Vom Schwimmbecken auf den Pferderücken
21.08.2014 Eiken, Lifestyle, Porträt, Oberes Fricktal, Gipf-Oberfrick, PersönlichEtwas abseits steht der Reithof in Eiken, auf dem Tabitha Roth fast ihre ganze Freizeit verbringt. Die 21-jährige Gipf-Oberfrickerin studiert Gesundheitswissenschaften an der ETH Zürich und reitet seit ihrem zwölften Lebensjahr. Täglich geht sie in den Reitstall und verbringt dort mehrere Stunden. Doch damit nicht genug: In ihren jungen Jahren ist sie auch noch selbständige Fotografin. Aber wie bringt sie Studium, Reiten und Fotografie unter einen Hut?
«Reiten wollte ich schon immer», sagt Tabitha Roth. Doch anfangs, als kleines Mädchen, hatte sie ihre Freizeit im Schwimmbecken verbracht: Mit vier Jahren hatte sie angefangen, Schwimmsport zu betreiben. Fünf Mal die Woche hatte sie trainiert und an Meisterschaften teilgenommen. «Meine Eltern sagten, ich solle mit den Reitstunden noch etwas warten und schauen, ob das wirklich etwas ist für mich», erklärt sie. «Bei mir ist der Wunsch aber hängengeblieben». Bald musste sich die Fricktalerin zwischen den beiden Hobbies entscheiden: Schwimmen und Reiten liessen sich nicht mehr miteinander vereinbaren — aus zeitlichen und finanziellen Gründen. Als sie später durch das Schwimmen mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, stieg sie ganz um auf den Pferderücken. Seit knapp zehn Jahren nimmt die 21-Jährige nun Reitstunden, seit drei Jahren begleitet sie die Holländer Stute Amalia.
Zu einer Einheit verschmelzen
«Mit dem Pferd hat man eigentlich keine gemeinsame Sprache», weiss Roth, «Trotzdem versucht man einen Weg zu finden, ihm sowohl im Umgang, als auch unter dem Sattel Dinge beizubringen, die es von Natur aus nicht tun würde». Ein guter Reiter bringe sein Pferd dazu, diese Dinge gerne zu machen. Dabei spielt laut Roth die Körpersprache eine wichtige Rolle. «Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich das Pferd unter mir schön und elegant bewegt», schwärmt Roth. «Wenn Ross und Reiter zu einer Einheit verschmelzen». Doch so einfach wie sich das anhört, ist es nicht: Nach ihrer ersten Reitstunde konnte Roth eine Woche lang nicht mehr richtig gehen vor lauter Muskelkater. Ausserdem spürt ein Pferd sofort den Gemütszustand seines Reiters und verhält sich auch dementsprechend, was manchmal nicht einfach ist.
Der Amerika-Urlaub brachte sie zur Fotografie
Muskelkater beim Fotografieren hatte sie bislang noch keinen. 2011 entdeckte Tabitha Roth ihre Leidenschaft im Fotografieren: In den Ferien in Amerika fotografierte sie stundenlang Möwen und Eichhörnchen. «Es liess mich nicht mehr los», erinnert sie sich. Die neue Leidenschaft nahm die damals 18-Jährige von Übersee mit in die Schweiz. Hier fotografiert sie bis heute für Privatkunden und an Turnieren. Hauptsächlich Pferde und Hunde stehen bei ihren Shootings vor der Linse. Seit zwei Jahren ist sie selbständig erwerbend und verdient sich mit Shootings ihr Taschengeld dazu. «Das Fotografieren habe ich mir grösstenteils selber beigebracht», erzählt sie. Sie nahm aber auch an diversen Workshops teil. Unter anderem an einem in Italien, bei einer deutschen Meisterfotografin. Die Workshops hätten Tabitha Roth aber nicht so viel gebracht wie ihre eigenen Erfahrungen: «Wie mir es die Meisterfotografin schon sagte: Alles was sie ihren Schülern voraus hat, ist ihre 30-jährige Erfahrung.» Ein wichtiger Punkt in der Fotografie sei nebst dem Auge für Formen und Farben schliesslich auch das Üben. Inspiration holt sich die Jungunternehmerin auch von anderen Fotografen. Ihre Lieblingsmotive beim Fotografieren sind Pferde. Gleichzeitig können Shootings mit diesen Tieren auch schwierig sein: Sie müssen gut in Szene gesetzt werden, der Hintergrund muss stimmen und nicht zuletzt muss das Tier auch noch mitmachen, diese haben aber oft ihren eigenen Kopf. «Wenn man eine coole Location hat, macht ein Shooting umso mehr Spass», sagt Roth.
Bei diesen beiden grossen Hobbies mögen sich einige fragen, wie das zeitlich miteinander vereinbar ist. «Es ist schon recht viel», gibt Roth zu. Da sie aber selbständige Fotografin ist, könne sie sich die Arbeit einteilen. Falls ihr die Arbeit mit dem Pferd mal zu viel würde, finde sich immer jemand, der einspringen würde. Für viel mehr Aktivitäten neben ihren beiden grossen Hobbies reicht es kaum, «aber das habe ich mir so ausgewählt», erklärt die 21-Jährige, «Wer ein Pferd hat muss bereit sein, auf gewisse Dinge zu verzichten».
Ihr kreatives, gestalterisches Talent, denkt sie, liege ihr auch etwas im Blut: «Mein Grossvater ist Architekt, wie mein Onkel. Meine Tante ist Zeichenlehrerin. Mit ihrer jüngeren Schwester wohnt Roth noch bei ihren Eltern. Sie sind es auch, die ihr Pferdehobby finanziell unterstützen: «Ohne sie könnte ich mir gar kein Pferd leisten», sagt Roth.
Die Fotografie ist keine Option
Das Fotografieren möchte die Fricktalerin jedoch nicht zum Haupterwerb machen, das kam bei ihr wie aus der Pistole geschossen. Ihr sei der Beruf zu unsicher, davon zu leben sei fast unmöglich. «Die Leute sind sich heute nur noch selten bewusst, wie viel Zeit und Arbeit hinter solchen Bildern steckt, und dass auch Fotos einen Besitzer haben. Entsprechend will man kaum mehr etwas dafür zahlen», erklärt Roth. Was sie beruflich machen möchte, weiss Roth noch nicht genau: «Als erstes möchte ich mein Studium erfolgreich beenden, danach vielleicht in der Forschung auf dem Gebiet der Neurowissenschaften arbeiten.» Das stehe aber noch in den Sternen. Als Ausgleich zu ihren Studienprüfungen und zum Alltag werde sie aber weiterhin viel Zeit mit ihrer Amalia verbringen und an Turnieren teilnehmen.