«Wir machten verrückte Projekte»

  14.12.2017 Magden

Die Liebe zur Musik wurde Marie-Jeanne Kleist in die Wiege gelegt

Die Flötistin und Leiterin der Musikschule Magden, Marie-Jeanne Kleist, bewahrt ihre Freude am Unterrichten bis heute. Nach vier grossen Projekten zum 40-Jahre-Jubiläum zieht sie eine positive Bilanz.

Clara Rohr-Willers

«Wichtig ist, dass das Team sich für die musikalischen Projekte engagiert und gemeinsam am selben Strick zieht», sagt Marie-Jeanne Kleist. Bei gemeinsamen Treffen des Lehrerkollegiums entwickelten sich vier Projekte: die Jubiläumsfeier am 1. April mit musikalischen Gästen, das Musical-Konzert am 23. Mai, das Familienkonzert am 29. Oktober und das Konzert «Irish Folk» am 26. November 2017. Die Begeisterung der Mitwirkenden und des Publikums bestätigte Marie-Jeannes Kleist Prämisse: Gemeinsames Engagement bereitet Freude und bringt Erfolg.

Im Hamburg der Siebziger Jahre
Die Liebe zur Musik wurde Marie-Jeanne Kleist in die Wiege gelegt. «Meine Grossmutter beherrschte das romantische Repertoire auf dem Klavier», erinnert sie sich. Auch ihre Mutter hat Klavier gespielt und dazu gesungen. Marie-Jeanne Kleist wuchs mit zwei Brüdern in Muttenz auf und spielte an der Musikschule Muttenz zuerst Blockflöte und später Querflöte, auch im Schülerorchester des Progymnasiums. 1973 zog sie nach Hamburg, wo sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst bis 1976 verschiedene Fächer belegte. «Es war eine turbulente Zeit», schildert die sympathische Musikerin. «Es wurde viel diskutiert und auch demonstriert an den Hochschulen.» Gleichzeitig unterrichtete Marie-Jeanne Kleist die Fächer Blockflöte, Melodica und Orff-Instrumente in Hamburg-Wandsbek.

«Mich interessieren Verbindungen verschiedener Musikstile»
Von 1976 bis 1981 absolvierte Marie-Jeanne Kleist am Konservatorium Basel ihr Studium für Querflöte. Anschliessend unterrichtete sie erstmals Querflöte in Magden. Ebenfalls in den Achtzigern gründete sie mit Musikerkollegen das «Concertino Basel». In diesem Kammerorchester war Marie-Jeanne Kleist 21 Jahre lang als Flötistin und im Vorstand tätig. Neben dem Konzertieren galt ihr besonderes Interesse der Gestaltung der Konzertprogramme. Auch in der IGNM Basel, dem Sequenza Ensemble und anderen Formationen wirkte sie als Flötistin mit.

Konzept interessierte Deutsche Post
«Mich interessieren Verbindungen verschiedener Musikstile», sagt Marie-Jeanne Kleist und denkt dabei an die von ihr konzipierte Musikreihe mit dem Titel «Sette Fiori» (Spielzeit 2003/2005 im Teufelhof Basel). «Aus der Symbolik der Blumen liessen sich verschiedene Stile verbinden wie Werke aus dem 16. Jahrhundert mit entsprechenden Texten und zeitgenössischer Musik», erklärt die dynamische Musikerin. Das Konzept interessierte die Deutsche Post zur Lancierung ihrer neuen Briefmarkenserie mit Blumenmotiven. 2005 wurde das Ensemble mit der Schauspielerin Desirée Meiser zur Einweihung der neuen Dauerbriefmarken in den Berliner Botanischen Garten für ein Konzert mit viel Prominenz eingeladen. Ebenfalls erfolgreich war das «Concertino» mit Astor Piazzollas Tango-Oper «Maria de Buenos Aires»: Auf Einladung des schwedischen Kulturabgeordneten tourte es mit dieser Oper im Februar 2003 durch Schweden.

Gesang als zweite Passion
Ab den Achtzigern nahm Marie-Jeanne Kleist Gesangsunterricht bei Wally Stämpfli, Dorothee Labusch und Isolde Siebert. «Ich wusste, dass ich Sologesang nie unterrichten wollte», erinnert sich die Magdener Musikschulleiterin. Doch während die Querflöte ihr Standbein blieb, wurde das Singen für sie persönlich wichtig. «Wir machten verrückte Projekte in den Achtzigern», erinnert sich Marie-Jeanne Kleist mit strahlenden Augen. Mit dem Pianisten Daniel Cholette, der ebenfalls an der Musikschule Magden unterrichtet, arbeitete sie lange als Sängerin zusammen. Ihre Chansonprogramme waren auf verschiedenen Konzertbühnen und am Festival «Domaine Bourdic» in Südfrankreich zu hören.

Auf der Kleinen Bühne des Theater Basels wirkte sie 1987 im Musiktheaterstück «Reiselieder» von David Wohnlich mit. «Mich interessierte immer eher die kleine Form», erklärt die Querflötistin, «sie ist transparent».

«Man muss selber beflügelt sein, um gut zu unterrichten»
Marie-Jeanne Kleist liebt das Unterrichten. Als erfahrene Lehrerin weiss sie: «Man muss selber inspiriert sein, um gut zu unterrichten.» Wie auf allen Schulstufen wird auch der Musikunterricht heute zunehmend normiert und es wird nur von einer messbaren Qualität gesprochen. «Es gibt viele Qualitäten», stellt Marie-Jeanne Kleist fest. Eine der Qualitäten der Musikschule Magden sei es, den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu bieten, an Konzerten gemeinsam zu musizieren.

«Pädagogik und Musik brauchen genügend Freiheit», findet die Musikerin und Pädagogin. Für diesen Bildungsgrundwert setzte sich schon der Humanist und Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt im 18. Jahrhundert ein. «Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und die Herausforderung als Musiklehrperson ist es, auf diese einzugehen», schliesst Marie-Jeanne Kleist.


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