt für mich kein Widerspruch», stellt Ruder fest. «Aber Pfarrer hätte ich nie werden können. So heilig bin ich dann doch wieder nicht.» Ruder lacht. Seit 1991 ist seine Frau Präsidentin des Verwaltungsrates der Underberg Zürich AG mit Sitz in Dietlikon. 1846 in Rheinberg gegründet, gehörte die Firma Underberg ab 1912 zu den kaiserlich-königlichen Hoflieferanten der österreichisch-ungarischen Monarchie. «Wir waren sogar Kammerlieferanten», präzisiert Ruder. «Das heisst, der Kaiser selber hat unseren Magenbitter konsumiert. Eine bessere Referenz konnte man sich in der damaligen Zeit nicht wünschen.»

Schwieriger Einstieg
Franz Ruder arbeitet seit 1988 in der Schweiz. Fünf Jahre lang hat er im Labor der Ciba in der Agro-Chemie gearbeitet und zwar in der Erforschung von Wirkungsmechanismen von Insektiziden. Über Insektizide handelte auch seine Doktorarbeit. «Ich war Grenzgänger, meine Frau wohnte bereits in der Schweiz.» Bereits zwei Jahre später, 1990 bekam seine Frau von ihren Eltern die führende Rolle in der Underberg-Gruppe übertragen. Die Insekten traten in den Hintergrund, Franz Ruder fügte seinem Lebenslauf einen MBA-Abschluss an der Universität St. Gallen und einen weiteren als Controller hinzu und stellte sich in den Dienst des Unternehmens. «Als Naturwissenschaftler bringe ich eine Affinität zu Zahlen mit», sagt Ruder, seit vielen Jahren Direktor für die Bereiche Finanzen und Beteiligungen im Familienunternehmen Underberg.

Weit schwieriger als sein Einstieg ins Traditionsunternehmen gestaltete sich Franz Ruders Weg in die Schweiz. «Damals bei der Ciba war ich als Grenzgänger beschäftigt. Obwohl wir bereits verheiratet waren und meine Frau in der Schweiz lebte, durfte ich nicht in der Schweiz wohnen.» Ruder beantragte eine Aufenthaltsbewilligung. «Anfangs der 1990er Jahre war die Scheinehen-Diskussion in Gang», erzählt Ruder «und auch wir wurden mit der verschärften Gesetzgebung konfrontiert, obwohl wir bereits ein Kind hatten. Uns wurde von unserem Anwalt geraten, entweder Zeit vergehen zu lassen oder ein zweites Kind zu bekommen, womit der Verdacht der Scheinehe wegfallen würde.» Dass das zweite Kind bereits unterwegs war, half den Ruders allerdings nicht. «Erst als unser zweites Kind geboren war, wurde es zum Rechtsobjekt.» Innerhalb von drei Wochen nach der Geburt im Sommer 1992 hatte Franz Ruder die Aufenthaltsbewilligung endlich in Händen. «Aber nur für den Kanton Zürich.» Ein interkantonales Verständigungsverfahren machte es schliesslich möglich, dass die Bewilligung auf eine «nachvollziehbare Achse zwischen Basel und Zürich» ausgedehnt wurde wie Ruder schmunzelnd ausführt. Die Familie Ruder-Underberg liess sich kurz darauf in Frick nieder. Längst ist Franz Ruder eingebürgert, in Frick heimatberechtigt und in der Schweiz genauso zu Hause wie in Bayern.

Bereits über 100 Länder bereist
An diesem Zustand vermochten nicht einmal die jüngsten Umstrukturierungen in der Jugendseelsorge etwas ändern, wie der langjährige Vorstandspräsident der Juseso Fricktal mit einem Lächeln versichert. «Die neugeschaffenen Pastoralräume führen nicht zu einer Verschlechterung der bisherigen Jugendarbeit», ist Ruder überzeugt. Dass bei der Umstellung aufs neue System unterschiedliche Ansichten aufeinander getroffen und Differenzen ein rasches Vorwärtskommen verhindert haben, begleitete Ruder mit der Gelassenheit des Weitgereisten. Ganz Gentleman und Diplomat stellt er schmunzelnd fest: «Der Wettkampf zwischen benachbarten Orten findet überall auf der Welt statt. Zwischen Rio de Janeiro und Sao Paulo zwischen Düsseldorf und Köln, zwischen Nürnberg und München und halt auch zwischen verschiedenen Gemeinden des Fricktals.» Für die Firma reiste Ruder schon in über 100 Länder der Welt, «darunter auch Brasilien, wo wir seit 15 Jahren vertreten sind.» Weil nur knapp 20 Prozent der brasilianischen Geschäftsleute der englischen Sprache mächtig sind, lernte Ruder portugiesisch. «Portugiesisch ist die schwierigste lateinische Sprache. Ich brauchte lange bis ich die Sprache sprechen konnte und dann habe ich gut zwei Jahre gebraucht, bis ich die Brasilianer verstanden habe.»

Nicht nur Franz Ruder war immer viel auf Reisen, auch seine Frau ist oft unterwegs – viel in Deutschland, oft in Österreich und in Ungarn. «Wir haben immer darauf geachtet, dass möglichst einer von uns zu Hause bei den Kindern sein konnte. Doch ohne Personal wäre es früher nicht zu bewältigen gewesen. Heute empfinde ich es als puren Luxus, keine kleinen Kinder mehr zu haben.»


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