Norwegische Sängerin trifft auf Fricktaler Wolf

  04.12.2014 Musik, Porträt, Oberes Fricktal, Wittnau, Persönlich

Sie kommt aus einem Ort, der auf Deutsch übersetzt «Lachsfluss» heisst. Wo es im Winter immer Nacht ist. Auch am Tag. Und wo im Sommer die Mitternachtssonne scheint. Monicka Hove ist in der Finnmark im Norden von Norwegen aufgewachsen. In ihren Heimatort «Lakselv» pilgern im Sommer viele deutsche Touristen, um zu fischen. Sie selbst sei besser im Eisfischen, sagt die 25-Jährige lachend. Patric Waldmeier (28) kommt ursprünglich aus Mumpf, wo er mit seinem drei Jahre älteren Bruder aufgewachsen ist.

Von der Finnmark ins Fricktal

Zusammen gefunden haben die beiden über die Musik.  Zwischen dem Fricktal und der Finnmark, irgendwo in den Weiten des Internets, haben sich ihre Wege gekreuzt. Beide haben eine Liebe zu «Grunge»-Musik. Beim Cover von «Nutshell», einem Lied der amerikanischen Grunge-Band «Alice in Chains» ist ihm die Norwegerin zum ersten Mal aufgefallen. «Wir haben viel geschrieben, dann haben wir uns getroffen», erklärt Hove. Das erste Treffen war in der Schweiz, dann in Norwegen und danach ging es hin- und her. Schliesslich fanden sie: «Es ist schwierig, eine Fernbeziehung zu führen.» So ist sie vor etwa drei Jahren zu ihm in die Schweiz gezogen. In ihrem gemeinsamen Zuhause in Wittnau fühlt sie sich wohl.

Trotzdem, ein bisschen Heimweh hat sie manchmal schon. «Es hat gute Seiten und schlechte Seiten in einem anderen Land zu leben. Ich vermisse meine Familie. Aber sie kommt hierher und ich fahre nach Norwegen, so oft ich kann. Aber ich vermisse manchmal auch die Einsamkeit. Dort ist es sehr ruhig, man hat viel Platz», sagt Hove. Die Natur, das Nordlicht und die frische Luft fehlen ihr.  

Von Tromsø, der grössten Stadt im Norden des Landes, ist es ungefähr noch eine halbe Stunde nach Lakselv mit einem kleinen Zweipropeller-Flugzeug. «Das ist immer abenteuerlich.  Für mich mit meiner Flugangst ist das nicht immer angenehm», sagt Waldmeier.  Während er jeweils hofft, dass der Flug schnell vorbeigeht, freut sie sich über jedes Luftloch.

Erst «Metal», dann der Stilwechsel

Monicka Hove hat Musik geschrieben, seit sie 13 Jahre alt war. Mit 16 Jahren begann sie ihre dreijährige Ausbildung in Musik, Tanz und Drama. Das Musizieren wurde ihr in die Wiege gelegt. Die Eltern und beide Schwestern sind Musiker. «Es ist also kein grosses Geheimnis, wieso ich Musik mache», sagt sie lachend. Ursprünglich hat sie Klavierspielen gelernt. Gitarre zu spielen, hat sie sich selber beigebracht und gesungen habe sie schon immer, blickt sie zurück.

Patric Waldmeier hat als Kind Keyboard gespielt und beim Musikhören immer mitgesungen. Durch seine Ausbildung zum Primarlehrer hat er gelernt, Gitarre zu spielen. Später hat er Gesangsunterricht genommen und sich verschiedenen, kleinen Bandprojekten gewidmet. Geprobt wurde in Mumpf in einer Zivilschutzanlage. Dort üben die beiden heute noch. Damals spielte er noch «Metal», «die harten Sachen», wie er erklärt. Aber nebenbei hatte er auch angefangen, akustische Gitarre zu spielen und selber Lieder zu schreiben. «Mit Monicka bin ich musikalisch aufgeblüht», erklärt er. «Nicht alle wissen das über mich, aber ich liebe auch ‹Metal› und härtere Sachen», hakt sie ein. Sie kommt eben aus dem Land des «Death Metal».

Als «Monicka and the Wolf» machen sie jetzt gemeinsam Musik. Es sind ruhige, warme Töne, die sie anschlagen. Dass er, der Wolf ist, liegt nicht nur an seinem Bart. «Ich bin wahrscheinlich schon der Wildere von uns beiden», sagt er lachend. Der Wolf soll aber vor allem im Hintergrund die Fäden ziehen: «Monicka ist die Sängerin und Frontfrau und soll im Vordergrund stehen». Da zwei Gitarren ungeeignet waren, hat Waldmeier begonnen, Schlagzeug zu spielen. «Es gibt der Musik mehr Rhythmus und Volumen», findet er.

Newcomer-Band am Songbird Festival

Bei Live-Auftritten haben sie jeweils einen Gastmusiker dabei, einst eine Geigerin, derzeit ein Saxophonist. Das hat einen einfachen Grund: «Wir können nicht alles selber spielen. In meinem Kopf ist unsere Musik immer sehr gross. Irgendwann möchten wir mehrere Musiker dabei haben», sagt Waldmeier. Bisher haben sie noch kein Album veröffentlicht. Es ist aber ein grosser Traum von ihnen.

Dem sind sie jetzt vielleicht einen Schritt näher gekommen. «Monicka and the Wolf» wurden eingeladen, morgen Freitag das Songbird Festival in Davos zu eröffnen. Es ist eines der grössten Singer-Songwriter Festivals in der Schweiz. Das Duo wird vor bekannten Schweizer Musikern wie William White und «The Drops» auftreten. «Das bedeutet uns viel», sagt Hove. Die Organisatoren sind angeblich über «Youtube» auf sie gestossen. Für die beiden ein Glücksfall. An Auftritte zu kommen, sei schliesslich nicht so einfach.

Arbeiten in sozialen Berufen

Hove arbeitet im Alterszentrum in Frick, wo sie eine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit absolviert. Ihr Leben bestehe hauptsächlich aus Arbeit, Schule, Musik, Essen und Schlafen, sagt sie lachend. Dazwischen geht sie in den Wald, dort findet sie Ruhe und Inspiration für ihre Musik. Waldmeier ist Primarlehrer in Gipf-Oberfrick. Hahn im Korb ist er dort nicht. Selten für eine Primarschule, sind die Männer dort in der Überzahl. Daneben tüftelt er an neuen Songs und versucht: «Was im Kopf ist, auf das Blatt, respektive in die Instrumente, zu bringen.» Man darf gespannt sein, was für Töne dabei herauskommen und hoffen, in Zukunft noch mehr von dieser fricktalisch-norwegischen Vereinigung zu hören.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote