Gute Taten statt «nur» Vorsätze

  07.01.2017 Aargau, Mettauertal, Mettau, Etzgen, Wil, Hottwil, Oberes Fricktal, Gemeinden, Oberhofen

von Bernadette Zaniolo

Es ist Mitternacht, als Peter und Heidi Weber aus Wil mit einem Glas Orangensaft auf das neue Jahr anstossen. Fünf Minuten, also um 00.05 Uhr am 1. Januar klingelt das Handy. Kein üblicher Anruf bei den Grosseltern von sieben «Lausbuben». Dennoch bricht keine Panik aus. Etwas nervös sind Heidi und Peter Weber allerdings schon, denn es ist ihr erster Einsatz für die Organisation «Nez Rouge». Ihr erster Auftrag in dieser Nacht führt die beiden nach Bad Säckingen, wo sie acht Personen abholen und nach Mumpf bringen sollen. Für diesen Auftrag bekommen sie aufgrund der Grösse der Gruppe Unterstützung von einem zweiten «Nez Rouge»-Team. Peter ist in dieser Nacht jeweils der Chauffeur des fremden Fahrzeugs und Heidi fährt mit dem Privatauto hinterher. Denn im Gegensatz zum Taxiunternehmen, das nur die Personen befördert, bringt Nez Rouge die Leute in deren eigenem Auto nach Hause.

Sieben Einsätze leisten Peter und Heidi Weber in den frühen Neujahrsstunden 2017, die letzte Fahrt erfolgt um 4.50 Uhr. Um 6.15 Uhr kehren die beiden von ihrer Première bei Nez Rouge zurück. Der Abschluss bildete das Treffen in Lenzburg, dort wo Heidi und Peter Weber am Nachmittag des Silvesters Instruktionen für den ehrenamtlichen Einsatz erhielten.

«Das Ganze ist super organisiert. Die Zeit läuft und du bist konzentriert», sagt Heidi Weber begeistert. «Es gab keine Wartezeiten», ergänzt ihr Gatte Peter. Zwischen 2 und 3.30 Uhr sei am meisten gelaufen. Für Heidi und Peter Weber ist klar: «Wir machen sicher wieder mal mit.»

«Ich hätte es ihm gegönnt»

Weil es «eine gute Sache» sei, sei es für sie nach dem Aufruf in der Zeitung, dass noch zirka 60 Personen fehlen würden, klar gewesen, dass sie mitmachen. Dies auch, weil sich beide getrauen mit allen Fahrzeugtypen, ob handgeschaltet oder Automat, zu fahren. Mit einem Lächeln verrät der Gemeindeammann von Mettauertal und ehemalige Grossratskandidat der NFZ, was er in dieser Nacht vermisst hat: «ein anständiges Auto fahren zu dürfen, etwa einen Tesla oder einen Porsche». Dies ist auch nicht verwunderlich, denn Weber ist gelernter Automechaniker. «Ich hätte es ihm gegönnt», verrät Heidi. On vera: vielleicht ja beim nächsten Mal. Auf jeden Fall sind die beiden für Nez Rouge quer durchs Fricktal gereist. Stationen waren Mumpf, Herznach, Hellikon, Asp, Zeihen, Schupfart, zwei Mal Wittnau, Frick, Sulz und Erlinsbach. Die «weiteste» Tour war von Sulz nach Hellikon. Insgesamt 188 Kilometer. Und obwohl die Nez Rouge-Einsätze gratis sind, hätte die grosse Mehrheit (mit einer Ausnahme) ihre Wertschätzung für diesen Service mit einer freiwilligen Gabe von 20, 40 oder 50 Franken gezeigt. Diese Einnahmen werden «nach Abzug der Unkosten an eine gemeinnützige Institution weitergeleitet», heisst es auf der Internetseite des Vereins von Nez Rouge Aargau.

Auffallend sei gewesen, dass die meisten Nez Rouge-Teams zwar in ihrem Alter gewesen seien, aber der Anteil der jungen Menschen mit rund 25 Prozent gross gewesen ist. Grossmehrheitlich seien es junge Menschen gewesen, die den Service von Nez Rouge  genutzt hätten. Bemerkenswert sei auch, dass bei den meisten ihrer Fahrgäste kein Alkoholkonsum wahrgenommen wurde und sich diese anständig verhielten. Vereinzelt gaben die Nez Rouge-Einsätze auch zum Schmunzeln Anlass. So etwa im Pyjama gekleidete Fahrgäste, die – so wird vermutet – an einer Pyjama-Party teilnahmen. Dies jedoch nicht im Einsatz-Gebiet von Heidi und Peter Weber. Im Aargau fuhren die Nez Rouge-Teams in der Nacht von Silvester auf Neujahr über 500 Einsätze.

 

Aktion Nez Rouge

Nez Rouge ist ein Fahrzeug- und Personen-Heimführdienst im Dezember für Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker, welche sich aus unterschiedlichsten Gründen eine Fahrt nicht mehr zutrauen, sei es wegen Übermüdung oder Alkoholkonsum. Diese nationale Präventionskampagne hat zum Ziel, die Bevölkerung auf die Gefahren und Risiken beim Lenken eines Fahrzeuges in fahruntüchtigem Zustand zu sensibilisieren. Der Service ist beliebt und wird rege genutzt. Gemäss der Medienmitteilung war die 27. Nationale Aktion von Nez Rouge ein grosser Erfolg. Mit 15 300 Fahrten (plus vier Prozent) habe man die Sicherheit von 31 700 Personen (plus 1,6 Prozent) gewährleistet, die sicher nach Hause gebracht wurden.

«Dieser Heimfahrservice steht nur Personen zur Verfügung, die mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind. Wir wollen das örtliche Taxigewerbe und die öffentlichen Verkehrsunternehmen nicht konkurrenzieren», hält der Verein Nez Rouge Aargau auf der Homepage fest.

 

 


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