Ein Flüchtling auf Stellensuche

  23.02.2018 Mettauertal

Der 34-jährige Yaser Rammu war in Syrien als Automechaniker tätig. Jetzt darf er auch in der Schweiz offiziell arbeiten. Um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie jedoch aus der eigenen Tasche finanzieren zu können, braucht er einen Job. «Ich mache alles» sagt er zur NFZ. Am liebsten würde der Familienvater jedoch als Mechaniker arbeiten. Interessierte Arbeitgeber können


«Hilfsbereit ist der Vorname»

Ein Flüchtling, mitten in einer Fricktaler Dorfgemeinschaft

Er kann und will arbeiten. Jetzt darf er es auch offiziell. Yaser Rammu ist vorläufig aufgenommener Flüchtling und wohnt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in der Gemeinde Mettauertal. Um den Lebensunterhalt jedoch aus der eigenen Tasche finanzieren zu können, braucht er einen Job.

Bernadette Zaniolo

«Er ist sehr motiviert, zuverlässig und pünktlich. Und man merkt, arbeiten macht ihm Freude», beschreibt Fabian Kramer, Gemeindewerks-Leiter von Mettauertal den 34-jährigen Familienvater Yaser Rammu aus Syrien. Rammu arbeitet im Rahmen des Gemeindeprojektes «Arbeit statt Sozialhilfe» an ein bis zwei Tagen pro Woche im Gemeindewerk-Team mit, dies seit etwa einem Jahr. Rasenmähen, Sträucher schneiden, jäten und weitere Arbeiten verrichtet er. Kürzlich war er bei Strassenbauarbeiten im Ortsteil Wil im Einsatz (die NFZ berichtete). «Es braucht eine gute Einarbeitung», so Kramer. Denn obwohl Yaser Rammu bis letzten November einen Deutsch-Kurs besuchte, ist die Sprache sein grösstes Handycap auf dem Arbeitsmarkt.

Im Team von Fabian Kramer ist er jedoch eine Bereicherung. Dank der guten Aufnahme hat es Yaser Rammu geschafft, dass er mittlerweile schon die Leerungstour der Abfalleimer im Gemeindegebiet alleine erledigen kann oder auch gewisse Arbeiten auf dem Friedhof.

Mechaniker oder Gärtner?
Einem Friedhof, der aber nicht wie hier eine gepflegte Ruhestätte für Verstorbene ist, gleichen grosse Teile von Syrien. Im Land, aus dem Yaser Rammu und seine Familie geflüchtet sind, werden die Spuren des Krieges noch lange sichtbar sein. Auch in den Köpfen und Herzen der Familie Rammu. Derzeit beschäftigt Yaser Rammu vor allem, dass er nicht weiss, wie es seinem Bruder und seiner Mutter geht. Durch die Bombenangriffe im Grenzgebiet Türkei/Syrien sind die Telefonleitungen zerstört. Die einzige Verbindung in seine ehemalige Heimat.

Dort war Yaser Rammu früher als Automechaniker tätig. Er lebte in einer Grossstadt. Am liebsten würde er wieder als Mechaniker arbeiten. Er ist jedoch bescheiden, so auch was seinen künftigen Job angeht. «Ich mache alles», sagt er. Einer seiner grössten Stärken verrät eine Nachbarin. «Hilfsbereitschaft ist sein Vorname», sagt sie. «Ein super Typ», ergänzt die Rentnerin. Wenn er sie im Garten sehe oder sie mit Koffern aus den Ferien heimkomme, dann «bietet er sofort seine Hilfe an». Das schätzte kürzlich auch ein Automobilist aus Waldshut, dessen Fahrzeug vor der Haustüre von Yaser Rammu durch eine Panne stehen blieb.

Auch mit der Schweizer Kultur macht er sich vertraut. So befinden sich nach dem Nationalfeiertag in einigen Blumenkästen am Fenster immer noch Schweizer Fähnchen. Auch am Neujahrsapéro der Gemeinde Mettauertal war Yaser Rammu dabei.

Und Fasnacht? Wird dieser Brauch auch in seiner Heimat zelebriert? «Ja», sagt er und überrascht damit die Journalistin ein wenig. Er ergänzt jedoch, dass es die Katholiken seien, die Fasnacht feierten. «Aber einer deiner Söhne habe ich doch auch hier an der Fasnacht gesehen», sagt Fabian Kramer. «Das stimmt», antwortet Yaser Rammu mit einem verschmitzten Lächeln.

«Er hat sehr aufgeweckte Kinder», sagt ein Rentner, der zusammen mit anderen Schweizern und Yaser Rammu hin und wieder in geselliger Runde zusammen sitzt. Männer unter sich. Einer aus einer anderen Kultur. Da geht der Gesprächsstoff nie aus und auch das Lachen kommt nicht zu kurz.

Yaser Rammu, integriert in die Dorfgemeinschaft. Bald auch ins Erwerbsleben?

Übrigens: Yaser Rammu darf auch selber Auto fahren. Im Nu parkiert er das Gemeindewerks-Fahrzeug so, dass es ideal für das gewünschte Foto steht.


Potentielle Arbeitgeber

Arbeitgeber, welche Yaser Rammu gerne anstellen würden, können sich bei Nicole Schneider, Leiterin Soziale Dienste der Gemeinde Mettauertal, melden. Sie gibt gerne Auskunft und berät interessierte Arbeitgeber auch in Sachen Arbeitsbewilligung und Vorgehen. Telefonisch unter 062 867 21 68 oder per E-Mail an nicole. schneider@mettauertal.ch (bz)


Frau Schneider, der Leiter Gemeindewerke Mettauertal sowie Nachbarn stellen Yaser Rammu ein sehr gutes «Zeugnis» aus. Weshalb stellt ihn die Gemeinde Mettauertal nicht selber an? Nicole Schneider: Die Gemeindeversammlung von Mettauertal hat die Stellenprozente bewilligt. Diese sind besetzt. Zur Zeit stehen nicht mehr Stellenprozente zur Verfügung. Somit ist eine Festanstellung nicht möglich.


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