Auch 2018 steigt schwarzer Rauch auf
27.02.2018 NordwestschweizDas umstrittene «Tractor Pulling» in Oltingen soll kommenden September zum zweiten Mal durchgeführt werden. Der Kanton Baselland untersucht derweil, ob die Böden am Austragungsort beim letztjährigen Anlass zu Schaden gekommen sind.
Jan Amsler
Vor ziemlich genau einem Jahr, nämlich an der Fasnacht 2017, machten die Oltinger «Schluckspächte» auf das schweizweit erste «Green Pulling» aufmerksam. Ob sie ahnten, was der Gegenstand ihres Sujets, der geplante Traktoren-Wettkampf in ihrem Dorf für Diskussionen auslösen würde? Trotz grünen Anstrichs kam es vor und auch nach dem Anlass zu Widerstand.
Mit Widerstand darf auch dieses Jahr gerechnet werden. Kommenden September soll auf dem Oltinger Feld zum zweiten Mal schwarzer Rauch in den Himmel steigen. Toni Gass, Vorstandsmitglied und Sprecher des organisierenden Vereins, bestätigt dies auf Anfrage. Wie er sagt, sei es «von Anfang an die Idee gewesen, das ‹Tractor Pulling› über mehrere Jahre zu wiederholen».
Auch das Konzept soll beibehalten werden: Trotz des Vorwurfs eines «Etikettenschwindels» soll der Name weiterhin «Green Pulling» lauten. Und erneut sollen Sonnenblumen und Mischkulturen, die in der Zeit zwischen Ernte und Saat gepflanzt und anschliessend in die Erde eingearbeitet werden, einen Teil des im Rahmen des Anlasses ausgestossenen CO2 kompensieren. Der grösste Teil der Kohlenstoffdioxid-Emission wird indes durch die Besucher-Anfahrten verursacht und nicht durch die am Wettkampf teilnehmenden Traktoren.
Eine prominente kritische Stimme stellte vergangenes Jahr die in Oltingen wohnhafte Grünen-Landrätin Florence Brenzikofer dar. Sie bemängelte neben dem Namen «Green Pulling» die «niederschwelligen Auflagen des Kantons betreffend Bodenschutz». Auf ihre Anfrage hin liess die Regierung damals, das heisst Ende vergangenen September, verlauten, dass allfällige Erkenntnisse bezüglich Bodenschäden «in die Bewilligungsauflagen allfälliger künftiger Anlässe einfliessen» würden.
Spatenproben im Frühling
Nach den intensiven Regenfällen Anfang Jahr hat das kantonale Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) am 22. Januar einen ersten Augenschein genommen. Im Fokus der Kontrollen steht insbesondere eine mögliche Bodenverdichtung. Solche Schäden der Bodenstruktur führen zu einem gestörten Wasserhaushalt und beeinträchtigen die Bodenfruchtbarkeit negativ, erklärt Dominic Utinger, Leiter Fachstelle Ressourcenwirtschaft und Bodenschutz beim AUE. Der Augenschein entlastet die Pulling-Veranstalter jedoch fürs Erste: «Aufgrund der angetroffenen Situation sind gegenwärtig keine Massnahmen erforderlich», zieht Utinger ein Zwischenfazit. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne aber «noch nicht beurteilt werden, unter welchen Auflagen ein allfälliger Anlass 2018 bewilligungsfähig ist», wie Utinger ausführt. Letzten Endes ist die zuständige Bewilligungsbehörde die Kantonspolizei und nicht direkt das AUE. Die umweltrechtlichen Auflagen würden aber in die temporäre verkehrspolizeiliche Anordnung integriert. Zur definitiven Beurteilung der Auswirkungen des letztjährigen Anlasses seien weitere Kontrollen notwendig. Eine solche ist im März oder April geplant. Dann sollen auf dem Oltinger Feld Spatenproben (bis rund 40 Zentimeter Bodentiefe) entnommen werden.
Gemeinde bewilligt bis 2020
Rückhalt erfahren die Pulling-Veranstalter vonseiten der Gemeindebehörden. Der Gemeinderat hat ihnen für die kommenden drei Jahre eine Bewilligung erteilt – damit Planungssicherheit gegeben sei, sagt Gemeindepräsident Stefan Eschbach. «Wir blicken dem Anlass sehr positiv entgegen», so Eschbach weiter. Trotz kritischer – «auch berechtigter» – Stimmen: Das Pulling sei im Dorf abgestützt. Solange das so bleibe und das Dorf nicht zu stark beeinträchtigt werde, bestünden aus Gemeindesicht wenig Bedenken. Komme hinzu, dass die Veranstalter bestrebt seien, auf die Kritiker einzugehen, und auch die lokalen Vereine eingebunden seien.
Letzteren hat der Anlass 2017 offenbar Freude bereitet: Laut Toni Gass hätten die meisten Helfer, die beim ersten «Pulling» mitgewirkt hatten, ihre Unterstützung für die zweite Ausgabe bereits zugesichert.