Vom Büro zum Weinhandel
07.03.2018 RheinfeldenMartin Zander engagiert sich für den Einkaufsort Rheinfelden
Zum Wein kam er durch Zufall. Heute sind die edlen Tropfen seine Welt. Zusammen mit seiner Frau führt Martin Zander zwei Weinhandlungen in Rheinfelden und Liestal.
Valentin Zumsteg
«Ich komme aus einer Unternehmerfamilie. Es war für mich deswegen klar, dass ich mich irgendwann selbständig machen will», erzählt Martin Zander. Dass dies in der Gastronomie und im Weinhandel geschehen wird, war jedoch nicht absehbar. «Das war ein Zufall», erklärt der 43-Jährige.
«Über allem steht der Geschmack der Konsumenten»
Wir treffen ihn in seinem Geschäft in der Rheinfelder Brodlaube. Hier verkauft er Wein aus Italien und neuerdings auch Portugal. Er tut dies mit Leidenschaft und grosser Sachkenntnis. «Für einen guten Wein braucht es eine sorgfältige Beerenauslese, die Kellertechnik eines Weingutes und die Nachbehandlung. Am Ende ist dann die Ausbauart ein wesentlicher Bestandteil eines Weines», sagt er und ergänzt: «Über allem steht aber der Geschmack des Konsumenten.» Wird er nach seinen Lieblingsweinen gefragt, zählt er einen Roten Portugiesen und einen Weissen aus dem Friaul auf.
Aufgewachsen ist Zander in Magden und Rheinfelden. In Rheinfelden hatten seine Eltern ein Uhren- und Schmuckgeschäft, in Magden absolvierte er die KV-Lehre auf der Gemeindeverwaltung. Danach war er während vieler Jahre als Leiter Informatik und Buchhaltung bei der Novoplast in Wallbach tätig, später arbeitete er für die «KMU-Vision» in Rheinfelden. «Neben der trockenen Tätigkeit im Büro organisierte ich in der Freizeit schon in jungen Jahren Techno- und Housepartys in der ganzen Deutschschweiz. Diese Musik liegt mir heute noch am Herzen.»
«Eine spannende Welt»
2009 machte er sich schliesslich zusammen mit seiner Frau Hanna selbständig. Von Chris Leemann konnten sie das «Pane Amore e Fantasia», ein Café mit angeschlossener Weinhandlung, übernehmen. «Wir haben nicht aktiv danach gesucht, doch als sich uns diese Gelegenheit bot, haben wir sie beim Schopf gepackt.» Vorher hatten die beiden nicht viel mit Wein zu tun. «Wir haben begonnen, uns intensiv damit zu beschäftigen. Es ist eine unglaublich spannende Welt, die sich uns da eröffnet hat.»
Sieben Jahre lang haben sie das Café geführt. Dann war Zeit für etwas Neues. «Wir waren beide Quereinsteiger in der Gastronomie. Ich glaube, wir haben auf dem Zenit aufgehört. Wir hatten auch das Gefühl, dass unser Konzept ausgereizt ist.» Deswegen verkauften sie das «Pane Amore e Fantasia». Seither fokussieren sie sich auf den Weinhandel mit den beiden Geschäften in Rheinfelden und Liestal. «Die Gastrozeit war eine unglaubliche Lebensschule. Ich habe Respekt vor jedem erfolgreichen Wirt. Die Belastung und die Einsatzzeit sind gross. Das wird von vielen unterschätzt.» Dass ihr ehemaliges Café heute geschlossen ist, bedauert er.
«Wir lieben, was wir tun»
Die Neuorientierung haben sie aber nie bereut. «Der Weinhandel entwickelt sich gut. Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft.» Welcher der beiden Standorte ist der stärkere? «In Rheinfelden machen wir derzeit mehr Umsatz. Das Wachstum ist aber in Liestal grösser», erklärt Zander. Mit viel Liebe pflegen die beiden ihr Weinsortiment. Wann immer möglich reisen sie nach Italien, um neue kleine Weingüter zu entdecken, deren Produkte für ihr Unternehmen in Frage kommen. «Wir lieben, was wir tun. Am schönsten ist es, wenn wir die Leute für unsere Weine begeistern können.»
Neben seinem Einsatz für das eigene Unternehmen engagiert er sich seit sechs Jahren im Vorstand der Rheinfelder Detaillistenorganisation «Pro Altstadt». «Wir sind hier tätig und haben ein Interesse daran, dass es dem Städtchen gut geht. Dafür setze ich mich gerne ein. Wir wollen, dass Rheinfelden attraktiv bleibt.»
Der Druck im Detailhandel habe zugenommen. Die Kunden seien heute preissensibler. Auch die zahlreichen Leerstände von Ladenlokalen in Rheinfelden geben ihm zu denken. «Wir nehmen die Probleme ernst, wir wollen aber nicht überdramatisieren.» Rheinfelden – und auch jedes Geschäft – müsse sich auf seine Stärken besinnen. «Den Preiskampf mit dem Ausland können wir nicht gewinnen. Wir können aber mit Leistung und Angebot überzeugen.» Wie sieht er die Zukunft von Rheinfelden als Einkaufsort? «Ich bin kritisch optimistisch. Etwas anderes bleibt mir ja auch nicht übrig», sagt er mit einem Lachen. Die Detaillistenorganisation hat ein Entwicklungsprojekt für die Altstadt angestossen, das derzeit läuft. Zander ist zuversichtlich, dass dieses neue Impulse bringt.
Essen, Sport und Musik
Wie unterscheiden sich die beiden Standorte, an denen sein Unternehmen tätig ist? «In Liestal hat es unter der Woche mehr Leute im Städtchen, Rheinfelden zählt am Sonntag mehr Besucher. Es wäre schön, wenn wir in Rheinfelden auch unter der Woche eine stärkere Frequenz erreichen könnten.»
Seine Freizeit, die eher knapp bemessen ist, geniesst Martin Zander mit elektronischer Musik, feinem Essen und Sport. Und natürlich darf der Genuss eines guten Tropfens nicht fehlen.