«Ich bin Handwerkerin, nicht Künstlerin»
14.03.2018 RheinfeldenVergolderin Regula Stindt aus Rheinfelden
Seit über 30 Jahren ist Regula Stindt als selbständige Vergolderin und Rahmenmacherin mit eigenem Laden in Rheinfelden tätig. Sie liebt ihr altes Handwerk.
Valentin Zumsteg
Betritt man den Laden von Regula Stindt in der Rheinfelder Brodlaube, taucht man ein in ein kleines Reich voller Rahmen, Bilder und Künstlerbedarf. Im hinteren Teil sind Holzlatten gelagert. Ein leichter Geruch von Lack liegt in der Luft. Auf dem Arbeitstisch entstehen die Rahmen, die Regula Stindt für ihre Kundinnen und Kunden anfertigt. «Es ist alles Handarbeit. Ich schneide die Holzlatten zu. Dann werden sie mit sechs Schichten Kreidegrund, den ich selber herstelle, grundiert. Anschliessend trage ich das Blattgold auf, wenn das von den Kunden gewünscht wird. Auch das Glas schneide ich selber», erzählt die 54-Jährige.
«Rahmen machen Bilder»
Das Rahmenmachen und -vergolden ist ein altes Handwerk, das Stindt mit viel Liebe pflegt. «Kleider machen Leute und Rahmen machen Bilder. Ein guter Rahmen bringt ein Bild besonders gut zur Geltung. Er darf das Bild nicht erdrücken», erklärt Stindt. Ein handwerklich hergestellter Rahmen ist von hundert Franken an aufwärts zu haben – je nach Grösse und Material. Waren früher vor allem üppige Rahmen Mode, sind heute schlichtere Modelle gefragt.
Auf den Beruf der Vergolderin und Rahmenmacherin kam sie eigentlich per Zufall. «Als ich 15 Jahre alt war, erzählte mir meine Mutter, dass sie früher als Verkäuferin in einer Vergolderei gearbeitet habe. Das interessierte mich. Ich schnupperte in einem Betrieb in Basel und machte später die Lehre als Vergolderin und Rahmenmacherin. Ich wollte auf jeden Fall einen handwerklichen Beruf, bei dem ich mir die Hände schmutzig machen kann. Ich hätte aber auch Bäckerin werden können.»
Mit 24 Jahren übernahm sie ein bestehendes Geschäft in Rheinfelden. Seither ist sie selbständig tätig. «Meine beiden Kinder sind quasi im Geschäft gross geworden», erzählt sie mit einem Lachen. Neben eigenen Rahmen verkauft sie in ihrem Laden auch Künstlerbedarf und eine kleine Auswahl an Bildern. «Der Geschäftsgang ist stabil. Ich kann auf viele Stammkunden zählen.»
Zur Kundschaft gehören Künstler, Fotografen, Kunstsammler aber auch viele Private, die einfach einen schönen Rahmen für ein Bild benötigen. «Ich durfte auch schon einen Rahmen für eine Skizze von Hodler herstellen. Das war etwas Besonderes.» Im vergangenen Jahr hat sie die Vergoldung bei der Orgel in der christkatholischen Kirche in Magden restauriert.
«Rheinfelden hat sich stark verändert»
Regula Stindt verbrachte die ersten Lebensjahre in Basel. Als sie zwölf Jahre alt war, zog die Familie nach Rheinfelden, weil ihre Eltern hier ein Haus in der Altstadt gekauft hatten. «Das fand ich damals schrecklich. Rheinfelden war für mich Provinz. Heute bin ich froh, dass meine Eltern diesen Schritt getan haben.» Ihre Mutter führte in der Anfangszeit in Rheinfelden ein Geschäft für Herrenbekleidung, später eröffneten ihre Eltern einen Bioladen und betrieben ihn während vieler Jahre.
Auch wenn Regula Stindt mit ihrem Lebenspartner seit rund zehn Jahren in Münchenstein lebt, kennt sie Rheinfelden sehr gut. Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte hat sie hautnah miterlebt. «Es ist ruhig geworden. Das alltägliche Leben findet kaum mehr im Städtchen statt. Die Artikel des täglichen Bedarfs kann man hier kaum mehr kaufen. Zum Glück gibt es noch eine Bäckerei und den Bioladen. Diese Veränderungen sind aber kein Rheinfelder Phänomen, das gibt es überall», erklärt sie. Rheinfelden sei zwar deutlich gewachsen, doch viele Neuzuzüger würden auswärts einkaufen. «Das ist wahrscheinlich der normale Wandel.»
«Freude am Leben»
Regula Stindt, Mutter von zwei erwachsenen Kindern, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: «Ich bin ein positiver Mensch. Ich habe Freude am Leben.» In ihrer Freizeit kocht sie gerne, fährt Ski und wandert. Sie liebt die Berge.
Gross ist auch ihr Interesse an der Kunst. «Ich besuche gerne Museen. Kürzlich habe ich mir die Baselitz-Ausstellung in der Fondation Beyeler angeschaut. Ich male selber aber nicht. Ich bin Handwerkerin, nicht Künstlerin», erklärt sie mit Nachdruck. Sie ist zufrieden wie es läuft und man glaubt ihr aufs Wort, wenn sie sagt: «Ich liebe meinen Beruf und ich hoffe, dass ich ihn noch lange ausführen kann.»