Von Simone Rufli

Catherine Senns Mutter stammt aus der Westschweiz. Schon früh hat das Mädchen mitbekommen, dass es unterschiedliche Kulturen gibt, selbst innerhalb eines Landes. Das hat sie neugierig und offen gemacht für die Welt ausserhalb. Bereits nach der Bezirksschule in Laufenburg zog es die 16-Jährige von zu Hause fort in die Romandie. Im zweisprachigen Fribourg besuchte sie das Collège. Eine harte Schule, wie Senn im Rückblick gesteht. «Ich dachte, durch meine Mutter und die Schule hätte ich viel Französisch mitbekommen, merkte am ersten Tag im Collège aber, dass ich kaum etwas verstand.» Ein Jahr später, mit 17, führte sie ein Schüleraustausch in die USA, wo sie ein Déjà-vu in Englisch erlebte. «Mein Schulenglisch war so weit weg von dem Südstaaten-Slang, dass ich auch dort zu Beginn kaum etwas mitbekam.» Wie in der Westschweiz fühlte sich die junge Frau auch in den USA am Anfang verloren. «Dazu kamen die unterschiedlichen Werte und sozialen Konventionen. Das alles liess mich am eigenen Leib erfahren, wie verloren man an einem fremden Ort ist.» Und das, obwohl sie immer der willkommene Gast war, dem zu helfen alle gerne bereit waren. «Wie viele aber müssen oder wollen in einer anderen Kultur leben, in der sie nicht willkommen sind?» Catherine Senn hält inne. Dann beginnt sie von ihrem jüngsten Projekt zu erzählen, das genau diesen Aspekt beleuchtet. Zusammen mit dem Schweizer Autor Michael Hugentobler hat sie ein Buchprojekt entwickelt. «Unter Fremden», so der Titel des Buches, erzählt die Geschichten von acht Migrierenden aus den unterschiedlichsten Ländern. «So unterschiedlich die Lebensgeschichten sind, alle Hauptpersonen haben hierher nach Aarau gefunden, haben entweder hier im Haus gearbeitet oder Kurse besucht. In diesem Haus trifft sich die Welt.» Ein schönes Bild, das Senn von ihrem Arbeitsort zeichnet.

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