Söll emol cho!
08.06.2018 MöhlinAm Anfang war das Feuer, klar. Gleich danach aber kommen die Brandbekämpfer aus Möhlin, wie historische Aufnahmen aus der Steinzeit dokumentieren – nicht ganz ernst gemeint natürlich, umso witziger dafür.
Ronny Wittenwiler
Kaum hochgeladen auf Youtube, wurde der Film bereits über eintausend Mal angeklickt: Ein Männlein steht im Walde, leicht bekleidet – ists ein Bärenfell? – und mit Zähnen im Abstand wie die Latten eines Gartenzauns. Und ja, so lehrt der kurze Streifen bald einmal in dokumentarischer Spassmanier, bei diesem steinzeitlichen Intermezzo handelt es sich wohl um den ersten Vorläufer der heutigen Feuerwehr Möhlin.
Worum geht es hier eigentlich?
Auch die Möhliner hat es «erwischt». Gleich von zwei verschiedenen Feuerwehren wurden sie nominiert für die «Cold Water Grill Challenge»; ein Internettrend, wieder mal einer, ist man versucht zu sagen, von Deutschland längst auf die Schweiz übergeschwappt. Hierbei fordern sich Feuerwehrorganisationen gegenseitig auf, innert einer bestimmten Frist eine Grillparty auf dem Wasser zu schmeissen und das Ganze per Video festzuhalten. Wer die Challenge besteht, kann drei weitere Feuerwehren nominieren, kommt das Unterfangen nicht zustande, muss der Herausforderer mit 50 Litern Bier und Grilladen beliefert werden.
Kein falsches Bild suggerieren
Längst sind so schweizweit durchaus originelle Beiträge entstanden, durch die man sich auf Youtube frisch, fröhlich, frei klicken kann. Gleichzeitig hat der Trend eine Kontroverse ausgelöst, die auch Möhlins Feuerwehrkommandant Richard Urich nachvollziehen kann. Die Feuerwehr als biertrinkende Partyorganisation, die ein bisschen mit Blaulicht durch die Gegend tuckert, um einen Grill für das nächste Fest zu transportieren. «Ein solches Bild sollte die Feuerwehr nicht suggerieren. Unser Auftrag ist die Sicherheit der Bevölkerung und das mit Steuergeldern beschafftem Material.» Doch statt etwa den schweigsamen Spielverderber zu mimen, hat die Feuerwehr Möhlin, wenn man so will, aus der Not eine unterhaltsame Tugend gemacht. «Da wir uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren, haben wir keinen Film gedreht. Es folgt darum ein Beitrag aus dem Archiv» – mit diesem eleganten Kunstgriff bleiben sämtliche Feuerwehrautos und Material unangetastet zurück und der Zuschauer findet sich stattdessen auf witzige Art und Weise mitten im wahrscheinlich allerersten Möhliner Feuerwehreinsatz im Jahr 12 000 vor Christus wieder. Abgedreht wurde alles in acht Stunden im Gebiet Breitsee und am Rhein, zusammengeschnitten ebenfalls in acht Stunden. Alles an einem Tag, «und nachts um 1 Uhr haben wir den Film hochgeladen», so Kommandant Urich. Rund zwanzig Angehörige der Feuerwehr waren mit dabei. «Selbstverständlich ohne Besoldung», sagt Urich, wohlwissend, dass diese Frage kommen musste. «Nicht einen Steuerfranken hat es gekostet.» Sämtliche Requisiten wurden auf eigene Faust organisiert, der Stoff für die Kleider der «Steinzeitfeuerwehr» von einer Helferin selber genäht. Ein bisschen, sagt Urich mit einem Lachen, war es dann wie bei einer Feuerwehrübung. Befehle werden erteilt. Spontanes Handeln ist gefragt.Und so war dann dieses prähistorische Meisterstück im Kasten. Ein Männlein steht im Walde. Und es dünkt, als hätte dieser Geselle vor 14 000 Jahren nicht nur ein Feuer entfacht, sondern damit gleich auch den Grundstein für die heutige Feuerwehr gelegt. «Natürlich wären wir auch am Drehtag bei einem Ernstfall bereit gewesen», sagt Urich dann noch. «Schliesslich standen einhundert Angehörige der Feuerwehr nicht vor der Kamera.» Und ja, am Ende des Films darf man gespannt sein, wen die Feuerwehr Möhlin als nächstes nominiert…
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