Der Schweizer Polizist mit dem US-Polizeiauto
24.05.2018 RheinfeldenMarcel Ortmayr chauffiert in seiner Freizeit Hochzeitspaare
Sein Beruf ist Polizist. Seine Leidenschaft sind amerikanische Strassenkreuzer. Marcel Ortmayr aus Rheinfelden besitzt ein US-Polizeiauto, das in Los Angeles im Einsatz war. Den Wagen stellt er für besondere Anlässe zur Verfügung.
Valentin Zumsteg
Dieses Auto kennen die meisten Leute aus amerikanischen Filmen und Fernsehserien: Marcel Ortmayr aus Rheinfelden ist stolzer Besitzer eines Polizeiwagens der Marke Ford Crown Victoria mit Jahrgang 2006. Das Fahrzeug stand während ein paar Jahren im Einsatz beim Los Angeles Police Departement. «Das ist für mich der Inbegriff eines Polizeiautos. In den USA sieht man es überall, es ist omnipräsent. Auf einer Reise durch die Staaten kam ich auf die Idee, ein solches Auto zu kaufen», erklärt der 39-Jährige.
«Relativ ruppig»
Der Wagen, den er vor ein paar Jahren in Deutschland erwerben konnte, fällt auf, nicht nur wegen der Polizei-Ausrüstung, sondern auch wegen der Grösse. Mit einer Länge von rund 5,3 Meter sticht er aus der Masse der Autos heraus. Unter der Motorhaube steckt ein 4,6-Liter V8-Antrieb, der rund 250 PS auf die Strasse bringt. Der Verbrauch liegt bei rund 12 Liter Benzin auf 100 Kilometer. «Das ist für ein amerikanisches Auto okay. Es hat ein verstärktes Fahrwerk und fährt sich deswegen relativ ruppig. Das ist keine Limousine. Der Wagen hat auch schon 220 000 Kilometer auf dem Buckel.»
Wenn Marcel Ortmayr damit durch die Gegend kurvt, ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss. «Ich wurde hier in der Schweiz schon von Amerikanern angesprochen. Sie wollten wissen, wie ich zu diesem Auto gekommen bin. Es ergeben sich immer wieder gute Gespräche wegen des Wagens.»
Autos haben Ortmayr schon von klein auf fasziniert: «Zuerst waren es europäische Marken, irgendwann wechselte ich dann zu meinem ersten Amerikaner. Ich finde die US-Autos cooler. Sie strahlen mehr Ruhe aus. Auch die Szene ist entspannter.» Das US-Polizeiauto ist aber nicht sein einziger amerikanischer Strassenkreuzer. Er besitzt auch noch einen Chevrolet Camaro, einen Plymouth Valiant aus dem Jahre 1968 und einen Chevrolet C10 Pickup mit Jahrgang 1972. «Ich bin eigentlich kein Sammler. Ich stecke aber viel Zeit und Herzblut in die Autos, deswegen gebe ich sie nicht mehr gerne her», erzählt Ortmayr, der im Alltag mit einem VW-Passat unterwegs ist. Insgesamt nennt er derzeit fünf Autos sein eigen. Als Polizist fährt er einen Mercedes. «Wenn ich wählen könnte, wäre ich aber lieber mit einem amerikanischen Polizeiauto im Einsatz», sagt er mit einem Lachen.
«Noch viel Arbeit»
Aufgewachsen ist Ortmayr in Allschwil. Er absolvierte eine Lehre als Maschinenmechaniker, später arbeitete er im Sicherheitsdienst. Schliesslich folgte er dem Beispiel seines Vaters und seiner Schwester und wurde Polizist. «Das war eigentlich nie mein Traumberuf, doch ich bereue es nicht, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.» Seine Freizeit verbringt er vor allem in der Garage und hinter dem Steuer. «Ich bin ein richtiger Schrauber, das ist für mich der perfekte Ausgleich zum Beruf. Ein Auto ist nie fertig, es gibt immer etwas zu tun. Das ist das Schöne daran.» Aktuell baut er aus dem Frontteil eines alten Plymouth einen Grill auf Rädern, den er an seinen eigenen Plymouth anhängen kann. «Das gibt noch viel Arbeit», erzählt er.
Der «American Way of Life» gefällt ihm. Zu seinem Lebensstil gehören Tattoos und Rockabilly-Musik aus den 1950er und 60er Jahren. Von den Reisen in die USA schwärmt er, vor allem die Westküste hat es ihm angetan. «Die Amerikaner sind autoverrückt. Dort sieht man all die tollen Modelle. Ich geniesse es, als Tourist in den USA zu reisen. Ob ich dort wohnen möchte, weiss ich hingegen nicht.»
Unterwegs in Originaluniform
Seine Lebenspartnerin, mit der er seit bald drei Jahren in Rheinfelden wohnt, ist mittlerweile auch auf den Geschmack gekommen. Sie besitzt ein New York-Taxi aus dem Jahr 1998, ebenfalls der Marke Ford Crown Victoria. Beide Autos, Taxi und Copcar, kann man für Hochzeiten und andere Events mieten. Wenn Marcel Ortmayr seine Gäste chauffiert (andere Leute lässt er nicht ans Steuer), dann trägt er dazu jeweils eine Original-Polizeiuniform aus Los Angeles. «Wenn die Leute hören, dass ich im echten Leben Polizist bin, dann ist das für die meisten etwas Besonderes.» Bisher haben vor allem Berufskollegen das Polizeiauto zur Hochzeit gemietet. Marcel Ortmayr macht es Spass, anderen eine Freude mit seinem Auto zu bereiten. «Es bleibt aber ein Hobby.» Denn der Mann hinter dem Steuer des US-Polizeiautos will Schweizer Polizist bleiben. www.copcar.ch