Einst Spital und Post – heute Privathaus

  01.08.2017 Frick, Kultur, Oberes Fricktal, Gemeinden

von Lukas Müller

«Das alte Haus von Rocky Docky hat vieles schon erlebt», so tönt es im bestbekannten Ohrwurm von Bruce Low aus der Nachkriegszeit. Auch in Frick stehen alte und historische Gebäude an der Hauptstrasse. Das vermutlich älteste Haus der Gemeinde steht an der Hauptstrasse 86. Die ersten Belege für diese Liegenschaft reichen bis ins Mittelalter zurück. Anno 1240 stifteten die Gräfinnen von Homberg an dieser Stelle ein Spittel. Hospitäler waren in diesen Zeiten nicht nur reine Spitäler. Sie waren auch Anlaufort für Fremde, Pilger, Durchreisende, Arme und Hilfsbedürftige. Oft hat man Menschen dort bis zu ihrem Tod betreut. In alten Schriften finden sich eindrückliche Zeugnisse über die damaligen Zustände. So heisst es 1817 in einem Rechnungsposten unter anderem: «Den Betschwestern, welche bey der Alten Rüeggin im Spital wachten, kerzen Stöck 9.- £» (wobei £ die Bezeichnung für Franken gewesen ist). Bis ins Jahr 1818 stand dieses Haus als Spittel in Betrieb.

Ab 1830 wurde es zum Postbüro umfunktioniert. Es diente auch als Haltestelle für Postkutschen. Hier wurden jeweils die Pferde gewechselt. Im Zug der Elektrifizierung wurde auch eine Telefon- und Telegraph-Zentrale eingerichtet. Als die Post 1928 unter Posthalter Emil Lütold ins Unterdorf zügelte, beliess man die Telefon- und Telegrafen-Zentrale an ihrem angestammten Ort in der alten Post. In den Vorkriegsjahren und während der Kriegsjahre hatten die hiesigen Telefonistinnen alle Hände voll zu tun. Sie stöpselten sämtliche Verbindungen nach alter Väter Sitte. Da der Betrieb rund um die Uhr lief, musste immer eine der Telefonistinnen im Haus übernachten, obwohl zu nächtlicher Stunde weit weniger Gespräche geführt wurden als sonst.

Jahre später – anno 1955 – kam das alte Haus in Familienbesitz. Werner Moesch, Malermeister von Frick, ersteigerte damals die Liegenschaft, welche aus Wohn- und Geschäftshaus sowie einem Ökonomiegebäude bestand, zu einem guten Preis. Moesch baute das ehemalige Spittel, welches ursprünglich über ein Krüppelwalmdach verfügte, zu einem Haus mit Giebeldach um – «als architektonische Anpassung des Hauses zum Adler und zum Bollag-Haus», wie er betonte. Heute noch steht die stattliche Liegenschaft, die nicht unter Denkmalschutz steht, im Besitz der Familie.

 

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