«In Wittnau kann man sich extrem gut erholen»

  05.05.2018 Persönlich, Wittnau

100 Tage im Amt: Gemeindeammann Andreas von Mentlen

Die Gemeinde Wittnau ist eine der am prozentual stärksten gewachsenen Gemeinden im Kanton Aargau. Im Gespräch mit der NFZ spricht der neue Gemeindeammann Andreas von Mentlen über die nächsten grösseren Projekte der Gemeinde und was ihn besonders freut.

Bernadette Zaniolo

NFZ: Herr von Mentlen, Ihr Name tönt gar nicht «fricktalienisch».
Andreas von Mentlen:
(Lacht). Nein, aber er ist urschweizerisch. Mein Heimatort ist Erstfeld (UR). Auch in Erstfeld gibt es viele von Mentlen. Der Stammbaum wurde erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt. In Bellinzona gab es sogar eine Colonia von Mentlen, eine Stätte ähnlich einem Internat. Eine spannende Geschichte.

Haben Sie den Entscheid, sich als Ammann zur Verfügung zu stellen, schon einmal bereut?
Nein! Wenn, dann hätte ich die letzten acht Jahre etwas falsch gemacht. Heisst: ich wäre mit einer Scheuklappe im Gremium gewesen. Dieses funktioniert jedoch glücklicherweise sehr gut. Mit nur einem Rücktritt verlief der Übergang in die neue Amtsperiode fast nahtlos.

Mit dem kantonalen Musiktag im letzten Jahr und anderen Veranstaltungen beweist die kleine Gemeinde immer wieder, dass sie solche Grossveranstaltungen stemmen kann. Was ist das Erfolgsrezept?
Die Gemeinde Wittnau ist eine in sich funktionierende Community. Die Vereine unterstützen sich gegenseitig. Das schweisst zusammen. Man redet miteinander und packt an. Mit dem kantonalen Schwingfest, bei welchem mein Amtsvorgänger Werner Müller OK-Präsident ist, steht bereits das nächste Fest an. Es wird wieder ein voller Erfolg werden! Die Wittnauer sind sehr hilfsbereit. Phänomenal, was sie am kantonalen Musiktag im letzten Jahr auf die Beine gestellt hatten.

Sind Sie selber auch in einem Verein aktiv?
Ja, aber nicht in Wittnau. Ich bin im Golfclub meines Arbeitgebers, der SBB.

Was beschäftigt die Gemeinde aktuell am meisten?
Wir haben zwei bis drei Geschäfte die uns umtreiben, auch in finanzieller Hinsicht. Dies ist einerseits die Sanierung der Hauptstrasse. Sie wird zirka zwei bis drei Jahre dauern und den Anwohnern und Verkehrsteilnehmern einiges abverlangen. Der Start erfolgt voraussichtlich Anfang 2019. Dann wollen wir die Revision der Bau- und Nutzungsordnung bald zum Abschluss bringen. Wir haben einen sehr schönen, schützenswerten Ortskern. Bei baulichen Angelegenheiten, die in diesem Bereich geplant sind, müssen wir mit dem Kanton noch ein paar Stunden in die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit investieren. Wir wollen partnerschaftliche Lösungen anstreben, vor allem auch für unsere Bewohner.

Die Wohnbaugenossenschaft hat aktiv zum Wachstum von Wittnau beigetragen. Wie sieht es in Sachen Baulandreserven aus?
Wittnau ist im Kanton eine der Gemeinden, die in Prozenten am meisten gewachsen ist. Wir haben noch Bauland, aber nicht alles ist derzeit käuflich. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, was dem Wunsch nach billigem Wohnraum nicht unbedingt förderlich ist. Dies und das Raumplanungsgesetz (verdichtetes Bauen) haben Einfluss auf die Entwicklung und das Wachstum der Gemeinde. Wittnau scheint eine attraktive Wohngemeinde zu sein. Wir haben extrem viele Anfragen, ob Bauland vorhanden ist. In der Guggermatt steht derzeit erschlossenes Bauland zur Verfügung.

Was würde weiteres Wachstum für die Infrastruktur von Wittnau bedeuten?
Die kritische Grösse der Infrastruktur ist noch lange nicht erreicht.

Wie steht die Gemeinde finanziell da?
Uns geht es gut; Stand heute sehr gut. Die finanzielle Situation hat sich in den letzten Jahren recht gut entwickelt und wirkt sich positiv auf das Vermögen pro Einwohner aus. Die Sanierung der Strasse wird sich aber natürlich recht auf die Finanzen auswirken. Gemäss aktuellem Stand kann die Sanierung knapp ohne Fremdkapital erfolgen. Was im Sozialwesen geht, wissen wir nicht. Wir schauen jedoch genau hin und sind sehr nachfragend, weshalb dieser Bereich bei uns im Lot ist.

Die BEEH-Gemeinden und auch die Gemeinden im Staffeleggtal prüfen derzeit Zusammenarbeitsformen bis hin zu einer allfälligen Fusion. Ist das in Wittnau auch ein Thema, welches Sie «anstossen» werden?
Man muss gesprächsbereit sein. Die Gemeinde führt immer wieder Gespräche. Bei der Steuerverwaltung und dem Zivilstandsamt haben wir eine gute Lösung. Eine Auslegeordnung tut den Fächer auf. Die Abwägungen müssen zum Wohle unserer Gemeinde sein. Zwei kleine Gemeinden geben jedoch noch keine grosse. Bei einer allfälligen Fusion müssen die Vorteile überwiegen. Wir haben keinen Druck. Ich bin jedoch der Meinung, lieber rechtzeitig antizipieren als unter Druck reagieren zu müssen. Wir haben eine extrem gut funktionierende Verwaltung, dadurch haben wir sicherlich noch keinen dramatischen Fusionsdruck.

Was empfinden Sie, wenn Sie in «Ihrer» Gemeinde unterwegs sind?
Ich fühle mich extrem wohl und schätze, wie ausserordentlich schön es hier ist. Man ist schnell in grossen Zentren und hat das Naherholungsgebiet vor der Haustüre. In Wittnau kann man sich extrem gut erholen. Freunde und Kollegen, die uns besuchen, sagen immer wieder, wie ruhig es hier sei. Man wird sich bewusst, wie gut man es hat. Wir haben eine absolut intakte Natur.

Wie fällt Ihre Bilanz nach 100 Tagen im Amt aus?
Wir können noch nicht blöffen. Den grossen Wurf macht man nicht schon nach 100 Tagen im Amt. Ich bin jedoch nach wie vor hochmotiviert und das Amt macht Spass. Ich freue mich, zusammen mit der Verwaltung und meinen Gemeinderatskollegen die Gemeinde weiter zu entwickeln. Wir werden demnächst die Legislaturziele festlegen und das Leitbild erstellen.

Hat Sie etwas besonders gefreut?
Derzeit ist in aller Munde, dass niemand mehr in den Gemeinderat will. In der Öffentlichkeit herrscht die Meinung, dass das Engagement nur mit Negativem verbunden ist. In Wittnau ist es jedoch nicht so schlimm. Ich stelle mit Genugtuung fest, dass es auch in der neuen Besetzung gut funktioniert. Es wird fair aber hart diskutiert. Wichtig ist, dass alle gleich behandelt werden. Den drastischen Wutbürger kennen wir in Wittnau nicht. Bei uns wird auf der sachlichen Ebene diskutiert, selten auf der persönlichen.


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