Von Neuen Medien, Regulierungswahn und Mehrwert

  20.11.2014 Frick, Oberes Fricktal, Gewerbe, Wirtschaft, Politik

Nach zwei Ausführungen folgte am Dienstagabend in Fricks Monti die Fortsetzung des Anlasses «Treffpunkt Gewerbe», der durch das Gewerbe Region Frick-Laufenburg (Geref) organisierte wurde. Nachdem schon über die Themen «Lehrlinge» und «Fachkräftemangel» diskutiert wurden, stand dieses Mal das Thema «Kaufverhalten und Einkaufstourismus» im Fokus. «Seit der Franken vor drei Jahren einmal im 1:1-Verhältnis zum Euro stand, wurde der Einkaufstourismus ˂salonfähig˃», stellte Christoph Vogel, Präsident des Gewerbe Region Frick-Laufenburg, fest. Aus seiner Sicht sei der Online-Handel für das hiesige Gewerbe die grösste Herausforderung. In Bezug auf das hiesige Gewerbe meinte Vogel: «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.»

Das Fricktal ist eine starke Region

Regierungsrat Stephan Attiger überbrachte die Grüsse der Aargauer Regierung und betonte in seinem Kurzreferat, dass Qualität und Service entscheidend seien. Das Fricktal sei wirtschaftlich eine starke Region und mit einem aktiven Gewerbeverband könne man anregen, die Konsumenten zu lenken. Vor dem Impulsreferat , welches durch Thomas Rudolph, Professor für Marketing und internationales Handelsmanagement HSG St. Gallen, gehalten wurde, sprach Marc Jäger von der Raiffeisenbank Regio Frick zum Thema «Ist Beratung noch Trumpf oder Geiz einfach geil?». Er betonte, dass aufgrund des Internets der Aufwand für die Kunden, den Anbieter zu wechseln, massiv gesunken sei. Im Gegenzug seien die Ansprüche an die Professionalität der Beratungsleistung gestiegen. «Differenzierung ist der Schlüssel zum Erfolg», meinte der Vorsitzende der Bankleitung. «Beratung ist Trumpf, mehr denn je.»

Der Mehrwert ist relevant

Im anschliessenden Podiumsgespräch diskutierte Thomas Rudolph mit Hansjörg Knecht, Nationalrat und Unternehmer bei Knecht Mühle AG in Leibstadt sowie mit Franziska Bircher, Geschäftsführerin Brogle AG in Wittnau und Heidi Birrer, Birrer Nutzfahrzeuge AG in Sisseln. Nationalrat Philipp Müller konnte aus gesundheitlichen Gründen an der Podiumsdiskussion nicht teilnehmen. Moderiert wurde die Runde durch Kommunikationsberater Christoph Grenacher. «Der Konsument geht nicht wegen dem Brot alleine ins Ausland, sondern wegen anderen Produkten. Das Brot kauft er dann ergänzend», meinte Knecht. Rudolph sprach von einer falschen Einschätzung, dass die Margen und Gewinne in der Schweiz höher seien, die heute durch die Medien immer wieder «aufgewärmt» würde und erwähnte dafür die tiefen Mindestlöhne, die in Deutschland gelten. «Das wirkt sich stark auf die Preise aus», meint er. Und weiter: «Die Schweizer Firmen müssen versuchen, die Leistungskomponente hervorzuheben.» Franziska Bircher sieht den Mehrwert ihrer Unternehmung darin, dass in der eigenen Region produziert wird. Heidi Birrer sieht in ihrer Firma die persönliche Kundenbeziehung als Mehrwert. Schliesslich sprach Rudolph davon, dass man als Firma in der Internetwelt auffallen müsse. Es sei gefährlich zu denken, dass ein guter Internetauftritt viel Geld koste. Man müsse zwar nicht Online verkaufen, aber die Kunden übers Internet in die Läden locken. Bircher meinte, dass sie als Küchenbauer aufgrund der Schnelllebigkeit in der heutigen Zeit, in welcher sich die Kunden übers Internet informieren, stark gefordert seien. «Die Mitarbeiter müssen immer auf dem neuesten Stand sein, welche Geräte welche Eigenschaften haben.» Knecht spricht den «Regulierungswahn» an, der durch den Staat vorgegeben wird. In den Bereichen Ladenöffnungszeiten oder Parkplatzmöglichkeiten könne in der Schweiz noch viel gemacht werden. Um weiter auf dem Markt bestehen zu können, spricht Knecht von Produkteverbesserungen und Innovationen, mit welchen man sich als Firma auseinander setzen müsse. In seiner Branche müsse man auch mit Ernährungstrends gehen, beispielsweise hätten sie ein Brot mit mehr Eiweiss und weniger Kohlenhydraten ins Sortiment aufgenommen. Bircher spricht davon, dass für das Bestehen auf dem Markt Prozessoptimierungen sowie das Nutzen der Neuen Medien wichtig seien. «Wir sehen den Mehrwert für unsere Firma darin, dass wir mit ˂Top-Leuten˃ in der Werkstatt arbeiten», meinte Birrer. Generell seien sie noch weit davon entfernt aus allen Aktivitäten Mehrwert zu schöpfen. «In unserer Branche brauchen wir jene Zertifikate, damit wir überhaupt mit der Arbeit beginnen können.»

Das Schlusswort richtete Rolf Böller vom Geref an die rund 220 Gäste des sehr gut besuchten Netzwerkanlasses. Er betonte, dass die Themensuche schon im Gang sei und dass der beliebte Netzwerkanlass auch nächstes Jahr wieder durchgeführt werde.


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