Töfflibuebe us Chaischte
14.07.2016 Ausflüge, Oberes Fricktal, KaistenVon Susanne Hörth
KAISTEN. Da sitzen sie, die gestandenen Männer so in den 40- und 50igern. Das Grinsen in ihren Gesichtern wird mit jedem Satz, jedem Spruch zu ihrer speziellen Passion breiter. Vergessen sind die Jahre, die zwischen dem Heute und ihrer ersten jugendlichen Euphorie für Töfflis liegen. Sie alle sind in ihren Berufen, in den Familien, Ämtern und Hobbys eingespannt. Dennoch lassen sie sich ein paar wenige Tage im Jahr nicht nehmen, um sich auf ihre mit Fahnen geschmückten Zweiräder zu schwingen, den Motor zu starten und in gemächlicher Langsamkeit über Schweizer Pässe zu fahren, Seen zu umringen oder gar ein Stelldichein auf dem Berner Bundesplatz zu geben.
Das Kernteam der Truppe bilden Albi Merkofer, Basil Langenegger, Adrian Mahrer und Roger Rebmann. Diese Reihenfolge der Namen ist wichtig, bilden die vier Männer zusammen doch das ABAr-Team. «Ein kleines r für ihn», staunt die Schreibende und blickt zu dem sehr, sehr grossen Roger. Die Männer lachen: «Gerade deshalb.» Auf Nachnamen wollen die Männer im weiteren Bericht verzichten, dass Du ist ihnen ganz wichtig.
Angefangen hat alles vor etwa zehn Jahren. «Wir kennen uns alle schon ewig. Die Idee war es, etwas Spezielles gemeinsam zu machen», so Albi. Sie kauften damals drei Militärmotorräder «Condor A350», unternahmen damit auch Touren und hatten richtig Plausch, so Basil. Zum Töffli wechselten sie, als Adrian mehrfach erklärte, dass er immer schon einmal mit einem Töffli ins Tessin fahren wollte. Die anderen in der Gruppe hatten bereits als Jugendliche diese Mofa-Fahrt gemacht. Warum also nicht gemeinsam die Tour nochmals unter die Räder nehmen? Wie gesagt so getan.
Schon ab der ersten Fahrt als «plus» dabei war auch Thomas Winter. Ein «Töffli-Schrauber ohne Gleichen» sagen die anderen und schätzen ihn umso mehr in der Clique. Wichtig war und ist den Fricktalern, dass sie auf original «alten» Mofas unterwegs sind. Wieviel wird daran geschraubt und gebastelt? «Wir machen oder lassen alles original machen. Ausserdem frisieren wir nicht, wir optimieren höchstens», lacht Roger.
Die erste gemeinsame Töfflireise vor vier Jahren führte also in nur gerade drei Tagen über den Gotthard ins Tessin und zurück. «Ausser einem Platten hatten wir keine Pannen», zeigen sich die Freunde auch heute noch erstaunt. Im Jahr darauf ging es von Kaisten nach Arosa und wieder zurück, aber nicht direkt sondern mit zwei zusätzlichen Pässen (dem Klausen und dem Pragel) als Umweg. Die letzte grosse Tour führte sie über das Welsche an den Bielersee. Weiter tuckerten sie auch unbeschwert über den Bundehausplatz direkt vor die Türe der Bundesratsresidenz.
Sympathieträger
«Wo wir hinkommen, lösen wir Sympathie und Begeisterung aus. Wir erhalten stets super Reaktionen von den Leuten», sagt Roger. Er erzählt von der Autoschlange, die ihnen am Gotthard folgte. Nicht etwa, weil die Autos nicht überholen konnten, die grossen Männer auf ihren kleinen Maschinen waren einfach ein «Daumen-hoch»-Erlebnis. Basil ist überzeugt, dass bei vielen ehemaligen Töfflijugendlichen angesichts der Kaister Clique auch ein wenig Sehnsucht aufkommt. Deshalb, so Basil: «Machen und nicht nur davon träumen.»
«Wenn wir unterwegs sind, kommen die gleichen Gefühle wie damals als 16-Jährige auf. Du merkst das und musst einfach grinsen», sagt Albi. Roger ergänzt: «Du nimmst das Ganze um Dich herum viel mehr wahr, mit allen Sinnen.» Und Basil hebt das Zusammenhaltgefühl hervor: «Es schweisst zusammen. Wir schauen aufeinander, sind füreinander da.» Die Töfflibuebe vergessen nicht zu erwähnen, dass «Auf kleine Touren sind auch schon unsere Töfflimeitli mitgekommen, was ungeahnte Frühlingsgefühle aufkommen liess. Wie damals bei der ersten Verabredung. Das Wort Date kannten wir damals noch nicht.»
Die nächste grosse Tour im August steht nun kurz bevor. Ziel ist der Bodensee. Einmal um diesen herum steht auf dem Plan. Die Kaister Töfflibuebe haben ihre «Maschinen» bereits wieder hervorgeholt, bereiten sie für die Fahrt vor. Und sie wissen, der Bonus Alter öffnet ihnen die eine oder andere Türe. Und sie geniessen etwas mehr Luxus als früher. Einen wahrhaft spürbaren Nachteil gegenüber einem 14-Jährigen nehmen sie gelassen hin: Mehrere Hundert Kilometer auf einem schmalen Töfflisattel führen unweigerlich zu einem schmerzenden Hinterteil. Doch auch das stecken die Kaister mit einem Grinsen weg. Viel mehr zählen sie die unvergesslichen, gemeinsamen Töfflitage.
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