Papst Franziskus’ «beherzte Ökumene»
11.11.2016 Frick, Oberes Fricktal, KulturVon Dominik Senn
Den Vortragsrahmen bildete das 300-Jahr-Jubiläum dieses Gotteshauses, das zwei Jahre lang durch diverse Aktivitäten gefeiert wird – ebenso lange, wie der Bau dauerte, von 1716 bis 1718. Wie der OK-Präsident Kirchenbau Frick Rolf Hüsser zur Begrüssung schilderte, kennt Pfarrer Thomas Sidler den Referenten Niklaus Kuster durch das gemeinsame Theologiestudium. Er hat ihn zu diesem Vortrag nach Frick gebracht.
Bärtig und in brauner Ordenskutte wirkt Kuster auf den ersten Blick mönchisch in sich gekehrt. Doch das ist Bruder Kuster nicht. Im Gegenteil: Aufgeschlossen, frisch von der Leber weg berichtet er aus dem Leben von Papst Franziskus. Die Lockerheit beweist er im Vortrag durch Dutzende Karikaturen, welche Aussagen und Stellungnahmen des Papstes humorvoll illustrieren.
«Geschwisterlichkeit»
Charismatisch sei der Papst. Der Schlüssel zum Verständnis seines Wirkens sei der Begriff «Geschwisterlichkeit». Papst Franziskus habe die Kirche vom Monarchischen weg hin zum Geschwisterlichen gebracht, zum franziskanischen Weltverständnis: sich selber schlicht und geschwisterlich um Arme, Schöpfung und Weltfrieden zu kümmern – Mensch unter Menschen sein.
Das Resultat sei «beherzte Ökumene»: Papst Franziskus habe um interreligiösen Dialog bittend die Exponenten der Weltreligionen an einen Tisch gebracht. Mit unvorstellbaren Folgen: «Die Frage der von Papst Franziskus begrüssten Frauenordination bzw. die Zulassung der Frauen zum Diakonat wird durch diese Ökumene nicht nur gestellt, sondern eines Tages auch beantwortet» sagte Kuster.
«Politisch hellwach»
Ein zweiter Wesenszug von Papst Franziskus: Er sei politisch hellwach und auf Augenhöhe mit den wichtigsten Regenten. Als Beispiel nannte Kuster das Treffen mit Putin, dem Papst Franziskus einen Brief mit dem Schlusssatz «Ich bitte Sie, beten Sie für mich.» habe folgen lassen. Er, Kuster, hätte liebend gerne Putins Gesicht beim Leser der betreffenden Textstelle gesehen.
Das grosse Wirken dieses authentischen Papstes schlage sich in dessen Enzyklika «Laudatio si» – «Über die Sorge für das gemeinsame Haus» von Pfingsten 2015 nieder, in welcher er – ein Novum – den Umweltgedanken aufgenommen und in sechs Kapiteln erläutert habe. Mit langanhaltendem Applaus und einem Apéro des katholischen Frauenbundes sowie des OK Kirchenbau Frick im Rampart endete ein spiritueller Abend.