«Wir betreuen jedes Jahr 200 betroffene Frauen»

  15.05.2014 Frick, Oberes Fricktal

Etwa zweieinhalb Millionen Menschen weltweit werden jährlich Opfer von Menschenhändlern. 80 Prozent davon sind Frauen. Es sind eindrückliche Zahlen, die man auf der Webseite der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) in Zürich findet. Die Beratungs- und Interventionsstelle setzt sich für den Schutz und die Rechte von Migrantinnen ein, die von Gewalt und Ausbeutung in der Schweiz betroffen sind «Wir betreuen jedes Jahr rund 200 Opfer von Frauenhandel», erklärt Mediensprecherin Rebecca Angelini.

Nicht nur ein städtisches Problem
Am Freitag diskutiert Angelini in Frick mit Michael Stauffer von der Christlichen Ostmission zum Thema. Organisiert wird der Anlass von der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung der Schweiz, der EVP Bezirk Laufenburg, der reformierten Kirchgemeinde Frick und Bildung Mobil. «Die EVP hat verschiedene Vorstösse im nationalen Parlament zum Thema gemacht, die nun breit diskutiert werden. Wir von den Sektionen möchten die Leute an der Basis für die Thematik sensibilisieren. Menschenhandel und Prostitution laufen verdeckt ab und obwohl wir hier in unmittelbarer Nähe zu den Zentren leben, nehmen wir es nicht wahr», erklärt Jutta Moosherr von der EVP Bezirk Laufenburg. Sie wird den Abend leiten. «Es ist definitiv nicht nur ein städtisches Problem. Wir betreuen Personen aus allen Regionen der Schweiz, auch aus dem Aargau», hält auch Angelini fest.

Von Menschenhandel spricht man, wenn Menschen aufgrund von falschen Versprechungen oder Täuschung migrieren und im Zielland unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Betroffene finden sich nicht nur in der Prostitution sondern auch in der Pflege, Landwirtschaft, Gastronomie und in der Hausarbeit. «Es ist so, dass 95 Prozent der Sexarbeiterinnen in der Schweiz nicht von Frauenhandel betroffen sind», ergänzt Angelini. «Aber jede Betroffene ist eine zu viel.» Die meisten Frauen würden sich aus finanzieller Not für den Schritt in die Prostitution entscheiden. Aber auch bei jenen, die – oft von Verwandten oder nahen Bekannten – mit falschen Versprechen in die Schweiz gelockt werden, und danach unter prekären Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden, ist wirtschaftliche Not im Heimatland der häufigste Grund für Migration.

Die politische Ebene
Die Diskussion am Freitag stellt auch die Frage «Was können wir tun?». Angelini findet darauf eine klare Antwort: «Die Betroffenen brauchen spezialisierten Schutz. Die Frauen, die über die Polizei oder andere Drittpersonen zu uns kommen, entscheiden jedoch selbst, ob sie die Unterstützung annehmen möchten.» Die Öffentlichkeit auf der anderen Seite müsse erfahren, unter welchen Bedingungen die Betroffenen arbeiten. Auf diese Weise werde verständlicher, welche Auswirkungen etwa migrationspolitische Entscheide auf die Situation der Opfer haben.

Der Diskussionsabend «Menschenhandel und Prostitution - Was können wir tun?» findet am Freitag, 16. Mai, von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr im Reformierten Kirchgemeindehaus Frick statt.  


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